In den bald fünf Jahren, die dieser Blog besteht, habe ich schon viele Tipps gegeben, wie Sie das Beste aus Ihren (Werbe-)Texten herausholen. Wenn ich nur elf davon auf eine einsame Insel mitnehmen könnte, welche wären es? Hier sind meine Favoriten: die elf wichtigsten Schreibtipps für Texte, die man gerne liest.
1. Benutzen Sie eine aktive Sprache
Zu viele Passivkonstruktionen, Substantivierungen und bedeutungsschwache Verben sind wie Kletten im Haar. Alles verheddert, und man kommt nicht mehr durch. Schreiben Sie immer, wer etwas tut und was er tut – für eine wogende Haarpracht und frische Texte.
Zum Weiterlesen: Aktive Sprache: So schreiben Sie lebendige Texte
2. Vermeiden Sie Floskeln
Als professioneller, kompetenter Dienstleister punkten Sie mit Qualität, na klar. Schön, aber dem Leser sagt das nicht viel. Gehen Sie kritisch mit Ihren Texten ins Gericht: Wo steht ein Gemeinplatz mit wenig Aussagekraft? Welche Formulierungen sind unnötig umständlich, welche sind typischer Werbesprech?
Zum Weiterlesen: Floskeln im Werbetext: Wenn Qualität (nicht) großgeschrieben wird
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3. Schreiben Sie, wie Sie sprechen
Kurzsätze, eingestreute Fragen, Pausen, Umgangssprachliches: All das sind Anleihen an die mündliche Sprache, die Ihren Text leichter zu lesen machen. Und es gibt noch einen Vorteil: Wenn Sie schreiben, wie Sie sprechen, bekommt Ihr Text ein ganz eigene Note. Tschüss, Einheitsbrei!
Zum Weiterlesen: Reden ist Gold: Warum Sie mehr so schreiben sollten, wie Sie sprechen
4. Kümmern Sie sich um Ihre Adjektive
Kein Werbetext kommt ohne Adjektive aus. Dumm nur, dass so viele Werbetexte die gleichen verwenden – Floskelalarm! Problem Nummer zwei: die schiere Masse. Originalität und das richtige Maß der Adjektive gehören zu den wichtigsten Kriterien, die einen durchschnittlichen Text von einem guten Text unterscheiden.
Zum Weiterlesen: Stilsicher texten: Adjektive im Werbetext
5. Denken Sie aus der Sicht des Kunden
Schreiben kann man viel. Doch interessiert das den Kunden überhaupt? Womöglich ist ihm egal, wie Sie Ihre Ergebnisse erzielen. Hauptsache, Sie bringen das Ergebnis, das er sich wünscht. Oder ein bestimmtes Produktmerkmal, auf das Sie besonders stolz sind, ist ihm überhaupt nicht wichtig. Aus der Sicht des Kunden zu denken, bedeutet auch, die eigene Eitelkeit zu überwinden.
Zum Weiterlesen: Hilfe, mein Werbetext quillt über! Warum weniger oft mehr ist
6. Sagen Sie es in wenigen, einfachen Worten
Sie können viel und haben viel zu sagen. Das freut Sie, aber weniger den Leser. Niemand hat Lust, eine komplizierte Abhandlung zu lesen. Scheuen Sie sich nicht, Dinge wegzulassen oder zu verkürzen. Die Kunst besteht darin, auch ein komplexes Angebot auf eine leicht verständliche Essenz herunterzubrechen.
Zum Weiterlesen: Die Kunst der Einfachheit: Wie Sie ein kompliziertes Angebot verständlich darstellen
7. Werden Sie konkret
Umweltschutz liegt Ihnen am Herzen? Erzählen Sie, welche konkreten Maßnahmen Sie ergreifen. Ihre Firma ist innovativ? Ja, aber in welcher Hinsicht? Zeigen statt behaupten: Je abstrakter das ist, was Sie aussagen möchten, desto wichtiger ist es, konkret zu werden.
Zum Weiterlesen: Werte für Unternehmen: Was wirklich zählt (und was Sie sich sparen können)
8. Bleiben Sie positiv
„Mietfrei wohnen“ oder „Schluss mit überteuerten Mieten“? Die Aufmerksamkeit des Kunden können Sie entweder mit einem positiven Bild oder einem negativen Gegenbild gewinnen. Da es hier jedoch um meine Herzenstipps geht, mein ganz persönlicher Rat: Verbreiten Sie lieber gute Laune als Schrecken. Stellen Sie den Gewinn für den Kunden dar, anstatt ihm seine Probleme unter die Nase zu reiben.
Zum Weiterlesen: Regenbogen oder Gewitterwolke: Wie Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Kunden gewinnen
9. Seien Sie nicht zu perfekt
Wenn Sie sich immer perfekt und aalglatt geben, kann das schnell langweilig werden oder Sie sogar Sympathiepunkte kosten. Wer will sich auf der Party schon mit Mister Saubermann unterhalten. Also: Zeigen Sie ruhig auch mal Ecken und Kanten – ohne dabei jedoch Ihr Licht unter den Scheffel zu stellen.
Zum Weiterlesen: Mut zur Lücke: Warum in Ihren Werbebotschaften nicht immer alles perfekt sein muss
10. Sagen Sie Dinge außerhalb der Norm
Ein Beispiel findet sich in meiner Einleitung: elf Tipps, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Totaler Quatsch, oder? Macht nichts. Stehen Sie zu Ihren spontanen Einfällen. Überraschen Sie, lassen Sie den Leser ruhig auch mal stolpern.
Zum Weiterlesen: Erfolgreich bloggen: So finden Sie Ihren eigenen Stil – Teil 2: Ausdruck
11. Machen Sie Ihr eigenes Ding
Würde ich auf die gängigen Überschriften-Tipps hören, würde mein Beitrag lauten: „Die 11 ultimativsten Tipps für geniale Texte, die Ihre Leser umhauen“ – oder so ähnlich. Darauf verzichte ich aber gerne, und ich weiß, dass meine Leser genau das an meinem Blog schätzen. Daher mein Rat: Hören Sie nicht zu viel auf andere und finden Sie Ihren eigenen Stil.
Zum Weiterlesen: Schreibdiktate beim Bloggen: Welche Tipps Sie besser über Bord werfen
Fazit: Viel zu bedenken, oder?
Was denken Sie, wenn Sie sich die elf Tipps durchlesen? „Joa, mach ich doch alles?“ Oder: „Wah, ist das viel, wie soll ich das alles berücksichtigen?“ Keine Sorge. Picken Sie sich für den Anfang ruhig das heraus, was Ihnen besonders wichtig erscheint. Oder das, von dem Sie meinen, dass Sie noch am meisten daran arbeiten müssen. Schließlich soll das Schreiben kein Krampf werden, sondern Spaß machen. Und das (den Spaß) wird man Ihren Texten anmerken – vielleicht der wichtigste Tipp von allen.
Welchen Tipp finden Sie am wichtigsten? Ich freue mich über Ihr Feedback im Kommentarfeld.
Franz Winkler meint
Sehr geehrte Frau Dr.Lamer,
vielen Dank für Ihre 11 Tipps. Ich finde die Tipps alle wichtig und wertvoll. Vor allem aber hat es mir Tipp 3 „Schreibe wie du sprichst“ angetan, denn diesen Rat hat mir schon meine Deutschlehrerin in der Grundschule mitgegeben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Texte, die nach dem Prinzip „Schreibe wie du sprichst“ geschrieben werden, leicht verständlich sind und bestens funktionieren..
mit freundlichen Grüßen
Franz Winkler
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Winkler,
vielen Dank für Ihr freundliches Feedback! Da hatten Sie aber eine mutige Deutschlehrerin. 😉
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Sandra Kreß meint
Hallo Annika,
Deine Tipps sind immer klasse und heben sich in allem vom Blogger-Einheitsbrei ab. Ich bin froh, dass Du es auch so genau nimmst mit der Rechtschreibung, denn manchmal denke ich, ich bin mit meiner Pedanterie diesbezüglich allein auf der Welt. Danke, weiter so!
Herzliche Grüße, Sandra
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Sandra,
danke schön, das freut mich sehr. 🙂
Viele Grüße
Annika
Thorsten Bayer meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für die hilfreichen Hinweise. Den Link habe ich gerne auf Twitter geteilt.
Mein Favorit ist Punkt 7 („Werden Sie konkret“), Bei vielen Texten – hoffentlich nicht den eigenen – sehe ich da noch am meisten Nachholbedarf …
Liebe Grüße aus Bregenz
Thorsten Bayer
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Bayer,
vielen Dank fürs Teilen und für Ihren Favoriten!
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Alexandra Prasch meint
Hi Annika,
ich finde auch alle Tipps wichtig. (Web)Texte sind so vielschichtig: Man will sich in die Leute reinversetzen, die man anspricht, gelangweilt abbrechen oder einschlafen sollen die Leser dann auch nicht und Persönlichkeit reinbringen will man, damit man sich abhebt und authentisch ist …
Liebe Grüße
Alexandra