„Sehr geehrte“ oder „Liebe“? „Mit freundlichen Grüßen“ oder „Sonnige Grüße“? Heute möchte ich mir mit Ihnen Anrede und Grußformel in E-Mails anschauen – und zwar aus dem Blickwinkel: Wie geht es frisch und modern?
Weniger Knickse, mehr Kommunikation auf Augenhöhe
Falls Sie schon länger bei mir mitlesen, wissen Sie, dass ich mich für eine lockere, eher dem Mündlichen angenäherte Sprache einsetze. Das lässt sich wunderbar auch auf E-Mails übertragen. Aber natürlich ist das sehr umfeldabhängig. Mit meinen Kunden und Kundinnen bin ich schnell bei einem zwanglosen Umgangston. In einer konservativeren Branche sieht das anders aus.
Ich werde in diesem Beitrag also nicht den höflich-korrekten Weg nach Knigge einschlagen, sondern es lockerer angehen. Sie werden beim Lesen schnell merken, ob Sie sich darin wiederfinden. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, wenn Sie schon Leser*in dieses Blogs sind. Wenn Ihr Unternehmen hingegen eher die alte Schule vertritt, brauchen Sie sich nach meinen Tipps natürlich nicht zu richten.
Sehr geehrte Frau …, guten Tag Herr …
Fangen wir beim konservativsten Fall an: „Sehr geehrte Damen und Herren“. Diese Anrede nutze ich nur noch in einem Fall: nämlich dann, wenn ich eine Rechnung an die Rechnungsabteilung eines Unternehmens schicke und keine namentlich bekannte Ansprechperson habe.
In allen Fällen, in denen ich einen Namen habe, nutze ich für einen höflichen Erstkontakt „Guten Tag Frau X“ oder „Guten Morgen Herr Y“.
Das ist also meine erste Empfehlung für Sie: Schreiben Sie lieber „Guten Tag“ statt „Sehr geehrte“. Es klingt viel weniger steif und ist trotzdem höflich.
Liebe …, hallo …
Ich bin schnell dabei, auch „Liebe“ oder „Hallo“ zu schreiben. Damit nehme ich die nächste Stufe zu einem persönlicheren Kontakt, zum Beispiel weil mein Gegenüber bald an einem Workshop von mir teilnehmen wird. Die beiden Anredeformen ermöglichen es mir, schneller eine Verbindung aufzubauen.
Ob die Anreden bei Ihnen auch passen, hängt – wenig überraschend – von Ihrer Unternehmenskultur und der Ihres Gegenübers ab. Ein Start-up wird schneller „Hallo“ schreiben als eine Rechtsanwaltskanzlei. (Nebenbei: Meine Steuerberaterin schreibt mich mit „Liebe Frau Lamer“ an.)
Siezen oder duzen?
Für Dienstleister*innen ist die Frage nach Duzen oder Siezen recht einfach: Wir richten uns am besten nach der Kundin oder dem Kunden. Wenn ich mit Du angeschrieben werde, antworte ich per Du, bei Sie mit Sie.
Eine Workshop-Teilnehmerin schilderte mir neulich, dass sie mit manchen Personen im realen Kontakt schon mal beim Du landet, beim Mailen dann aber doch aufs Sie zurückfällt – ob das wohl in Ordnung sei? Ich vermute, der Hintergrund ist, dass es in der Mail dann wieder stärker ins Offizielle geht.
Dieses Wechseln ist gar nicht so selten und muss Sie nicht irritieren. Ich kenne das auch, dass mich eine Kundin im Mailkontakt siezt, mit der ich im Workshop schon per Du war. Völlig okay für mich.
Die Regeln, wen man duzt und wen man siezt, haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorm aufgeweicht. Ohne solche verbindlichen Orientierungen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als das Thema locker zu handhaben. Wir haben diese zwei Formen, dann sollten wir uns darin auch frei bewegen können.
Kann ich die Anrede weglassen?
Ist die Anrede immer erforderlich? Bei engen Kontakten und regem, kurzen E-Mail-Austausch können Sie sie auch mal weglassen. Hier wäre es zum Beispiel denkbar, nur ein „Alles klar!“ rüberzugeben. Das sollte aber ein Ausnahmefall bleiben.
Eine weitere Möglichkeit ist folgende Variante:
Vielen Dank, liebe Frau Schmidt. So machen wir das.
Hier sparen Sie sich die Anrede und bauen den Namen stattdessen hinter den ersten Satzteil ein. Ich finde das eine schöne Abwechslung. Es hat so etwas Locker-Authentisches – mehr Gespräch als Schriftverkehr.
Zeichensetzung in der Anrede
Wie sieht es mit der Zeichensetzung aus? Vor dem Namen sieht der Duden eigentlich ein Komma vor.
Guten Tag[,] Herr Blech
Jedoch heißt es:
„In modernen und weniger förmlichen Briefanreden besteht die Neigung, das Komma vor dem Namen wegzulassen.“ (Duden Regel D132)
Es besteht die Neigung ist mal wieder so eine herrlich unverbindliche Formulierung. Ich bin immer dafür, die Schlupflöcher zu nutzen, die der Duden uns lässt. Zumal er das Komma selbst in eckige Klammern setzt.
Wenn Ihnen die Schreibweise ohne Komma also lesefreundlicher erscheint, machen Sie das so. Man sieht es so auch deutlich häufiger. Sprich: Die „Neigung“, die der Duden da nennt, ist schon sehr weit verbreitet. Insbesondere Ein-Wort-Formeln wie „Hallo“ stehen in der Regel ohne Komma.
Auf den Namen folgt auf jeden Fall ein Komma. Danach kommt eine Leerzeile und es geht klein weiter.
Guten Tag[,] Herr Blech,
vielen Dank für den Kuchen.
Achtung: Viele Textverarbeitungs- und Mailprogramme setzen den ersten Buchstaben einer neuen Zeile automatisch groß. Hier muss man jedes Mal nachbessern. Never trust the automatische Rechtschreibkorrektur.
Einen Sonderweg geht die Schweiz: Dort wird nach der Anrede in der Regel gar kein Satzzeichen gesetzt, und die nächste Zeile beginnt groß.
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Die Grußformel
Für eine Grußformel plus Namen sollte immer Zeit sein. Das Mindeste wäre also:
Gruß
Theo
Wärmer ist es natürlich mit einer ausführlicheren Formel. Da hätten wir zum Beispiel, in einer Skala von höflich-distanziert zu vertraut:
- Mit freundlichen Grüßen
- Freundliche Grüße
- Herzliche Grüße
- Beste Grüße
- Schöne Grüße
- Viele Grüße
- Viele liebe Grüße
- Liebe Grüße
Das „mit“ wegzulassen, ist moderner. Ich benutze standardmäßig die Formulierung „Herzliche Grüße“. Sie sehen, sie ist im Mittelfeld angesiedelt.
Sobald ich jemanden duze, wechsele ich zu „Viele Grüße“ oder auch (wenn es dann wirklich schon enger ist) „Liebe Grüße“.
Außerdem gibt es noch die originelleren Grußformeln wie:
- Sonnige Grüße
- Verschneite Grüße
- Heiter weiter
Machen Sie das gerne, wenn Sie möchten. Auch eine Ortsangabe lockert es auf:
- Herzliche Grüße nach Berlin
- Beste Grüße aus dem herbstlichen Schwarzwald
Zeichensetzung in der Grußformel
Ganz wichtig: Nach der Grußformel steht kein Komma. Und zwar auch dann nicht, wenn Sie sie noch erweitern. Es heißt also:
Vielen Dank und beste Grüße nach Köln
Annika Lamer
Wenn der Satz noch länger wird, empfiehlt sich eine zusätzliche Freizeile:
Wir haben Ihre Bestellung nun auf den Weg gegeben und verabschieden uns
mit besten Wünschen
Theobald Tucks
Auch vor dem Namen sieht der Duden eine Freizeile vor. Da das aber ja keine Rechtschreibregel ist, sondern mehr eine Empfehlung zur Textverarbeitung, können Sie sie auch weglassen.
Kommunikation damals, heute und morgen
Zum Schluss will ich noch mal den Unterschied zur alten Schule aufzeigen. Da würden Sie im Kundenkontakt mit „Sehr geehrte“ beginnen und frühestens ab der zweiten Mail zu „Guten Tag“ übergehen. „Liebe“ oder „Hallo“ würden Sie für gute Kollegen und Kolleginnen aufheben.
Meine Perspektive ist da schon viel mehr eine Augenhöhe zwischen Dienstleister*in und Kund*in. Das typische Hofieren ist in meinem Umfeld nicht mehr üblich. Denken wir nur an „Verehrter Herr“ und „Hochachtungsvoll“ zurück – das schreibt heute (fast) niemand mehr.
Man kann sich fragen, wie die Entwicklung weitergeht. Werden wir in unseren E-Mails bald die Umgangsformen der Messenger übernehmen, wo Anrede und Gruß meist weggelassen werden? Keine schöne Aussicht. Zeit für eine Begrüßung und Verabschiedung sollte schon sein – so wie wir das ja auch im Realkontakt machen. Sich das reale Gespräch zum Vorbild zu nehmen, ist sowieso ein guter Ansatz.
Fazit: Mailen auf Augenhöhe
In meiner Wahrnehmung geht die Entwicklung ganz klar weg von der förmlichen Distanz. Auch im Business-Kontext zeigen wir uns zunehmend nahbar: Hey, schön, dass du da bist und wir miteinander schreiben.
Sicher – manche Menschen fühlen sich wohler, wenn die alten Höflichkeitsformen eingehalten werden. Doch so legitim das auch sein mag, es wird mehr und mehr zum Randphänomen werden.
Wie ist es bei Ihnen? Variieren Sie Anrede und Grußformel je nach Gefühl oder haben Sie feste Regeln? Achten Sie darauf, wie Sie angeschrieben werden – und stört es Sie, wenn der andere den (für Sie) richtigen Ton nicht trifft? Lassen Sie mir gerne einen Kommentar da.
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Katharina Kite meint
„Viele Grüße“ schreibe ich nach fast allen Mails. An Freunde „bis bald“ oder „bis dann“. Wenn ich aber eigentlich denke, „Leck mich am Arsch“, dann gibt’s die „freundlichen Grüße“ zum Abschied.
Wie es in England üblich ist, zu Beginn eines Briefes den Empfänger direkt anzusprechen, ohne Grußformel, das gefällt mir. So ganz korrekt ist es wahrscheinlich nicht. Aber für mich ist es korrekt genug.
In E-Mails schreibe ich hier jetzt auch gerne nur den Namen des Empfängers.
Frau Fluck, das klingt gut. Bis dann K.
