Weihnachten und die Zeit zwischen den Jahren: eigentlich ein Anlass, einen Gang runterzuschalten. Bei uns Selbstständigen macht sich aber immer eine gewisse innere Unruhe breit, je näher die 31 auf dem Kalender rückt. Wir verfallen in den Rückschau- und Ausblicks-Modus: Habe ich in diesem Jahr erreicht, was ich mir vorgenommen habe? Was kann ich im neuen Jahr besser machen, was sind meine Ziele?
Bei mir liegt diesmal besonders viel auf dem Tisch, weil ich mir vor einem Jahr viel vorgenommen hatte. Nicht alles davon hat geklappt. Aber wenn ich weiß, warum, kann ich trotzdem etwas Positives draus ziehen – dann kann ich es 2018 ja besser machen. Hier kommt meine Abrechnung.
Ein Blick auf den Blog
Doch zunächst einmal: Wie lief’s mit dem Blog?
Nach wie vor verzichte ich aus Datenschutzgründen auf Google Analytics, kann also nicht viel Statistik liefern. Reine Zugriffszahlen sammelt mir das Plugin Statify. Demnach ist mein Traffic im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Dez.-Nov.) um erfreuliche 72 % gewachsen.
Die beliebtesten Artikel waren auch diesmal wieder Rechtschreibthemen – sie werden einfach am meisten gegoogelt. Hinzu kommen wie in den Vorjahren mein Uralt-Evergreen über Über-uns-Seiten sowie die Artikel zu Oster- und Weihnachtsgrüßen.
Mein Newsletter ist weiter fröhlich gewachsen, von 1.340 Abonnenten am 22.12.2016 auf 2.387 Abonnenten am 13.12.2017. Ein Zuwachs von über 1.000 Abonnenten, klasse.
Ich habe dieses Jahr 19 Beiträge geschrieben. 2016 waren es noch 24 Beiträge, im Jahr davor 25 Beiträge. Es war eine bewusste Entscheidung, den Veröfflichungsturnus herunterzuschrauben, weil ich mir Zeit für mein Projekt freischaufeln wollte. Dazu unten mehr.
Die Frage ist, hat es mir geschadet, seltener zu veröffentlichen? Schwer abzuschätzen, denn ich weiß ja nicht, wie mein Wachstum bei einer höheren Artikelzahl ausgesehen hätte.
Das Problem ist eher woanders zu sehen. Bei meinen 24 bzw. 25 Artikeln hatte ich einen sehr festen Rhythmus – alle zwei Wochen ein Artikel, mit Ausnahme einer dreiwöchigen Sommer- und Weihnachtspause. Dieser Rhythmus ist mir 2017 verlorengegangen, was nicht gut für mein Zeitmanagement war.
Ich nehme mit ins neue Jahr …
2018 will ich wieder in einem festen Rhythmus bloggen. Den Veröffentlichungs-Wochentag jedes Mal zu verschieben, um auf zweieinhalb Wochen zu kommen, hat zu viel Chaos gebracht. Künftig mache ich es so: immer abwechselnd ein Abstand von zwei und drei Wochen. So sollte ich auf etwa 22 Beiträge kommen.
So, und jetzt wird’s unbequem: Bilanz zu meinen vollmundigen Plänen für 2017. Dazu gehörten:
- ein Freebie lancieren
- ein Coachingprodukt entwickeln und vermarkten
- meine Website neu aufziehen – Relaunch inkl. neuer Porträtfotos
- Videos drehen (eventuell)
Was habe ich geschafft, woran bin ich gescheitert?
Plan Nr. 1: Ratgebervideos drehen
Die Idee, neben den geschriebenen Blogartikeln auch Videos anzubieten, war vor einem Jahr noch sehr vage. Aber doch, es hat geklappt: Vor Kurzem habe ich mein erstes Video veröffentlicht.
Zu meiner Video-Premiere hatte ich ausdrücklich um Feedback gebeten. Woran ich bei dieser Bitte gedacht hatte: „Wie gefällt es Ihnen, liebe/r Leser/in, meine Tipps in Wort und Bild statt wie gewohnt in geschriebener Form zu bekommen?“
Was ich stattdessen mehrheitlich bekommen habe: Tipps zum Videodreh. Bis hin zu „Drehen Sie in s/w“ und „Tragen Sie einen Rollkragen, dann kommt Ihr Gesicht optimal zur Geltung“. Davon war ich, ehrlich gesagt, doch sehr überrascht. Ja, die Ratschläge sind gut gemeint bis wertvoll – aber mein Perfektionismus in dieser Hinsicht ist gar nicht sooo ausgeprägt. Viel wichtiger ist für mich die Frage, ob das Format überhaupt sinnvoll ist.
