Am 1. August feiere ich ein ganz besonderes Jubiläum: Ich bin ein Jahrzehnt selbstständig. Die Kurve dieser zehn Jahre sah so aus: Eine mühsame Steigung, Steinchen für Steinchen. Dann Kreise drehen auf einem Mittelgebirgsplateau. Und schließlich aufspringen auf den Sessellift. Hui!
Klingt nach einer Erfolgsgeschichte? Ja, aber ich will auch ganz offen erzählen, wo es bei mir knirschte. Warum ich oft unzufrieden mit mir war. Heute ist das zum Glück anders und ich bin sehr dankbar dafür. Was also hat sich verändert?
2011 bis 2013: Anfänge und Babypause
Als ich mich 2011 selbstständig machte, hatte ich kaum Kontakte oder Beziehungen. Übers Wasser hielt ich mich hauptsächlich mit Auftragsbörsen. Auch mit Werbebriefen versuchte ich es (en vain, wie der Franzose sagt).
Im zweiten Jahr gründete ich meinen Blog, die beste Entscheidung überhaupt. Ich bekam dann erst mal mein zweites Kind und baute den Blog während der Babypause weiter auf.
2014 bis 2019: Etablieren als Texterin
Nach der Babypause stellte ich die Weichen auf Professionalisierung, investierte in Website und Fotos. Und der Blog entwickelte sich zu einem unschlagbaren Akquisetool. Über ihn bekam ich genügend Anfragen, um mich als Texterin zu etablieren.
Ich hatte also genug Arbeit, strampelte und strampelte – doch besonders viel Einkommen kam trotzdem nicht dabei herum. Ich machte mich selbst dafür verantwortlich, weil ich es einfach nicht schaffte, genug Texterstunden am Tag herunterzureißen.
Zwei Stunden Texten können richtig erschöpfend sein. Verbunden mit viel Sich-selbst-Anschubsen: Bitte nicht schon wieder prokrastinieren … Timer stellen … los, noch 30 Minuten. Klar, am Ende stand das Erfolgserlebnis eines guten Textes. Aber der Weg dorthin war oft mühsam und ich oft unzufrieden – nicht mit der Qualität meines Textes, aber mit meiner Performance.
2019/2020: Neue Wege als Workshopleiterin
2019 wagte ich den Schritt ins Workshopgeschäft, 2020 – hallo, Corona – dann als Online-Trainerin.
Und es passierte Folgendes: Auf einmal war ich nicht mehr an Stunden-Arbeit gebunden. Ich war einfach glücklich damit, meine Workshops vorzubereiten, und schaute dabei nicht auf die Uhr. Ein Tag Workshopvorbereitung geht rum wie nichts – und die gehaltenen Workshopstunden sowieso.
Ich bin, muss ich ehrlich zugeben, einfach viel motivierter, Dinge zu entwickeln, die ich jetzt und immerdar für mich nutzen kann. Im Kundenauftrag arbeiten heißt: Viel Gehirnschmalz reinstecken, der dann weg ist. Alles, was ich für meine Workshops entwickle, kann ich hingegen immer wieder nutzen, abwandeln, es sich entwickeln lassen. Auch wenn ich für Unternehmen Inhouse-Workshops konzipiere, kann ich vieles davon später in anderen Zusammenhängen gebrauchen.
2021 ff.: Hold my beer
Ich habe noch viel vor. Aktuell arbeite ich an meinem ersten eigenen Videokurs, was einfach total spannend ist. Weitere Workshop-Ideen warten darauf, umgesetzt zu werden. Und es sieht so aus, als würde ich bald auch unter die Autorinnen gehen. Während ich vorher mehr oder weniger auf der Stelle trat, ist auf einmal so vieles möglich. Und das zahlt sich auch finanziell aus.
Seit einigen Monaten habe ich mir Unterstützung geholt: Jana und Udo Schneider übernehmen als virtuelle Assistenz für mich Grafik- und Layoutarbeiten und sind gerade super fleißig mit dem Videoschnitt für meinen Kurs beschäftigt. Ich kann dadurch Dinge schneller voranbringen und habe nicht mehr das Gefühl, mit allem allein dazustehen. Das ist viel wert.
Wer bin ich heute?
