Fallstricke bei der korrekten Rechtschreibung bietet nicht nur das kürzlich vorgestellte Leerzeichen, sondern auch der Apostroph. Zum einen gibt es natürlich die berühmte „Apostrophitis“, also die Manie, bei Plural- und Genitivformen überflüssigerweise einen Apostroph zu setzen (Beispiele zuhauf finden Sie auf deppenapostroph.info).
Davon will ich hier aber gar nicht reden, denn die meisten Leser dieses Blogs dürften nicht zur gefährdeten Klientel zählen. Nein, es geht mir um weniger prominente Fälle, die auch in den besten Kreisen vorkommen.
Die Befehlsform: mit oder ohne Apostroph?
Immer wieder stolpere ich über Werbetexte und Anzeigen, in denen die Befehlsform mit Apostroph geschrieben wird. Aber nein, der Imperativ steht immer ohne Apostroph:
Mach das Beste draus.
Stell dir dein Wunschprodukt zusammen.
Sag uns deine Meinung.
„Mache“, „stelle“ und „sage“ wären auch richtig, denn bei den meisten Verben sind beide Varianten erlaubt. Gebräuchlicher ist es mittlerweile jedoch, das „-e“ wegzulassen – und zwar stets ohne Apostroph.
Zusammengezogene Wörter mit Apostroph?
Dieser Schnitzer war letztes Jahr sogar auf dem Werbeplakat eines großen Herstellers von Pflegeprodukten zu sehen: „für’s Haar“. Man setzt bei „fürs“ jedoch genauso wenig einen Apostroph wie bei „aufs“, „durchs“, „überm“ etc. Präposition und Artikel sind hier nämlich so miteinander verschmolzen, dass kein Auslassungsapostroph mehr gesetzt wird.
Das Plural-s bei Abkürzungen: Apostroph ja oder nein?
Der Plural-Apostroph ist bei ausgeschriebenen Wörtern eher ein Kuriosum mit geringer gesellschaftlicher Akzeptanz („Snack’s“, „Foto’s“). Bei Abkürzungen hält sich dieser Fehler jedoch hartnäckig. Dabei ist der Apostroph ein Auslassungszeichen, und es wird hier gar nichts ausgelassen – kein Grund also, „GmbH’s“, „CD’s“ oder „Lkw’s“ mit Apostroph zu schreiben. Korrekt heißt es „GmbHs“, „CDs“ und „Lkws“ (oder auch „Lkw“, das geht beides).
Und die richtige Form?
Wenn Sie für die verbliebenen Fälle nun noch die typografisch richtige Form wählen – nämlich einen vertikalen Strich (Beispiel: „Ku’damm“), nicht etwa einen Akzent („Ku`damm“/„Ku´damm“) –, haben Sie alles richtig gemacht. Und sind hoffentlich immun gegen Apostrophitis.
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Alice Högner meint
Hallo,
vielen Dank für den informativen Artikel. 🙂
Ich vermute die „Probleme“ kommen teilweise aus dem Englischen.
Dort werden sehr viel mehr Apostrophe gesetzt als im Deutschen und wie es immer so ist, wird das intuitiv in unsere Sprache übernommen.
Inzwischen sind beide Sprachen so durchgemischt und die englische Sprache anhand von Markennamen, kurzen Zitaten und ähnlichem in unserem Alltag so allgegenwärtig, das es für das Auge „falsch“ aussieht, wenn man das Apostroph weglässt im Deutschen, auch wenn es nach der Rechtschreibung richtig wäre.
Liebe Grüße,
Alice
Alexander Weber meint
… so allgegenwärtig, *dass es für das Auge …
Annika Lamer meint
Hallo Alice,
ja, da haben Sie sicher recht. Dem angloamerikanischen Einfluss haben wir auf jeden Fall den Genitiv-Apostroph zu verdanken („Gabi’s Stübchen“), genau wie auch das Leerzeichen zwischen zwei Wortbestandteilen („Damen Pantolette“).
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Günther Rose meint
Sehr geehrte Frau Dr. Lamer,
ich freue mich sehr, dass ich Ihre Seite
zufällig gefunden habe. Ich habe
gleich den Newsletter bestellt.
Wunderbar. Vielen Dank.
Sie schreiben „Hallo Alice“ ohne
Komma. Im Duden 1 oder Duden 9
oder Wahrig steht, dass Grußformeln
mit einem Komma abzutrennen
sind. Andererseits stört bei Hallo
ein Komma. Was meinen Sie?
Schönen Gruß
Günther
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Günther,
streng genommen haben Sie recht – aber man sieht das kaum, die meisten Menschen (so auch ich) empfinden es ohne Komma als natürlicher. Denn das Komma schafft eine Sprechpause, die man da eigentlich gar nicht haben will.