Am wertvollsten war für mich daher das Feedback einer Leserin, die mir Folgendes per Mail schrieb:
(…) gerade, weil Sie so stark und so gelungen an Inhalten (nicht Bildern) orientiert sind, ist das Video meiner Meinung nach überhaupt nicht das geeignete Medium. Sie sprechen über Texte! Und jeder Text gibt Ihnen die Möglichkeit, einen durchdachten Schreibstil zu demonstrieren. Da gehen Inhalt und Form so sinnvoll zusammen, wie ich es selten im Marketing erlebe.
Ok, ja. Das Schreiben ist mein Medium, meine Stärke, und ich sollte mich – natürlich – auch weiterhin darauf konzentrieren.
Dennoch möchte ich das Videodrehen weiter verfolgen. Das Ziel ist ein ganz anderes: Das Video soll einen Impuls geben. Einen kleinen, aber eindringlichen Schubs hin zu der Aussage, die ich treffen will. (Im Fall meines ersten Videos: „Seien Sie nicht so perfekt.“) Die geschriebenen Blogbeiträge hingegen gehen mehr in die Tiefe, sie erklären genauer, wie man ein bestimmtes Ziel erreicht.
Funktion der Videobeiträge ist außerdem, noch etwas mehr als Person nach vorne zu gehen. Ich bin überzeugt, dass das auch positive Auswirkungen auf die geschriebenen Artikel hat. Man nimmt einen Text ganz anders auf, wenn man eine Vorstellung hat, wer da gerade spricht.
Kurzum, ich denke, dass beides sich gut ergänzen kann. Der Fokus soll aber weiterhin auf den geschriebenen Beiträgen liegen; Videos wird es nur alle paar Wochen bis Monate geben. Auch hier werde ich mir wohl einen festen Rhythmus überlegen.
Ich nehme mit ins neue Jahr …
Ich habe erfahren, auf welch wackliges Terrain ich mich begebe, wenn ich etwas mache, in dem ich noch Anfängerin bin. Dass ich mich dadurch angreifbarer mache. Das gilt natürlich umso mehr, wenn ich mich als Person zeige. Die Buchstaben, die ich sonst so in die Welt hinaus schicke, sind im Vergleich der reinste Schutzpanzer.
Davon will ich mich jedoch nicht abschrecken lassen. Ich will ja (innerlich) wachsen.
Außerdem habe ich noch einmal besser erkannt, worin die Stärke meiner geschriebenen Blogbeiträge liegt. Das möchte ich noch weiter vertiefen und weiterhin an meinem Stil und meiner Content-Qualität arbeiten.
Plan Nr. 2: Ein Freebie für die Newsletter-Anmeldung anbieten
Jepp, Haken dran, habe ich umgesetzt – seit Ende Januar schon bekommen neue Newsletter-Abonnenten mein Floskelhandbuch.
Und, hat’s was gebracht? Klicken jetzt signifikant mehr Leser auf „Abonnieren“? Nö. Im Endeffekt freut mich das sogar, zeigt es doch eins: In der Regel abonnieren Leser meinen Newsletter, weil sie meine Beiträge gut finden und sie auch weiterhin lesen möchten – und nicht, weil sie ein Freebie abgreifen wollen.
Ich nehme mit ins neue Jahr …
Diese Erfahrung zeigt mir einmal mehr, dass ich nicht auf die typischen Onlinemarketing-Tipps angewiesen bin – nach dem Motto: „Wie du X Leser in X Wochen gewinnst.“ Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich nicht alles so umsetze, wie erfolgsorientierte Menschen das gefälligst zu machen haben. Wenn ich weiterhin mein eigenes Ding mache, klappt das auch. Vielleicht nicht so groß. Aber dafür mit Stil – und Treue zu mir selbst.
Fazit: Auch in Zukunft werde ich keine Super-Vermarktungsstrategie fahren. Ich werde keine reißerischen Überschriften schreiben und meinen Content nicht an reinen Klickzahlen entlang planen. Ich bin mir sicher, meine Leser wissen genau das zu schätzen.
Plan Nr. 3: Ein Coachingprodukt entwickeln
So, und jetzt zu meinem größten Plan: das Coachingprodukt. Die Idee war, ein Workbook zu entwickeln und zu vermarkten. Damit wollte ich zum einen meine wachsende Zielgruppe „Leser, die ihre Texte selbst schreiben“ bedienen. Zum anderen sollte es mir ermöglichen, mit einem Teil meiner Einnahmen aus dem Hamsterrad „Zeit gegen Geld“ herauszukommen. Total verlockend!