Zu viel“Herzlichkeit und Liebe“von Leuten, die ich gar nicht kenne, mag ich gar nicht. Das wird nichts mit uns.
Viele Grüße Kathi
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Kathi,
danke für deine Wortmeldung und den Einblick in die englischen Gepflogenheiten.
Viele Grüße
Annika
Ulrich Becher meint
Liebe Annika,
– damit fühle ich mich wohler als mit: „Hallo Annika“ oder: „Guten Tag Annika“.
Möchte Dir hier von meinen Erfahrungen berichten. Sie decken sich weitgehend mit dem, was Du oben beschrieben hast.
Also:
„Guten Tag“ ist selten und klingt für mich ein wenig abgehoben / man will sich nicht gemein machen mit den anderen Anredeformeln.
„Hallo“ ist heute sehr verbreitet und wohl Standard und interessanterweise kommt das „Liebe/Lieber“ meinem Erleben nach zuletzt wieder stärker.
Letzteres ist einmal personenabhängig, so schrieb es eine ehemalige Chefin einfach allen, und zum anderen interessanterweise berufsgruppenabhängig: Rechtsanwälte etwa schreiben sich und ihre Mandaten gerne mit: „Lieber“ an, auch wenn sie sich dann inhaltlich fetzen.
Ähnlich lese ich es auch bei Wirtschaftsprüfern/Bankern, also aus der kaufmännisch-juristischen Ecke, während es bei Ingenieuren oder MINT-Leuten sehr selten ist.
Das hat dann nichts mit echter Nähe oder Einverständnis zu tun; ich werde auch von mir völlig Unbekannten mit: „Lieber …“ angeschrieben.
Das wirkt dann dennoch nicht komisch auf mich, sondern es scheint einfach für einige ihre vertraute Anrede zu sein, so wie ich es als Kind beim Briefeschreiben auch gelernt habe (Hallo hätte es damals nicht gegeben).
Ein englisches: „Dear“ würde man wohl ähnlich werten.
Der Abschluss ist typischerweise in meinem Umfeld: „Viele Grüße“, manchmal: „Beste Grüße“, gegebenfalls auch wie von Dir beschrieben zwanglos erweitert, während die lieben Grüße und die herzlichen Grüße eher selten und stärker personenabhängig sind.
Liebe Grüße
Uli
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Uli,
danke für die kleine Sammlung und deine Einschätzung! Interessant zu lesen, dass im Anwalts- und Bankingbereich gerne „Liebe(r)“ genommen wird – das würde man ja nicht unbedingt erwarten.
Viele Grüße
Annika
Herbert Grabe meint
Ich stimme Ihnen fast in allem zu, nur bei bei Ihren Ausführungen zur Anrede nicht. Denn »Hallo« habe ich in 25 Jahren Email-Kommunikation noch nie verwendet und werde das auch nie tun. Für mich ist »Hallo« ein Wort aus der Telefonie und die unpersönlichste Floskel, die ich mir vorstellen kann.
Dr. Annika Lamer meint
Lieber Herr Grabe,
vielen Dank für Ihre Stimme! Andere finden „Liebe(r)“ ganz schrecklich und greifen lieber zu „Hallo“, das ist wirklich sehr individuell.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Marcel Niederer meint
Vielen Dank für die Anregungen – seit es nicht mehr so formell zu und her geht, wird es anspruchsvoller, aber auch empfängergerechter die richtige Anrede und Grußformel zu wählen.
„Liebe Alle“ verwende ich, wenn es langatmig „Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen“ heißen könnte.
Bei der Grußformel „Beste Grüße“ frage ich mich, ob es dann auch nur „Gute Grüße“ oder „Bessere Grüße“ gibt? Statt dessen verwende ich dann bei halb formellen Grüßen „Viele Grüße“.
Und natürlich gefallen mir die bei informellen Schreiben die vorgeschlagenen persönlich gefärbten Grüße. Und eine spezielle persönliche Grußform ist:
Liebe Grüße aus der Schweiz nach Berlin!
Marcel
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Marcel,
stimmt, das ist interessant, dass es „Beste Grüße“ nur im Superlativ gibt. Aber Sprache funktioniert durchaus so „unlogisch“.
Kleine Warnung zu „Liebe alle“: Das Wort „alle“ ist ein Pronomen. Es wird in jedem Fall kleingeschrieben und kann grammatisch eigentlich nicht mit einem Adjektiv (hier: „liebe“) kombiniert werden. „Liebe einige“ oder „Liebe manche“ würde ja auch komisch klingen.
Als geflügeltes Wort im flapsig-mündlichen Tonfall finde ich es persönlich okay, aber ich bin auch nicht streng in solchen Dingen, das sehen andere Menschen anders.
Viele Grüße
Annika
Timm meint
Bei „Liebe Alle“ läuft es mir grammatikalisch immer kalt den Rücken herunter. Brrr… Ich nehme in dem Fall ein zwangloses „Hallo miteinander“.
Reinhard Siegismund meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
ich bemühe mich, soweit es mir möglich ist, locker zu schreiben, allerdings sind meine Adressen in der Regel Rechtsanwälte und Gerichte, wobei bei Gerichten meist verboten wird eine Person namentlich anzuschreiben und so bleibt es bei „Sehr geehrte Damen und Herren, “ wobei ich nur „#sgdh“ zu tippen habe. Ein lockere Ausdruckweise, die ein Anwalt rügte, hat das Gericht einmal zu meinen Gunsten beführwortet, da ich damit versucht hätte durch diese Ausdruckweise die harten Fronten aufzulockern, was in diesem Fall dann auch zum Schluss gelang.