Der Duden erlaubt’s – ein bisschen zähneknirschend:
„Besonders wenn die eigentliche Anrede aus nur einem Wort besteht, kann sie in Briefen und E-Mails aber auch ohne Komma stehen: ‚Hallo Karin!‘, ‚Hi Paul!’“
https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Anrede-mit-Hallo
Viele Grüße
Annika Lamer
Wilhelm Resch meint
Setzt man bei Aufforderungssätzen nicht ein Rufzeichen?
s. o. Mach das Beste draus!,…
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Resch,
nein, das Ausrufezeichen ist fakultativ. Leider sieht man gerade in Werbetexten das Ausrufezeichen viel zu häufig: „Vertrauen Sie jetzt auf den Testsieger! Rufen Sie gleich an und bestellen Sie Ihr kostenloses Probeexemplar!“ Das wirkt schnell unfreundlich, so, als würde mich jemand anschreien. Das Ausrufezeichen sollte wirklich nur für den besonderen Nachdruck reserviert bleiben.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Helmuth Langewisch meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
Ihre Ausführungen zu den Deppenleerzeichen fand ich sehr unterhaltsam. Leider ist das Bemühen um gute Rechtschreibung und Typografie so gut wie aussichtslos geworden. Nicht zuletzt auch durch die sogenannte Rechtschreibreform.
Sie schrieben über die typografische Form über den Apostroph als vertikalen Strich. Er sollte aber eher wie ein hochstehendes Komma aussehen. Er darf nicht mit dem Fuß- bzw. Minutenzeichen verwechselt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Helmuth Langewisch
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Langewisch,
da haben Sie natürlich recht. Den „vertikalen Strich“ meinte ich nur in Abgrenzung zum schrägen Strich (= Akzent).
Wie genau der Apostroph aussieht, entscheidet letzten Endes ja die Schriftart – man muss nur die richtige Taste auf der Tastatur treffen. 😉
Beste Grüße
Annika Lamer
hanne meint
Liebe Frau Lamer!
Zwei kurze Fragen würde ich gern beantwortet wissen:
– Wo finde ich in meinem Word-Programm bzw. über die Laptoptastatur die folgenden zwei, korrekt aussehenden Zeichen:
– den langezogenen Strich bzw. Gedankenstrich anstelle des auf der Tastatur vorhandenen kurzen Striches für den Bindestrich?
– das Apostroph. (Muss ich danach umständlich immer unter Sonderzeichen in Word suchen? Bislang habe ich immer das Akzentzeichen als Apostrophzeichen verwendet, also dieses: ´´ bzw. über diese Funktion: ´´ Jetzt ist mir zudem die Taste mit dem folgenden Zeichen # aufgefallen, aber die sieht mir auch nicht nach dem Apostroph wie z. B. bei Johannes‘ Buch aus, oder?
Über eine kurze Antwort würde ich mich sehr freuen!
Beste Grüße!
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Hanne,
Hinweise zur Erzeugung des Gedankenstrichs finden Sie in meinem Artikel zum Gedankenstrich (graues Kästchen sowie zusätzlich unten in den Kommentaren):
http://www.annika-lamer.de/beliebte-rechtschreibfehler-der-gedankenstrich/
Ich selbst bin Mac-Nutzerin und kann daher nur für den Mac sprechen, da ist es anders als am Windows-Rechner.
Der Apostroph findet sich auf der Taste mit dem Rautezeichen, genau. Das Akzentzeichen ist schräggestellt, das ist das falsche Zeichen. Der korrekte Apostroph ist gerader, wobei das auch von der Schriftart abhängt.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Daniel Gebauer meint
Hallo,
Ergänzend auf die Frage von hanne nach dem Gedankenstrich (nicht Bindestrich) in MS Word:
Ich nehme die Tastenkombination ALT + 0150 im Zahlenblock.
Für den Apostroph nehme ich die Tastenkombination Großschrift + #‘ ganz rechts in der mittleren Reihe der normalen Tastatur.
Beste Grüße
Daniel Gebauer
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Gebauer,
danke für die Ergänzung. Genau, das war mit „Apostroph findet sich auf der Rautetaste“ gemeint.
Viele Grüße
Annika Lamer
Rosemarie Mohren meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
mit großem Interesse und viel Spaß habe ich Ihren Blog gelesen. Gestatten Sie mir bitte den Hinweis, dass „LKW“ die Abkürzung für Lastkraftwagen ist. Daher lautet die Mehrzahl nach meinem Dafürhalten „drei Lastkraftwagen“ oder eben „drei LKW“ – genau wie in Ihrem Abschnitt über FAQ.
Herzliche Grüße
Rosemarie Mohren
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Mohren,
vielen Dank für das nette Feedback! Die Abkürzung bekommt trotzdem ein Plural-s: Lkws und GmbHs (obwohl es Wagen und Gesellschaften sind). Bei Lkw sind beide Formen erlaubt: zwei Lkws oder zwei Lkw.
Bei den FAQ und AGB liegt der Fall deshalb anders, weil die Questions und Bedingungen *immer* im Plural stehen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Alex Bruns meint
Guten Tag Frau Lamer,
ich weiß nicht, ob dieser Kommentarbereich zur Thematik passt.
Es geht um folgende grammatikalische Schreibweise:
– Betriebstörung
– Betriebsstörung
Die zweite Variante ist als korrekt anzusehen, jedoch würde ich gerne wissen, wo diese Regelung in der Orthographie festgehalten wird, da Schreibweisen wie z. B. Vorfall(s)meldung immer nach Gefühl geschrieben wird, ich jedoch noch keine einheitliche Regelung gefunden habe.
Vielen Dank für einen Lösungsvorschlag
Mit freundlichen Grüßen
Alex Bruns
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Bruns,
zum Fugen-s gibt es leider keine Regel. Manche Wörter bekommen es, andere nicht. Da hilft im Zweifel nur Nachschlagen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer