Was macht meine Personenmarke aus? Das fragt die Strategie- und Kommunikationsberaterin Dr. Kerstin Hoffmann in ihrer aktuellen Blog- und Webparade für Personenmarken.
Nun habe ich für mich das Wort „Personenmarke“ noch nie verwendet. Und „Personal Branding“ schon gar nicht. Das liegt daran, dass ich nicht so gern Marketing-Vokabular verwende. Bei mir heißt das einfach „Persönlichkeit zeigen“. Dass ich es so nenne und nicht Personal Branding, ist übrigens selbst Teil meiner Positionierung.
Darauf will ich hier jedoch gar nicht den Fokus legen. Sondern auf die Frage: Darf ich als Texterin überhaupt eine Personenmarke haben? Mit anderen Worten: Darf ich Persönlichkeit zeigen, wenn ich in den Texten, die ich für andere schreibe, doch gar nicht als Person auftrete? Was zählt denn da überhaupt meine Person?
Natürlich lautet die Antwort: Ja, ich darf, und doch, sie zählt sehr viel. Trotzdem: Spannende Frage, die es sich zu stellen lohnt.
Holla, da bin ich oder: Warum auf meiner Startseite kein Landschaftsfoto steht
Wer auf meine Website klickt, dem tritt gleich mein Porträtfoto entgegen, und das auch noch über die ganze Bildschirmbreite. Sollte eine Texterin nicht lieber ein Foto von einem schreibenden Stift als Startbild haben? Oder durcheinandergewürfelte Setzbuchstaben oder einfach ein schönes Landschaftsbild?
Für meinen Berufsstand ist es nicht so selbstverständlich, als Person in den Vordergrund zu treten. Denn wir Texter schreiben ja für andere, in ihrem Namen.
Und trotzdem steht bei mir gleich unter den ersten Zeilen: „Ich schreibe für Sie.“ Nicht etwa: „Passgenaue Texte für Ihre Unternehmenskommunikation“ oder Ähnliches, sondern: „Ich schreibe für Sie.“
Dieses Ich ist wichtig. Wer mich beauftragt, bucht nicht nur eine Leistung oder ein Ergebnis. Sondern er bucht, dass ich diese Leistung bringe, auf meine Art.
Wie bin ich dazu gekommen? Hier ist mein persönlicher Weg in Kurzform.
Vom Zeilenvogel zur Personenmarke
Als ich mich 2011 als Texterin selbstständig machte, geschah das unter dem Unternehmensnamen „Zeilenvogel“. Ich hatte ein kleines Porträtfoto auf meiner Über-mich-Seite, dessen Notwendigkeit ich immerhin einsah, aber besonders angenehm fand ich es nicht.
Ein gutes Jahr später fing ich an zu bloggen.
Durch das Bloggen setzte ich mich viel intensiver damit auseinander, was mir beim Texten wichtig ist, was meinen Stil ausmacht. Ich bekam ein Bewusstsein dafür, wo meine Stärken liegen und wer ich als Texterin bin.
2014 verabschiedete ich mich vom Zeilenvogel und wechselte – im neuen Design – auf die Domain annika-lamer.de. Ein notwendiger Schritt weg vom distanzschaffenden Fantasienamen hin zur Person Annika Lamer.
Ende 2017 dann ein weiterer Relaunch, um meine Angebote stärker miteinander zu verzahnen und meine Positionierung zu schärfen:
- nicht bloß eine Texterin, die nebenbei bloggt,
- sondern eine Expertin, die man auch buchen kann.
Außerdem habe ich damit begonnen, ausgewählte Textertipps auch auf Video aufzunehmen. Damit trete ich als Person noch mehr nach vorne. Und zwar nicht nur im Video selbst, sondern mittelbar auch in meinen geschriebenen Beiträgen (auf denen nach wie vor der Fokus liegt). Wer weiß, wie ich spreche und agiere, wird auch in meinen Texten stärker meine Stimme wahrnehmen.
Und die Social Media?
Andere Kommunikationskanäle spielen eine untergeordnete Rolle. Ich habe eine Facebook-Seite, die mir durchaus wichtig ist – aber hauptsächlich deshalb, weil ich auch privat gerne auf Facebook bin. Einmal die Woche gebe ich dort einen Rechtschreibtipp, und ich nutze die Plattform, um kleine Werbe-Absurditäten zu teilen, die mir im Alltag so begegnen.
Aber ich bemerke wenig Überschneidungen zwischen Facebook-Followern und Newsletter-Abonnenten oder gar Kunden. Ehrlich gesagt tracke ich das alles gar nicht, nutze kein Google-Analytics, keine Facebook-Zählpixel … Das ist also die Stelle, an der ich ein wenig mit der Schulter zucken muss.
Xing ist bei mir lediglich ein erweitertes Adressbuch, von Google+ habe ich mich verabschiedet, Twitter, Instagram und Pinterest habe ich gar nicht erst gestartet.
Meine Personenmarke transportiere ich also tatsächlich zum allergrößten Teil über Website, Blog und Newsletter. Was mir dabei hilft, ist meine gute Google-Platzierung. So gelangen immer wieder neue Leser auf meine Website, ohne dass ich mich in den Social Media dafür abstrampeln müsste.
Mein Branding als Texterin
Wer eine Personenmarke hat, betreibt auch Personal Branding. Oder? Mein Problem mit dem Begriff „Personal Branding“ ist, dass ich den strategischen Gedanken dahinter nicht mag. Ich bin ja nicht so oder so, weil ich meine, damit am besten Geld zu verdienen. Sondern weil es mir entspricht. Dennoch sollte man sich natürlich bewusst machen, wie der eigene Auftritt nach außen wirkt. Dazu schreibt Kerstin Hoffmann:
„In dem Moment, in dem wir mit anderen interagieren (…) erzeugen wir bei anderen einen Eindruck, ein Bild. Wir haben eine Reputation, ein Image. Wenn wir dies im professionellen bewusst gestalten, betreiben wir Personal Branding. Wenn wir im professionellen Kontext kommunizieren und dies nicht bewusst gestalten – indem wir etwa Selbstbild mit Fremdbild abgleichen und entsprechend handeln –, betreiben wir auch Personal Branding, aber eben unbewusst. Damit sind wir dann mutmaßlich weniger erfolgreich oder zumindest weniger ausgerichtet im Sinne der eigenen Kommunikationsziele.“
Was bei den anderen von mir ankommt, ist eine Mischung von drei Faktoren:
- wie ich mich präsentiere,
- über welche Themen ich schreibe und
- wie ich darüber schreibe.
Diese drei Dinge zusammen ergeben ein Bild von mir, das dem Kunden gefällt oder nicht. Wenn nicht, fragt er mich gar nicht erst an. Wenn ja, entscheidet er sich ganz bewusst für mich, und es kommt zu so schönen Anfragen wie dieser hier:
„Ich habe in meiner Verzweiflung [Anmerkung: es ging um einen sehr kurzfristigen Auftrag] nicht 30 Texter angeschrieben, in der Hoffnung, dass jemand zusagt. Ich habe heute morgen drei Stunden damit verbracht, mir Webseiten von Texterinnen anzusehen, um einzuschätzen, wer gut passen könnte, und habe nur Sie angeschrieben.“
Super, oder? Genau deshalb kann ich so selbstbewusst sein, auf meiner Startseite zu sagen: „Ich schreibe für Sie.“ Weil ich eben nicht nur ein Sprachrohr bin, das Kundenvorgaben in Texte umsetzt. Sondern eine Texterin, die selbst denkt und ihre ganz persönliche Herangehensweise hat.
Eine starke Personenmarke bringt also zweierlei:
- Sie ist ein nicht zu unterschätzender USP (so wie ich bin nur ich).
- Sie spricht Kunden an, die zu mir passen – meine Wunschkunden.
Privates gehört übrigens nicht zu meiner Personenmarke. Was ich von mir zeige, ist mein Unternehmer-Ich. Dieses Unternehmer-Ich ist ein wichtiger und authentischer Teil von mir, aber eben nicht mein ganzes Ich. Eine erleichternde Erkenntnis, nicht nur für mich, sondern für ganz viele Unternehmer.
Persönlichkeit zeigen – meine Tipps im Blog
Von Anfang an gehört das Thema „Persönlichkeit zeigen“ zu meinen zentralen Blogthemen, auch wenn ich dabei den Begriff „Personenmarke“ bisher nicht verwendet habe. In den folgenden Beiträgen beispielsweise können Sie Tipps dazu lesen:
Wie Sie Ihre wahren Wunschkunden anziehen (und die falschen aussieben)
So finden Sie Ihren eigenen Stil – Teil 2: Ausdruck
Die Über-mich-Seite: Wie persönlich darf es sein?
Warum Sie im Newsletter Ihr Ende der Leitung nicht vergessen sollten
[VIDEO] Besser texten: Warum Sie nicht immer der oder die Tollste sein müssen
Weitere Beiträge finden Sie unter dem Schlagwort Authentizität.
An dieser Stelle vielen Dank an dich, liebe Kerstin, für den Anstoß in deiner Blogparade. Übrigens: Die Blogparade läuft noch bis zum 15. März 2018 – Mitmachen ausdrücklich erwünscht. 🙂
Zille meint
Viele Jahre habe ich als Fotograf meinen Kunden gepredigt, wie wichtig ein Porträt auf der Website für die Kontaktaufnahme ist. Und doch habe ich selbst das Meine weit hinten auf der Seite über mich versteckt …
Bis vor einer Stunde.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Zille,
das freut mich sehr!
Viel Erfolg und herzliche Grüße
Annika Lamer