Sorgsam achten wir auch auf einen eventuellen akademischen Grad, es gibt Anwälte und auch Gerichte, die ein solches Vergessen rügen. Ich hatte Mitarbeiter die bei ihren Briefen, den Titel, akademische Grade und adlige Bezeichnungen, weglassen. Immer wieder hatten wir auch Exzellenzen, Hoheiten und adlige Freiherrn anzuschreiben, hier halte ich mich an die alten bewährten Regeln. (Als Planer hatten wir öfters auch Schlösser zu modernisieren und manchmal kümmerte sich der Hausherr, oft mit sehr langen schönen Titeln, selber darum, Es gibt auch Bischöfe, die den Planer der von Umbauten an den von ihm verwalteten Liegenschaften anschreiben.). Wie schreibt man nach Ihrer Meinung locker und freundlich aber doch im richtigen Stil diese Herrschaften und Damschaften an? Ich nehme an ,solche Briefe habe ich nur noch selten aber früher mussten wir das uns genau überlegen. Viele Adelige wollen gern den Adelstitel weiter führen, auch wenn ich welche kenne, die diese Titel haben austragen lassen. Wir waren oft auch im Ausland tätig, aber der verbindliche Text war in deutscher Sprache,.
Einfach ist es dann, wenn man die Freifrau von … mit dem Vornamen anschreiben darf. Manchmal ersetze ich dann das Wort „Herr“ durch „Baron“. Bei einem Briefwechsel mit manchen Firmen, bei denen ein Büroteam die einfachen Fragen nach Testaten und Unterlagen beantworten schreibe ich auch „Liebes Prxisteam Dr. Bleibtreu“ oder „Liebes Service Team“ ich habe den Eindruck dann kommt eine Antwort schneller und leichter, weil manche Unterlagen nicht so leicht weiter gegeben werden.
Bei Schlussformeln bleibt es meist beim „MfG“ ausgeschrieben und privater natürlich kocker manchmal „— aus der Stadt der Quellen Bad Vilbel“. Bei bösen Briefen komme ich manchmal ins grübeln ob „MfG …“ angebracht ist und „hochtungsvoll“ ist dann auch fehl am Platz,
Bei Freunden und lieben Familienangehörigen sind natürlich die Grüße immer „herzlich“.
Zum lockeren schreiben: Ich verwende zum Schreiben oft das Programm „Dragon“ und habe ganz gut Erfahrungen gemacht, wenn ich im Büro allein bin und laut deutlich diktieren kann. Natürlich sollte man dies dann durchsehen um Schreibfehler zu erkennen wenn beim schweißen das w nicht so deutlich war, da gibt es noch mehr peinliche Fehler, aber lange Texte sind so schnell zu Papier gebracht und schnell nach Fehlern durchgesehen.
Zu Duzen: ich finde die feine Unterscheidung zwischen Du und Sie in der deutschen Sprache erhaltenswert, die plunpen Anreden z.B. von Vodafone finde ich da nicht schön. Ich habe auch schon mit Amerikanern, die kaum deutsch können, auf deren Wunsch auf „German You“ getrunken. Bei einem Team. z.B. Chor, Wanderungen, vielleicht auch Lehrgang ist das Du vielleicht hilfreich und richtig. Vor Gericht sollte man, auch bei guten Kollegen, möglichst beim Sie bleiben. Ich meine die Franzosen achten auf das „Tu“ und „Vous“ noch enger als wir Deutschen.
Mit warmherzigen (heute über 32°C im Schatten, aber nur vor der Tür)
Grüßen aus der Quellenstadt Bad Vilbel
Reinhard Siegismund.
(unsere Luft-Luft-Wärmepumpe regelt die Temperatur allerdings auf angenehme Werte)
Kommafehler werden Sie sicher einige finden, ich bin halt nur ein Ingenieur.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Siegismund,
danke für Ihre ausführliche Wortmeldung! Mit der Anrede mit akademischen Graden und Adelsbezeichnungen kenne ich mich nicht aus, da ich normalerweise nicht in die Verlegenheit komme. (Soweit ich weiß, lassen Doktoren untereinander den Doktortitel weg, sehr praktisch für mich.)
Ich selbst werde nur selten mit meinem Doktortitel angeschrieben, so wie Sie das gerade gemacht haben.
Ja, so etwas wie „Liebes XYZ-Team“ schreibe ich auch, wenn ich mich beispielsweise mit einer Problemmeldung an einen Online-Shop wende. Eigentlich ist das Wort „Liebes“ da aber etwas verfrüht.
Viele Grüße aus dem ebenfalls tropischen Berlin
Annika Lamer
Kerstin meint
Moin Annika,
dieser Gruß ist mir hier oben in Schleswig-Holstein sehr ans Herz gewachsen und er lässt sich für Siez- und Duz-Situationen einsetzen – vorausgesetzt es handelt sich nicht um einen formellen Erstkontakt.
Ansonsten bin ich häufig bei „Guten Tag“ oder „Liebe“, aber meine Branche ist da auch eher locker … Zum Abschluss dann: Herzliche, Beste oder Viele Grüße.
Also vielen Dank für deinen wie immer informativen, unterhaltsamen Blogbeitrag und bis zum nächsten Mal
Kerstin, Modetexterin, Schlussredakteurin und Korrektorin
PS: Mich würde interessieren, wie du es mit genderkonfonformer Sprache hälst (oder gab es dazu schon mal was?) Und Kund*innen ist doch nicht ganz richtig, oder 😉
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Kerstin,
ja, neben „Moin“ gibt es noch „Servus“ und „Gude“ – leider keine Optionen für mich als Berlinerin. 😉
Zu deinem PS: Kund*innen kann man im Sinne eines kreativen Umgangs mit der Genderthematik schon benutzen. Vom Duden ist es zwar nicht abgedeckt, aber das ist das Sternchen ja eh nicht.
Viele Grüße
Annika
Wolfgang Klotz meint
Hallo Frau Lamer,
wenn man Ihr Blog liest, macht das nicht nur Spaß, man liegt auch auf der Lauer. Macht sie wirklich alles richtig, ist alles korrekt? Heute habe ich etwas gefunden (yay!), zu dem ein geschätzter Kollege vor einigen Jahren etwas geschrieben hat, das ich Ihnen hier an dieser Stelle schmackhaft machen will (Sollten Sie alles lesen wollen, leite ich Sie gern an ihn weiter.).
Ein Auszug:
„Bisher habe ich etwas gern getan, jemanden gern gehabt oder gern einen Brief geschrieben. Jetzt jedoch ist das Wörtchen gern scheinbar zu einer – immerhin freundlichen – Aufforderung mutiert. „Schreibt mir gern“ soll eigentlich etwas ganz anderes aussagen: „Ich freue mich, wenn ihr mir schreibt!“ oder „Ihr dürft mir gern schreiben“. Ob ich dabei die Tätigkeit des Schreibens gern ausübe, ist eine andere Sache.“
Mit feucht-schwitzigen Fingern
W. Klotz
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Klotz,
da ich in meinem Blog sehr mündlich schreibe, ist das schon in Ordnung. Ich bin nicht sehr spitzfindig in solchen Dingen. „Schreibt mir gern“ ist eben die Kurzform von „Ihr dürft mir gern schreiben“. 😉
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Simone meint
Hallo Annika,
„Zeit für eine Begrüßung und Verabschiedung sollte schon sein“ hat fast wortwörtlich mein damaliger Chef vor über 20 Jahren mal gesagt, Da denke ich heute noch dran, wenn ich manchmal zu flott eine E-Mail schreibe – und füge dann schnell die Anrede hinzu.
Insgesamt halte ich es auch eher locker, nur bei Behörden oder wenn ich keinen Namen kenne, nehme ich noch „sehr geehrte….“
In dem Sinne
Kreative Grüße
Simone
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Simone,
danke für deine Wortmeldung!
Abendsonnige Grüße
Annika
Anadi Andreas Keppler meint
Ja prima, Annika.
Da ist doch schon viel dabei.
Ich fange die Mail gerne mit einem direkten Feedback an. Wenn ich selbst etwas falsch gemacht habe – beispielsweise einen Rechtschreibfehler – dann wäre folgendes eine mögliche Antwort:
Oops, Frau Lamer.
Sorry. Da hat es 2 Buchstaben verdreht. Hier das „XYZ.pdf“ – die aktualisierte Fassung – mit Bitte um Prüfung.
Schöne Grüße aus Stuttgart
Anadi
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Anadi,
danke für das Beispiel! Genau, diese Möglichkeit habe ich im Beitrag ebenfalls genannt – so etwas wie „Vielen Dank, Herr Keppler“.
Viele Grüße zurück
Annika
Judith meint
Hallo Annika,
ich finde es beim Newsletter immer eine ganz nette Lösung, statt eines schlichten „Hallo“ oder „Guten Tag“ sich auf die Tageszeit zu beziehen. Also zum Beispiel „(Einen) schönen guten Morgen, …“
Ebenfalls aus Stuttgart grüßt
Judith
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Judith,
ja, „Guten Morgen“ klingt lockerer als „Guten Tag“, weil wir im Mündlichen uns nahestehende Personen durchaus mit „Guten Morgen“ begrüßen, jedoch nicht mit „Guten Tag“.
Beim Newsletter würde ich einwenden, dass sie nicht unbedingt sofort gelesen werden, sondern oft für später aufgehoben werden.
Viele Grüße aus Berlin
Annika
Regula Banzer meint
Liebe Annika
Danke für deinen Beitrag. Die Dudenregel D 132 mit dem „Sehr geehrte, Frau Lamer“ habe ich nicht gefunden – aber es käme mir auch nie in den Sinn, an dieser Stelle ein Komma zu setzen!
Keine richtige Ansprache in einer Mail finde ich sehr unhöflich. Allerdings bei intensivem Mailverkehr und letzter Antwort wie „Okay, bin einverstanden“, und das ohne Anrede und Grusformel könnte ich dennoch verkraften.
Ich schreibe als Assistentin des Gemeindepräsidenten Personen die ich kenne meist mit „Geschätze:r xy“ oder „Liebe:r xy“ an. Bei Fremden Personen nutze ich besonders bei älteren Semestern noch die höfliche Anrede „Sehr geehrte:r xy“, bei den anderen nutze ich meist „Guten Tag / Morgen / Nachmittag / Abend“.
Meine Grussformel bei Arbeitskollegen ist „liebe / beste Grüsse“, bei allen anderen „Freundliche / Sonnige Grüsse“ und je nach meiner Stimmung noch ergänzt mit „aus Glarus Süd“ oder „nach xy“.
In diesem Sinne:
Beste Grüsse aus dem sonnig heissen Glarus Süd
Regula
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Regula,
nein, auf keinen Fall ein Komma nach „Sehr geehrte“! Gemeint ist das Komma nach „Guten Tag“, „Hallo“ und Ähnlichem.
Danke auch für die Wortmeldung zu deinen Lieblingsformulierungen. 🙂 „Geschätzte(r)“ finde ich ungewöhnlich, das habe ich lange nicht mehr gelesen.
Viele Grüße
Annika
Matthias Ackermann meint
Hallo Annika
Vielen Dank und sehr spannend, dieser Blog.
Ich kann mich erinnern, dass mich die Anrede „Hallo Herr Ackermann“ eines zukünftigen Arbeitgebers von mir leicht irritiert hat. Unterdessen tut sie das nicht mehr. Das zeigt, wie sich der Sprachgebrauch ändert.
Ich stimme dir zum grossen Teil zu: Lieber kreativ und auf Augenhöhe als formell und floskelhaft.
Bei deiner Grussformelliste hätte ich noch ein „Herzlich, …“ anzufügen, das ist bei uns (Schweiz und nicht so „gehobene“ Branchen) recht verbreitet. Zudem empfinde ich „Liebe Grüsse“ nicht so persönlich/nahe/privat wie du: Ich empfinde „Lieber XY“ in der Anrede näher als „Liebe Grüsse“ in der Grussformel. So kommt es bei mir vor, dass ich mit „Guten Tag Frau …“ und mit „Liebe Grüsse …“ ende.
Danke für Inspiration und Freude für die Sprache!
Matthias
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Matthias,
danke für die Ergänzung! Auch das „Herzlich“ müsste man allerdings ohne Komma schreiben, was in meinen Augen etwas irritierend aussieht. Deshalb würde ich das wohl nicht wählen.
Zu deinem Satz „Ich empfinde ,Lieber XY‘ in der Anrede näher als ,Liebe Grüsse‘ in der Grussformel“: Interessant, bei mir ist das genau umgekehrt. Gemeint war durchaus das Siezen. „Lieber Herr Ackermann“ würde ich weitaus früher schreiben als „Liebe Grüße“.
Viele Grüße
Annika
Verena Jaeger-Kopp meint
Liebe Annika,
(und ich duze dich in der Anrede, weil ich an einem deiner Workshops teilgenommen habe, wo wir uns alle geduzt haben und das „liebe“ drückt aus, wie sehr ich deine Arbeit schätze)
ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich die Geschmäcker und Meinungen zu diesem Thema sind.
Für mich kommt es natürlich auch immer auf den Adressaten an (und ich beziehe das jetzt nur auf das berufliche Umfeld). Grundsätzlich finde ich „sehr geehrte/r“ in Emails unpassend, weil zu förmlich. „Liebe/r“ Frau/Herr XY“ ist mir zu viel, zu herzlich, zu persönlich, vor allem, wenn man sich kaum oder gar nicht kennt. Insofern bin ich beim „Hallo“ oder „Guten Morgen“. Bei der Grußformel verwende ich gerne auch die sonnigen, verschneiten oder sonstigen Grüße, kommt aber auch wieder drauf an. Bei manchen unserer Kunden kann man auch mal etwas Scherzhaftes einbauen, bei anderen besser nicht …
Jedenfalls finde ich es immer wieder spannend, wie sich Sprache bzw. der Sprachgebrauch verändert.
Sonnige Grüße in das Wochenende,
Verena
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Verena,
danke für deine Wortmeldung! Zu deinem Satz „Ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich die Geschmäcker und Meinungen zu diesem Thema sind“:
Ich freue mich auch sehr über die Kommentare hier und bei LinkedIn (https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7082964315544133632/), weil sie zeigen, wie unterschiedlich Menschen das empfinden. Die Tendenz gegen das „Sehr geehrte(r)“ ist eindeutig, aber die anderen Anredeformen werden doch ziemlich unterschiedlich gewichtet. Das bedeutet auf jeden Fall, dass es nicht DIE Regel gibt. Jede*r von uns muss seinen oder ihren Weg finden.
Sonnige Grüße zurück (Achtung, ohne Komma)
Annika
CONBOA Immobilien meint
Ein sehr schöner und ausführlicher Beitrag.
Ich finde gerade im Berufsleben eine frische und zeitgemäße Anrede sowie Formulierung der Briefe/Mails sehr wichtig. Nicht so schön ist für mich, an einen gewissen Schreibstil von vor 20 Jahren festzuhalten. Wenn man ein Interesse daran voraussetzt, ist der Umstieg doch gar nicht so schwer.
Viele tolle Vorschläge hast du in deinem Beitrag eingebaut, die ich auch so gerne in Zukunft umsetzen werde.
Viele Grüße
Tom meint
Servus aus Bayern, Annika!
Anrede und Grußformel haben in der zunehmend entformalisierten Kommunikation per E-Mail heute einen anderen Stellenwert als in der brieflichen Kommunikation von früher und fühlen sich auch nicht mehr so steif an. Alles entwickelt sich eben, und ich finde es gut, dass heute vieles lockerer gehandhabt wird als zu den Zeiten des ‚guten alten Briefs‘.
