Der Jahreswechsel: Zeit, innezuhalten. Zeit, zurückzublicken und vorauszuschauen. Was war, was kommt? (Hier getragene musikalische Untermalung vorstellen.)
Ja. Theoretisch. Dumm nur, wenn man die ganze Zeit das Gefühl hat, sich selbst hinterherzurennen – und gar nicht zum Innehalten kommt.
Weihnachtspause, wo bist du?
Meine Zeit bis Weihnachten war extrem stressig. Ich hätte in den Schulferien dringend eine Pause gebraucht. Weil der Januar aber schon wieder so knüppelvoll ist – mit Dingen, die ich jetzt vorbereiten muss –, konnte ich mir auch die nicht richtig nehmen. Immerhin habe ich einen Gang zurückgeschaltet und nur jeden Tag ein bisschen was gemacht (und zwar auch an Weihnachten).
So. Und jetzt stehe ich da und habe all die Vorbereitungsarbeit für den Januar im Nacken. Und parallel soll ich mir überlegen, wie es 2023 weitergeht?
Kurz überlegt: Was habe ich 2022 erreicht?
Nötig ist das auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, 2022 nicht so richtig vorangekommen zu sein. Das lag daran, dass das Jahr im Zeichen meines Rechtschreibbuches stand, das im Oktober erschienen ist. Klar könnte ich jetzt sagen: Wow, du hast ganz schön was geschafft! Ein eigenes Buch! Aber das Buch ist nicht mein Kerngeschäft. Es war eher eine Pause von meinem eigentlichen Business. Ein bisschen so, als würde man Elternzeit nehmen.
Also, was ist nun mit der strategischen Ausrichtung für 2023? Wo lege ich künftig meinen Fokus hin, wie will ich vorankommen? Aber Moment, ich muss den Januar vorbereiten …
Besuch steht vor der Tür
Stellen Sie sich das so ungefähr vor: Sie erwarten Besuch und müssen noch das Essen vorbereiten. Aber Sie müssen auch die Wohnung noch aufräumen und putzen.
Vorher haben Sie das nicht geschafft, weil Sie gerade erst vom Zahnarzt gekommen sind. Beim Zahnarzt sind Sie verspätet angekommen, weil Sie den Bus verpasst haben. Den Bus haben Sie verpasst, weil Ihnen der Joghurt herunterfallen ist und Sie die Bescherung wegmachen mussten. Der Joghurt ist Ihnen heruntergefallen, weil Sie dabei telefoniert haben. Das Telefonat war nötig, weil der Wagen immer noch in der Werkstatt ist. Weil der Wagen in der Werkstatt ist, mussten Sie mit dem Bus zum Zahnarzt fahren. Und immer so weiter.
Und nun kommt jeden Moment der Besuch. Sie springen zwischen Küche, Wohnzimmer und Bad hin und her, schmeißen den Putzlappen ins Nudelwasser und räumen die Schuhe auf den Wohnzimmertisch. Da klingelt es an der Tür. Sie drücken auf die Gegensprechanlage und sagen: „Geht ihr noch mal in den Garten? Ich bin leider nicht ganz fertig geworden.“
Ab in den Garten
So. Und genau das mache ich jetzt: Ich schicke meine Jahresplanung noch mal in den Garten und kümmere mich erst mal um Wohnung und Essen.
Ich melde mich hier im Februar mit Teil 2. Bis dahin würde ich mich interessieren, ob Sie solche Momente auch kennen – und wie Sie damit umgehen. Lassen Sie mir ein paar Worte da, ich würde mich freuen!
PS: Diesen Beitrag habe ich übrigens geschrieben, während ich eigentlich Sport hätte machen sollen.
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Hans meint
Also doch die verkopfte Fahrschülerin, die immer alles *richtig* machen will?
Mir geht das auch so, und ich habe meine 2022er Bilanz nicht vor Weihnachten und nicht nach Weihnachten fertig gekriegt. Werde sie vielleicht auch bis zum Februar nicht fertig kriegen und dann halt sein lassen. Manchmal setzt einem das Leben die Prioritäten, und man kann dann nur Loslassen üben.
„If I could just keep my head up
Like the trees down on Henderson Swamp
And make another day, that’ll be O.K
And I won’t just die another chump“ – The Slackers
Liebe Grüße
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Hans,
naja, wollte ich immer alles richtig machen, hätte ich den Jahresrückblick ja pünktlich veröffentlicht. 😉
Als Antwort auf The Slackers zitiere ich hiermit die Eiskönigin: „Let it go!“ 😀
Viele Grüße
Annika Lamer
Susan Nähring meint
Liebe Frau Dr. Lamer, eine wahrhaft treffende Beschreibung: Sich selbst hinterzurennen. Allein sind Sie damit nicht und herausgefunden, wie man sich selbst und diesen Wahnsinn abstellt, habe ich auch noch nicht. Jedoch, dieses Jahr habe ich einen ersten Schritt in Richtung Tempoanpassung gemacht: Es gab keine gebastelten Weihnachtskarten in Großauflage, es gab gar keine:) Das Loslassen hat gutgetan. Herzliche Grüße!
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Nähring,
da muss ich grinsen: Auch ich habe dieses Jahr erstmals keine Weihnachtskarten mehr verschickt.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Herbert Grabe meint
Sie haben das (wie es zu erwarten war) spannend ge- bzw. beschrieben. Aber, ganz ehrlich, ich freue mich auf den zweiten Teil, denn bisher las ich nichts Ungewöhnliches. So geht es vielen Menschen. Ein Teil davon verfasst trotzdem einen Jahresrückblick, einen Weihnachtsbrief oder kreiert eine bebilderte Jahresrückschau, was auch immer. Andere kämen gar nicht auf die Idee, sich so etwas anzutun. Ich bin gespannt, welchen Weg Sie gehen. Gutes neues Jahr!
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Grabe,
juchuh, schon mal ein Leser für Teil 2. 🙂
Auch Ihnen ein frohes Neues,
herzliche Grüße
Annika Lamer
Gesine meint
Liebe Annika,
sehr herzerfrischend, dein Jahresrückblick.
Mehr als Einhundert Prozent geben und das in einer Endlos-Schleife .. Mir ging es auch so.
Manchmal sage ich dann: „Das To do ist gerade den Rhein hinab geschwommen“, lasse es ziehen und gönne mir einen inspirierenden Artikel wie diesen hier bei einem Tee. Und schon hat sich was verändert, ich lächle und merke, dass ich gerade eine gute Idee hatte.
Guten Start und gutes Gelingen für 2023.
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Gesine,
das klingt schön! Ich wünsche dir für 2023 viele inspirierende Tee-Momente.
Viele Grüße
Annika
Sandra Zach meint
Hallo liebe Annika und happy new Year!
Da haben wir wohl einen Trend losgetreten? Auch bei uns gab ich dieses Jahr keinen Riesenschwung selbstgemachter Weihnachtskarten – nur noch ein paar einzelne an die (analogen) Omas, sonst alles digital. Außerdem nur einmal Plätzchenbacken, nicht jedes Adventswochenende. Selbst das Weglassen dieser kleinen Dinge hat spürbar Platz geschaffen für Ich-Zeit – sollte man gar nicht meinen.
Ich freu mich auf Teil 2!
Viele Grüße
Sandra
PS: Vielen Dank für deinen Rechtschreib-Workshop – war sehr unterhaltsam und wie immer lehrreich!
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Sandra,
über die analogen Omas musste ich jetzt lachen. Plätzchen habe ich so viel gebacken wie noch nie, das war aber tatsächlich meine Ich-Zeit. Anderes habe ich weggelassen – oder, wo es ging, verschoben.
Schön, dass du beim Webinar dabei warst!
Liebe Grüße und alles Gute fürs neue Jahr
Annika
Michaela Böhm meint
War vergnüglich zu lesen. Und so entspannend, Mensch, hier ist jemand, der nicht perfekt alles stemmt. Ich freu mich auf Teil 2 (die 2. Leserin:-))
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Böhm,
das freut mich!
Ein frohes neues Jahr,
viele Grüße
Annika Lamer
Martina Schmid meint
Liebe Frau Lamer
In diesem Jahr ist es mir genauso gegangen. Ich hatte einen Adventskalender auf Instagram und am 20. Dezember habe ich, nachdem ich jeden Tag etwas gepostet hatte, einfach aufgehört. Und es hat gut getan! Auch unseren Jahresrückblick habe ich dieses Mal ersatzlos gestrichen. Das Jahr 2022 war schwierig und anstrengend, mehr gab es nicht zu sagen.
Und Sie haben doch das tolle Buch veröffentlicht, da kann man nicht sagen ‚mehr habe ich nicht geschafft‘. Das ist ganz großartig! Meine Gratulation und für des neue Jahr alles Gute und Mut zur Lücke wünsche ich Ihnen. Viele Grüße aus Wien, Martina Schmid
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Schmid,
oh ja, vor Leuten, die ausgerechnet in der stressigen Vorweihnachtszeit einen täglichen Adventskalender-Post veröffentlichen, erstarre ich immer in Ehrfurcht. 😅 Das finde ich sehr menschlich, nicht bis zum Schluss durchzuziehen.
Danke für Ihre motivierenden Worte! Für mich ist der Jahresrückblick deshalb so wichtig, weil ich mir darin auch immer Gedanken mache, wie es weitergehen soll. Streichen möchte ich ihn daher nicht.
Schade, dass 2022 nicht gerade ein Highlight war – ich hoffe, Sie können zuversichtlich ins neue Jahr starten. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute!
Viele liebe Grüße
Annika Lamer
Matthias meint
Das war jetzt eine feine Unterhaltung mit Nachdenk- und Schmunzelbeilagen! Herzlichen Dank!
Ein Artikel aus der Zeitschrift anders leben klingt bei mir an. Es ging um den Vorsatz, sich der Hetze zu widersetzen. Da könnte eine Rückschau und Vorausplanung sicher helfen. Und ein entschleunigter und einfacher Lebensstil. Gedacht und geschrieben ist das schnell, aber umgesetzt … aber wie ich lese, bin ich nicht allein mit solchen Bemühungen. Dir Annika und der Community wünsche ich, dass wir immer wieder Momente des Innehaltens finden (oder sie uns schaffen), um das Wesentliche nicht zu verpassen. Grüsse aus der Schweiz, Matthias
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Matthias,
danke für deine nachdenklichen Worte. Nur entschleunigen würde ich auch nicht wollen, ich will auch beschleunigen. 🙂 Ich wünsche dir ein gutes Jahr 2023 im passenden Tempo!
Viele Grüße
Annika