Mittlerweile texte ich fast nur noch für Bestandskund*innen und plane, mein Text-Angebot bald von der Website zu nehmen. Dann bin ich Vollblut-Schreibtrainerin, yeah.
Was macht das mit meinem Selbstverständnis als Texterin? Ist es nicht schade, dieses Talent – das ich ganz sicher habe – schlummern zu lassen? Aber so empfinde ich es nicht. Ich bin, auch wenn ich irgendwann keine Kundentexte mehr schreibe, trotzdem noch Texterin. Eine Texterin-Wissensvermittlerin eben. Und das ist großartig.
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Thomas von FabForward Consultancy meint
Herzlichen Glückwunsch zum Selbständigenjubiläum! Sagt man das so? – Egal. Jedenfalls ein perfekter Grund zum Feiern und vielen Dank für die sehr persönlichen Einblicke in das Abenteuer Selbstständigkeit. Gerade dieses Mäandern und Hakenschlagen ist ja gerade das Spannende an der Selbstständigkeit – wie eine kleine Amöbe. Ach, und das Schreiben aufzugeben, wäre definitive seeehr schade 😉
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Thomas,
vielen Dank! Ich schreibe ja weiter, mal wie ein Amöbe, mal wie ein Grizzlybär. 😉
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Susanne meint
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und zu allem, was Sie geschafft haben! Ihr Beispiel zeigt, was möglich ist: den Mut haben, sich selbstständig zu machen, probieren, straucheln, nicht aufgeben, sich weiterentwickeln und am Ende das finden, was einen glücklich macht. Bravo! Mir ging es ähnlich – von Auftragbörsen über die Spezialisierung als Texterin auf Gesundheitsberufe und auf mein zweites Standbein, das Schreiben von Bewerbungen. Letzteres hat mein ursprüngliches Business überholt und ich glaube, es ist die Begegnung mit unterschiedlichen und tollen Menschen, die mich so großen Spaß daran haben lässt. Als Texterin ist man über weite Strecken alleine, das kann einen richtig müde machen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und bedanke mich für Ihre immer wertvollen Newsletter und Blogartikel. Alles Gute!
Dr. Annika Lamer meint
Lieben Susanne,
vielen Dank für das nette Feedback und Ihr schönes Beispiel. Vorm Bewerbung-Schreiben habe ich größten Respekt. 😅
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Andrea meint
Liebe Annika,
herzlichen Glückwunsch auch von mir und weiterhin viel Erfolg! Wie immer ist das ein toller Beitrag, dieses Mal auf einer anderen Ebene.
Gruß – Andrea
Dr. Annika Lamer meint
Danke, liebe Andrea! Ich bin immer etwas zögerlich mit einer solchen Nabelschau. Umso mehr freut es mich, wenn auch das auf Interesse stößt.
Viele Grüße
Annika Lamer
Martina Schmid meint
Liebe Frau Lamer
auch von mir ganz herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Und weiterhin so viele gute Ideen und Inspiration wünsche ich und natürlich, VIEL Erfolg.
Dr. Annika Lamer meint
Vielen Dank, liebe Frau Schmid! Danke fürs Begleiten. 🙂
Peter Brandl meint
Liebe Frau Lamer,
schön wie Sie ihrer ersten Jahre der Selbständigkeit beschreiben und dabei wohl vielen aus dem Herzen sprechen. Gerade die Vorbereitung für einen selbst, ohne Zeitmessung und Druck, empfinde auch ich als so befriedigend und führt schlussendlich sogar zu einem viel besserem Produkt.
Alles Gute für den weiteren Weg!
P.Brandl
Dr. Annika Lamer meint
Lieber Herr Brandl,
vielen Dank für die guten Wünsche, freue mich!
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Susanne Sommer meint
Liebe Annika
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Du feierst dieses zusammen mit der ganzen Schweiz, die heute Geburtstag hat.
Danke dir auch vielmals für deinen tollen Blog und gerade für diesen sehr persönlichen Einblick. Einiges davon kommt mir bekannt vor.
Alles Liebe, Sue
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Sue,
ach ja, das war dann bestimmt ein gutes Omen, dass ich am 1. August gegründet habe. 🙂
Danke fürs Lesen und deine guten Wünsche!
Liebe Grüße
Annika