Die Lockerung der Umgangsformen und des Umgangstons in der schriftlichen Kommunikation hat für mich 1990/91 eingesetzt, als ich von der Uni ein E-Mail-Konto erhielt. Der Austausch per E-Mail in studentischen und wissenschaftlichen Kreisen war schon immer sehr entspannt. Andere private und geschäftliche E-Mail-Nutzer gab es in Deutschland noch kaum. Beim Meinungsaustausch in sogenannten Newsgruppen (Usenet), wo man technisch und formal sehr ähnlich der E-Mail kommuniziert, ging es von jeher sehr locker zu; ich kenne dort nur das Du, wie auch in vielen Mailing-Listen. Das Usenet kennt heute kaum noch jemand, die sogenannten sozialen Medien im Web sind dominant, aber es gibt es noch und man kann dort in thematisch gegliederten Gruppen diskutieren, wie auch in Mailing-Listen, meist auf gutem Niveau. Insofern habe ich einen guten Überblick über elektronische Kommunikation, sowohl über die zeitliche Entwicklung als auch über die unterschiedlichen Gebrauchsformen je nach Nutzergruppe.
Ich persönlich passe zwar Anrede und Gruß dem Anlass, dem Geschäftsumfeld, den angeschriebenen Personen u.s.w. an – meistens mit der Tendenz zum Lockeren. Viel wichtiger jedoch sind mir Aussagekraft, Lesbarkeit, Verständlichkeit, das Eingehen auf das Anliegen des Kommunikationspartners und auch die (technisch) korrekte Nutzung von E-Mail.
Gerade in diesen Punkten gibt es meiner Meinung nach der Lockerung zu viel – ja, teilweise wird mit der Schriftsprache und den Funktionen von E-Mail richtig Schindluder getrieben. Oft erkennt man am offensichtlich fehlenden Verständnis für den Sinn und Zweck von E-Mail-Funktionen, dass der Umgang mit diesem Mittel von vielen Menschen nicht erlernt wurde.
Meine persönliche Liste der schlimmsten E-Mail-Mängel (nicht nach Rang sortiert):
inhaltlich:
– Betreff (Subject) ohne Aussage („Was ich Dir schon lange sagen wollte …“)
– Betreff ewig lang, teilweise als Anrede („Hallo Herr Michalka, für Ihre Treue …“)
– Text ohne Absätze (Sinneinheiten!), alles ein Textbrei
– fehlende Groß- und Kleinschreibung sowie kaum Satzzeichen
– oft altmodisch von Ämtern (wenn überhaupt per E-Mail): wenn man um Auskunft
zu klar formulierten und nummerierten Fragen bittet, dann erhält man nicht selten
einen Roman mit sinngemäßen Wiederholungen der Anfrage (kenne ich doch!),
der dann aber nicht zum Punkt kommt; selbst bei Fragen, die man bewusst und
erkennbar mit dem Wunsch nach einem simplen Ja oder Nein formuliert, wird
oft um den Kern des Themas herum fabuliert.
– der Sinn der automatischen Zitatfunktion wird oft nicht verstanden: sie ist eine
komfortable Hilfestellung, weil sie die manuelle Einfügung von Zitatzeichen
erspart. Sie dient der Arbeits- und Zeitersparnis, sowie der Übersichtlichkeit
bei einem mehrfachen Schriftwechsel.
– Die/der Antwortende fügt jeweils direkt unter der Textteile des Absenders eine
prägnante Antwort ein, die sich nur auf den zitierten Textteil bezieht;
– Textteile, auf die man nicht direkt antwortet, können und sollten zwecks besserer
Übersichtlichkeit gelöscht werden (aber die Zeilen zur Absender-Mail am Anfang
des Zitats stehen lassen – man nennt das „den Absender leben lassen“). So wird
dem ursprünglichen Absender sofort klar, was der Empfänger worauf antwortet,
ohne dass dieser ausdrückliche, inhaltliche Bezüge mit einigem Aufwand
formulieren muss. Für die Antwort auf die Antwort auf die Ant… gilt stets das
gleiche.
Das ist eigentlich d e r Riesenvorteil gegenüber dem gedruckten Briefwechsel,
der leider meistens verschenkt wird.
– Der geübte E-Mailer achtet darauf, dass im E-Mail-Programm die Kombi aus
Größer-Zeichen und Leerzeichen „> “ (ohne Anführungszeichen) vor Zeilen der
zitierten Mail eingefügt werden (Einstellungen!). Das ist ein De-Facto-Standard!
Wenn der nicht eingehalten wird (gerne von manchen kommerziellen E-Mail-
Programmen), dann gibt es Zitatzeichenchaos.
Das Mail-Programm wird ab dem zweiten Zitat einer Zeile automatisch nur noch
ein „>“ ohne Leerzeichen einfügen.
An der Zahl der Größer-Zeichen erkennt man somit die jeweilige Zitatstufe für die
Zeile (Bsp.: „>>> “ bedeutet: Zeile zum dritten Mal zitiert).
– Außerdem wird man als geübter E-Mailer zwischen dem Zitat und der eigenen
Antwort eine Leerzeile lassen, wie auch zum nächsten Zitat (dort vielleicht sogar
zwei Leerzeilen), um die Übersichtlichkeit weiter zu verbessern.
