Die Über-uns-Seite: So schlagen Sie den Bogen zum „Ich“

In diesem Blog habe ich Einzelunternehmern schon ein ums andere Mal empfohlen, auf ihrer Website von sich selbst in der ersten Person zu sprechen. Nicht immer lässt sich dieser Rat jedoch konsequent umsetzen. Manchmal ist die Wir-Form trotzdem die richtige, oder es tritt gar kein Personalpronomen auf. Spätestens die Über-uns-Seite sollte dann aber die Kurve zum „Ich“ kriegen. Nur: Wie stellt man das am geschicktesten an?

 

Wenn das „Ich“ zum „Wir“ wird

Es gibt Berufsgruppen, da zieht sich das „Ich“ ganz natürlich durch die ganze Website. Etwa bei Kreativen, Beratern und anderen Dienstleistern, die im direkten Kundenkontakt stehen. Der Kunde bucht hier Sie als Person, und es wäre widersinnig, nicht von Anfang an als „Ich“ aufzutreten. Bei anderen Unternehmern ist der Fall jedoch nicht so eindeutig. Etwa,

• wenn Sie einen Shop, ein Forum oder ein Informationsportal betreiben, bei dem Ihre Person erst einmal keine Rolle spielt,
• wenn Sie für Teile Ihrer Dienstleistung auf externe Mitarbeiter zurückgreifen (zum Beispiel der Webdesigner, der sich für bestimmte Aufträge einen Programmierer mit ins Boot holt)
• oder manche Aufträge ganz einfach deligieren (etwa der Übersetzer, der einige Aufträge an Kollegen weiterreicht).

Trotzdem sollten Sie spätestens auf der Über-uns-Seite als Unternehmer und Person in Erscheinung treten. Nicht nur, um dem Verdacht entgegenzuwirken, dass Sie sich mit einem künstlich aufgebauschten „Wir“ größer machen wollen, als Sie sind. Sondern in erster Linie, weil Sie dazu stehen sollten, dass Sie Sie sind – mit all den Vorteilen, die das mit sich bringt: Engagement, Leidenschaft, Persönlichkeit. (Mit diesem Thema beschäftigt sich auch mein Blogartikel Selbstwert-Lektion für Einzelunternehmer.)

Fall 1: Sie betreiben einen Shop, ein Forum oder ein Informationsportal

Als Betreiber eines Shops, Forums oder Informationsportals treten Sie als Person in der Regel nicht auf — völlig zu Recht, denn um Sie geht es ja nicht. Auf der Über-uns-Seite ist jedoch trotzdem Platz für eine Selbstvorstellung. Der Kunde Ihres Shops interessiert sich dafür, wer ihm dieses besondere Produkt verkaufen möchte und warum. Der Besucher Ihres Informationsportals möchte wissen, wer da mit welcher Expertise für ihn schreibt. Und der Forumsgast fragt sich, aus welcher Motivation heraus das Forum gegründet wurde.

Wie aber bringen Sie sich auf der Über-uns-Seite selbst ins Spiel, wenn Sie Ihre Person zuvor mit keiner Silbe erwähnt haben? Dazu müssen Sie einen Bogen von Ihrem Unternehmen zu sich selbst schlagen:

Kopf und Herz von klasse-Katzentassen bin ich, Hugo Nepomuk. Die Idee zu klasse-Katzentassen kam mir 2008, als meine Katze Sissi …

Wer steckt hinter klasse-Katzentassen? Mein Name ist Hugo Nepomuk. Die Idee zu klasse-Katzentassen …

Hinter klasse-Katzentassen steckt nicht nur ein Shop, sondern ein echter Katzenliebhaber. Mein Name ist Hugo Nepomuk …

Der Kunde merkt, aha, das ist hier kein Ableger einer großen Handelskette, sondern hier ist einer mit Herzblut dabei, einer, der Katzen genauso liebt wie ich. In puncto Produktvielfalt, Preis und Webdesign können Sie vielleicht nicht mit den großen Wettbewerbern mithalten, aber eines haben Sie Ihren Konkurrenten voraus: die persönliche Ebene. Sie kann Ihre potenziellen Kunden dazu bringen, trotzdem bei Ihnen zu bestellen – und nicht bei „den Großen“. Ihr „Ich“ ist also ein Potenzial, das Sie nicht verschenken sollten!