Jedoch: Ich bin dran gescheitert. Erste Planungen habe ich gemacht, auch inhaltlich, aber weiter bin ich nicht gekommen.
Woran lag’s?
Es wäre leicht zu antworten: Es kam halt immer etwas dazwischen. Anfragen, die ich noch bedienen wollte. („Ok, diesen einen Auftrag nehme ich noch an. Aber dann!“)
Nein, wenn ich ehrlich bin, war der Zeitfaktor nicht der tiefere Grund. Der tiefere Grund war: Der Berg war zu hoch.
Wenn ich für einen Kunden oder eine Kundin schreibe, dann schneide ich den Text ja immer genau auf ihn oder sie zu. Jetzt sollte ich auf einmal ein Workbook entwickeln, das sämtliche Fallgruppen und Richtungen abdeckt. Eine Mammutaufgabe! Ich dachte, ich schaffe das – sollte doch ein Klacks sein für jemanden, der bereits eine Doktorarbeit geschrieben hat.
Aber nein, es war eben kein Klacks. Der Berg hat mich gelähmt.
Ich nehme mit ins neue Jahr …
Für den Aha-Moment hat mein Bruder gesorgt. Er meinte: „Mach doch lieber kleinere E-Books, in die du weniger Arbeit steckst und die du dafür günstiger verkaufst.“ Nach wie vor will ich nicht auf Masse gehen, aber ich habe erkannt, dass ich ruhig kleiner planen kann.
Das heißt: Ich werde nicht mehr das gesamte Spektrum meines Themas abdecken, sondern ausgewählte Bereiche für eine ausgewählte Zielgruppe. Ich werde nicht sagen: „Sie können es so oder so oder so machen“, sondern: „Machen Sie es so, hier ist die Anleitung.“ Davon werden alle profitieren: Ich, weil ich überhaupt mal fertig werde, und der Leser, weil er keine Kapitel überblättern muss und klarere Anweisungen bekommt.
Damit bin ich auch wieder motiviert und zuversichtlich. Ich werde mir einen konkreten Plan machen, und dann wird es 2018 auch ganz bestimmt klappen mit dem Workbook.
Plan Nr. 4: Einen Relaunch machen
Der Relaunch hat viel mit dem Coachingprodukt zu tun, sprich, ohne dieses Produkt wäre er gar nicht nötig. Deshalb war ich ihn bisher noch nicht angegangen. Aber jetzt: Tschaka! Nägel mit Köpfen. Neue Fotos sind bereits fertig, und meine Webdesignerin wird noch diese Woche mit dem Redesign starten. Läuft also.
Ich nehme mit ins neue Jahr …
Was das Learning aus meinem Relaunch sein wird, kann ich erst sagen, wenn es so weit ist. 😉
Übersicht 2017: Blogbeiträge auf annika-lamer.de
Zum Schluss noch eine Übersicht über die erschienenen Blogbeiträge, nach Themen sortiert. Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf:
- besonders viele Stil-Artikel
- kein Artikel über die Über-uns-Seite (auch wenn sie hier und da vorkommt)
- kein Interview
Das liegt daran, dass ich nach wie vor keinen Redaktionsplan habe, der mir das diktieren würde. Ich bearbeite Themen so, wie sie mir zufallen. Ein neues Über-uns-Seiten-Thema ist aber bereits in der Pipeline, das wird voraussichtlich schon der nächste Artikel sein. Auch ein Interview will ich mir für 2018 wieder vornehmen.