– Wenn man zitierte Zeilen löscht, dann kann man die Zitatzeichen am Anfang
der ersten Zeile der Löschung auch stehen lassen und drei Punkte in eckigen
Klammern ( […] ) als Zeichen für eine Löschung anfügen.
funktional:
– gedankenlose Nutzung der Weiterleiten-Funktion anstatt „Antwort:“
– Nichtnutzung der Antworten-Funktion, oft neue Mail mit neuem Betrefftext; die
die automatische Einordnung der Antwort-Mail durch das E-Mail-Programm in
einem sogenannten Thread (=Faden; Themenbaum) wird dadurch verhindert.
Viele kennen die Sortierung nach Themenbaum (darin chronologisch) nicht.
(Anm.: die Technik mit eindeutigen Message-Ids im Mail-Header, die in die Antwort
unter dem Header „In-Reply-To:“ übernommen werden, muss man dazu nicht kennen,
aber es könnte fürs Verständnis von Threads hilfreich sein.)
– gedankenloses Antworten an alle, nicht nur an den Verfasser
– inflationäres, und damit wertloses Anfordern von Empfangsbestätigungen
– automatische Zitatfunktion ohne Sinn und Verstand aber ungenutzt; ich halte es für
eine Unhöflichkeit, wenn mir Antwortende eine Kopie meiner Mail mit zurückschicken,
obwohl klar ist, dass ich mein Original habe (nur sinnvoll, wenn klar sicher ist, dass
man nicht immer mit derselben Person korrespondiert, wie oft bei Service-Stellen).
Außerdem verbraucht es sinnlos Energie in den Netzen, wenn Daten beim Mailen
vervielfältigt werden.
– die Zumutung von reinen HTML-Mails, ohne auch den ‚Plaintext‘ durch das
Mail-Programm automatisch einfügen zu lassen; Plaintext-Mails, also ganz ohne
HTML-formatierten Text wären schon aus Gründen der Sicherheit ratsam.
Einige der funktionalen Mängel könnte man möglicherweise mit technischen Maßnahmen beseitigen, aber muss man alles technisch und teuer lösen? Ich sage darauf: Nein, man kann auch kurz und schmerzlos (und fast kostenlos) den gesunden Menschenverstand walten lassen und sich darauf besinnen, was man gerade tut.
In Gebieten, worin man nie ausgebildet wurde, kann man sich heutzutage mit Hilfe der beinahe unendlichen Informationsquelle WWW aus eigenem Antrieb weiterbilden (man suche nach „Mail-Etikette“), vorausgesetzt, man hat kein übersteigertes Selbstbewusstsein, sondern die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion und will dazulernen.
Herzliche Grüße aus dem hochsommerlichen Bayern
Tom
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Tom,
wow, das war jetzt wahrlich ein Mammutkommentar! Da ich vor Kurzem einen E-Mail-Kurs konzipiert habe, habe ich mit einigem auch schon auseinandergesetzt. Selbst da hätte ich aber nicht alle Ihre Aspekte mit einfließen lassen können, weil es sonst zu lang geworden wäre. Man sieht auf jeden Fall: Das Thema ist umfangreicher, als man auf den ersten Blick vielleicht denkt.
Vielen Dank auch für den historischen Abriss zu Anfang.
Herzliche Grüße und frohes Mailen
Annika Lamer
Aurelia meint
Hallo zusammen,
Die „Sehr geehrte*r“-Form mit den „freundlichen Grüssen“ begegnet mir ausserhalb des Schriftverkehrs mit Ämtern und Notaren etc. eigentlich nur noch als Distanzierungs Strafe im Arbeitsleben. Und zwar dann, wenn es Konflikte mit den Schreibenden gibt. Da wird ganz schnell von „Hallo“ oder „Liebe*r“ auf „Sehr geehrte*r“ gewechselt und man hört ganz deutlich das „leck mich doch“ dahinter. Der Wechsel von „Liebe*r“ zu „Guten Tag“ oder „Hallo“ dagegen, ist nur leicht frostig. Die Anrede wird so zum bewusst gesetzten Marker für persönliche Verbundenheit und gute Zusammenarbeit oder deren Gegenteil. Mich würde sehr interessieren ob auch andere das so sehen!?
herzliche Grüsse in die Runde
Aurelia
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Aurelia,
was Sie da schildern, ist ganz schön passiv-aggressiv. 😉 Von eigenen Erfahrungen kann ich da zum Glück nicht berichten.
Interessanter Aspekt auf jeden Fall!
Viele Grüße
Annika Lamer
Maria Regina meint
Liebe Frau Lamer,
herzlichen Dank für Ihre Erklärungen zur Kommasetzung in der Grußformel. Könnten Sie mir hier bitte weiterhelfen: Setzt man vor der Unterschrift ein Komma, wenn der vorherige Satz eines verlangen würde?
Bsp.: Mit herzlichem Gruß, liebe Freunde und Nachbarn, Eure Familie Maier
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Regina (wenn es Ihr Nachname ist),
hm, Ihr Beispiel ist etwas schwierig. Es passt meines Erachtens nicht, in die Grußformel noch eine Anrede zu packen. Von der Sache her könnte man könnte den Nachsatz entweder als Einschub begreifen – dann zwei Kommas – oder als Erweiterung der Grußformel – dann nur eins. Auf jeden Fall bräuchte man dann noch einen Absatz.
Mit herzlichem Gruß, liebe Freunde und Nachbarn(,)
Eure Familie Maier
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Maria Regina meint
Vielen herzlichen Dank, liebe Frau Lamer, für Ihre Antwort und dass Sie sich die Zeit genommen haben!
Liebe Grüße
Maria Regina