Fall 2: Sie bieten eine Dienstleistung an, machen aber nicht alles allein

Damit komme ich zum zweiten Fall: Sie sind Dienstleister, lagern aber Teile Ihres Leistungsangebots oder Ihrer Aufträge aus. Sollen Sie auf Ihrer Website nun in der Ich- oder der Wir-Form auftreten? Eine einfache Lösung besteht darin, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen. So können Sie aus der Ich-Perspektive schreiben und erklären, dass Sie mit anderen Kollegen/Mitarbeitern zusammenarbeiten:

Ihr Hund bellt zu viel, Ihre Katze schläft zu wenig und Ihr Fisch schwimmt immer im Kreis? Als ausgebildeter Tiertherapeut biete ich Ihnen Hilfe bei allen Problemen, die im Zusammenleben mit Ihrem Liebling auftauchen. Wo Unterstützung nötig ist, arbeite ich mit einem Team aus Hundetrainern, Zirkusdompteuren und Goldfischflüsterern zusammen. Meine Kollegen und ich …

Wenn eher Ihr Angebot als Ihre Person im Vordergrund steht, kann es hingegen ratsam sein, sich zunächst für die Wir-Form zu entscheiden:

Haben sich auf Ihrer Party mal wieder zu viele unangekündigte Gäste eingefunden? Rufen Sie den Tortenexpress! Wir liefern Ihre Wunschtorte in weniger als 30 Minuten – direkt aus dem Ofen in Ihre Wohnung.

In diesem Beispiel rechtfertigt sich das „Wir“ daraus, dass unser Beispielunternehmer seine Torten nicht selbst ausliefert. Weil er sie aber selbst bäckt, steht auf der Über-uns-Seite ganz klar er im Vordergrund – Wechsel in die Ich-Perspektive:

Der Tortenexpress-Bäcker, das bin ich, Harald Hugoschek. Ich war gerade 12 Jahre alt, als meine Oma mir ihre Expresstortenrezepte verriet …

Mein Name ist Harald Hugoschek. Jede Tortenexpress-Torte, die auf ihrem Tortenbuffet landet, wurde von mir gebacken. Ich war gerade 12 Jahre alt, als …

Hinter dem Tortenexpress steht ein Bäcker aus Leidenschaft: Mein Name ist Harald Hugoschek …

Gerade, wenn Ihre Netzwerkpartner oder „Helferlein“ anonym bleiben, ist die Vorstellung Ihrer Person wichtig. Wer sonst noch so mitmischt, darüber können Sie großspurige Worte verlieren: „Das Design von klasse-Katzentassen stammt ausschließlich von aufstrebenden jungen Designern aus den Design-Metropolen Europas.“ Darauf kann sich der Leser ein Ei pellen, er kann es nicht überprüfen. Was Sie hingegen über sich schreiben, ist greifbar und real – denn immerhin halten Sie Ihren guten Namen dafür hin.

Fazit: Keine Scheu vor dem „Ich“

Nicht immer passt es, auf einer Website von Anfang an aus der Ich-Perspektive zu schreiben. Die Über-uns-Seite ist jedoch ein dankbarer Ort dafür. Der Sprung von der Wir-Form oder dem Unternehmensnamen zum „Ich“ ist oft das Kniffligste an der ganzen Sache. Wenn Sie sich einfach geradeaus vorstellen, wird der Leser diesen Perspektivwechsel aber ohne Probleme mitmachen – und einen neuen Blick auf Sie und Ihr Angebot gewinnen.

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