Hier also alle Themen im Schnelldurchlauf:
Tipps für den Unternehmensauftritt
- Texten für die Website: So finden Sie das Gleichgewicht zwischen Sachinfos und emotionaler Ansprache
- Gründer-Websites: Wie Sie Kompetenz vermitteln, wenn Sie noch am Anfang stehen
- Texten für die Website: So schildern Sie Ihre Arbeitsweise
- Blog, FAQ oder Info-Rubrik? Die Vor- und Nachteile
- Wie Sie Informationen auf Ihrer Website richtig ordnen und gewichten
Stil
- Origineller schreiben: Eine Dach-Metapher für Ihren Text
- Hilfe, mein Text ist krank: Erste Hilfe für Texte
- Besser schreiben: 11 Tipps für Ihre Texte, die mir am Herzen liegen
- Ein einzigartiger Tonfall für Ihre Texte: So schreiben Sie einen Tone of Voice
- Kleine Typologie der Satzschlusszeichen: Punkt, Ausrufezeichen und Fragezeichen stilsicher einsetzen
- Das Floskelhandbuch für Websites – exklusiv für Newsletter-Abonnenten
Bloggen
- Erfolgreich Bloggen: Wie Sie Ihre Blogleser in Kunden verwandeln – und warum Werbung dabei nichts zu suchen hat
- Erfolgreich bloggen: So finden Sie Ihren eigenen Stil – Teil 2: Ausdruck
- Erfolgreich bloggen: So finden Sie Ihren eigenen Stil – Teil 1: Rhythmus
Rechtschreibung
- Beliebte Rechtschreibfehler: Drei Kommaregeln, die Sie sich merken sollten
- Beliebte Rechtschreibfehler: Kommasetzung vor „und“
Videos
In eigener Sache
- Blogjahr 2017: Die Bilanz – und was ich ins neue Jahr mitnehme
- Neu im Blog: Videoreihe „Besser texten“
Das war’s für 2017 … oder?
Nicht ganz, ausruhen tue ich mich noch nicht. Der Relaunch steht noch an, Sie dürfen gespannt sein. (Ich bin es auch.)
An dieser Stelle ein besonders warmes Dankeschön an alle Stammleser/innen. Sie sind mir eine wichtige Motivation! Wenn Sie meinen Blog erst neu entdeckt haben: Schauen Sie doch wieder rein oder abonnieren Sie am besten gleich den Newsletter, ich würde mich freuen.
Was immer Sie mir an Anregungen, Lob, Kritik mitgeben möchten: Ich freue mich über Ihren Kommentar. Gerne können Sie auch von Ihren eigenen 2018er Plänen berichten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg – auf dass Ihnen Großartiges gelinge!
Wir lesen uns,
Ihre Annika Lamer
netztaucher meint
Ich bin froh zu lesen, dass es nicht nur mir so geht an Ideen zu neuen Produkten zu scheitern.
Aber wenn der Grund ein Auftrag ist, dann geht es ja auch leichter zu verschmerzen.
bis dann, marco.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Marco,
danke für deinen Kommentar. Das Problem ist ja, Aufträge werden einem IMMER dazwischenkommen. Deswegen finde ich es so wichtig zu schauen, wo der tiefere Grund dafür liegt, dass man etwas nicht umgesetzt hat. Falsches Zeitmanagement, mangelnde Planung, Versagensängste, Blockaden – es gibt viele Gründe. Wenn man das erkannt hat, kann man dran arbeiten.
Viele Grüße
Annika Lamer
Marit Alke meint
Hallo Annika,
vielen Dank für deinen Beitrag – und den spannenden Einblick hinter die Kulissen! Ich bin ja auch der Meinung, dass wir für ein funktionierendes Online-Business keine „Rezepte“ brauchen – und finde super, dass du einfach deiner eigenen Spur folgst!
Die Zusammenfassung der Blogartikel aus dem letzten Jahr ist ja ein schöner Service, das werde ich für meinen Beitrag übernehmen, danke für die Inspiration 🙂
Alles Gute für das neue Jahr und auch deinen Relaunch (und dein Coachingprodukt und was da sonst noch so kommt)!
Herzliche Grüße
Marit
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Marit,
vielen Dank für deine netten Worte! Das erinnert mich daran, dass ich unbedingt noch die anderen Beiträge deiner Blogparade lesen wollte – oder zumindest einige davon. 😀
Der Relaunch ist schon geschafft, der Rest wird auch noch.
Ich wünsche dir ein spannendes, erfolgreiches neues Jahr!
Liebe Grüße
Annika
Alexandra Prasch meint
Liebe Annika,
vielen Dank für diesen spannenden Artikel. Ich brauche für neue Formate und Kanäle immer sehr lange, bis es sich stimmig anfühlt und ich zufrieden bin. Da vergeht viel Zeit und ich schaffe auch einiges nicht so (früh), wie ich gern hätte … Sehr entlastend zu sehen, dass es anderen ähnlich geht.
Sehr gut gefällt mir dein Ansatz, nicht auf den reißerischen Online-Marketing-Zug aufzuspringen. Ich bin ebenfalls dabei, den zu mir passenden Weg zu finden.
Zu deinem Video hab ich dir schon detailliert Feedback gegeben – ich finde es jedenfalls sehr professionell und würde auch weiter auf dieses Medium setzen!
Liebe Grüße
Alexandra
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Alexandra,
lieben Dank für dein Feedback und ganz viel Erfolg mit allem, was du vorhast.
Viele liebe Grüße
Annika