Wir schreiben Mitte Februar. Das ganze Internet ist eine jahresrückblickfreie Zone. Das ganze Internet? Nein! Ein von einer unbeugsamen Texterin besetzter Blog legt nach.
Die unbeugsame Texterin wäre dann wohl ich. Im letzten Blogbeitrag habe ich erklärt, warum ich meinen Jahresrückblick erst mit Verspätung veröffentlichen würde.
Mein Stressphase ist vorbei, jetzt kann ich mich in Ruhe hinsetzen. Zum Rückblick gehört bei mir auch immer die Vorausschau, also die strategische Planung für die kommenden Monate. Schließlich greift beides ineinander. So, dann geht’s los. Ich versuche, mich kurz zu fassen, aber es kommen doch viele Aspekte zusammen.
Neues Dasein als Autorin
Das Jahr 2022 stand bei mir im Zeichen meines Rechtschreibbuches, das im Oktober bei DuMont erschienen ist. Erstaunlicherweise hat mir die Arbeit an dem Buch mehr Freude bereitet, als ich erwartet hatte.
Sogar dass mir das Buch den Sommerurlaub zerhauen hat, habe ich nicht allzu negativ in Erinnerung. Die Lektoratsphase zog sich nämlich länger hin als geplant, und so musste ich auch in den Vogesen ran. Nun ja, es gibt schlechtere Arbeitsplätze.
Am Ende war es geschafft und ich um eine Erfahrung reicher. Nach all den Strapazen hätte man von meinem Katzenmodel etwas mehr Begeisterung erwarten können, aber gut, man kann das Buch halt nicht fressen.
Schreiben ist das eine, frei sprechen etwas ganz anderes. Und so war ich ganz schön aufgeregt, als mich der Radiosender BR2 zum Buch-Interview einlud. Würde ich überhaupt drei gerade Sätze herausbekommen? Hier stehe ich vor dem ARD-Hauptstadtstudio, kurz vor der Aufzeichnung:
Kerngeschäft Workshops
Parallel zum Autorinnendasein musste mein Workshopgeschäft einigermaßen weiterlaufen, denn, surprise: Wenn man nicht gerade zum erlauchten Kreis der Bestsellerautor*innen gehört, kann man vom Bücherschreiben nicht leben.
Neben meinen offenen Workshops hatte ich auch einige schöne Unternehmensworkshops, zwei davon als Präsenzworkshops – so wie hier im Dezember in Hamburg.
Bei den Präsenzworkshops schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Einerseits reise ich gerne, andererseits brauche ich auch meine Ruhephasen. Einerseits treffe ich gerne auf Menschen, andererseits strengt es mich an, präsent sein zu müssen – im Sinne von wach, kommunikativ, extrovertiert. Das bin ich manchmal gerne, aber eben nicht ständig.
Zwei, drei Präsenzworkshops pro Jahr wären daher auch in Zukunft perfekt für mich. Im Rest der Zeit fühle ich mich online sehr wohl.
Wo es geklemmt hat
Das Workshopgeschäft musste also weiterlaufen. Woher dann die Zeit für das Buch nehmen? Da blieb nur der Blog. Doch da beißt sich die Katze in den Schwanz: Wenn ich weniger Zeit in meine Sichtbarkeit stecke, wird es schwerer, meine offenen Workshops vollzubekommen. Und auch die Unternehmensanfragen gehen zurück.
Kein Wunder also, dass ich 2022 weniger Workshops gegeben habe als im Vorjahr: Es wurden weniger Menschen auf mich und mein Angebot aufmerksam.
Doch auch von Kolleg*innen habe ich gehört, dass sich ihre Workshops und Kurse deutlich schwerer verkauft haben. Dafür lassen sich verschiedene Gründe ausmachen:
- Allgemeine Workshopmüdigkeit nach der langen Pandemie
- Gesättigter Markt, Onlinekurs-Schwemme
- Wirtschaftliche Unsicherheit in Zeiten von Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation
Das rückläufige Workshopgeschäft lag also nicht nur an mir, sondern auch an der Gesamtlage. Inzwischen zieht es bei mir wieder etwas an, sodass ich vorsichtig optimistisch bin.
Dass mein Buchschreiben einen Umsatzrückgang bedeuten würde, hatte ich eingeplant. Immerhin fiel er weniger schlimm aus als befürchtet. Die Sache ist aber, dass so eine Buchauszeit nicht nur punktuell für weniger Umsatz sorgt, sondern sich auch langfristig auswirkt: Die zurückgegangene Reichweite muss ich erst mal wieder aufholen.
Sichtbarer werden
Die Frage, wie ich dieses Jahr weitermache, lässt sich demnach leicht beantworten. Bevor ich nächste große Schritte unternehmen kann, muss ich erst mal wieder in meine Sichtbarkeit investieren.
Das bedeutet:
- Deutlich mehr bloggen
- Verstärkte Social-Media-Aktivitäten
Seit Kurzem habe ich endlich auch ein Instagram-Profil. Während ich Facebook und LinkedIn noch parallel bespielen konnte, brauche ich für Instagram nun eine gesonderte Posting-Strategie: Weniger Text, mehr Fokus aufs Bild. Das ist eine Menge Extraarbeit – und genau der Grund, warum ich mich bisher vor dem Schritt gescheut hatte. Beim Erstellen der Grafiken unterstützt mich zum Glück meine virtuelle Assistentin Jana Schneider.
Blog-Baby, verzeih mir
Ich hatte also meine Gründe, warum ich den Blog 2022 so sträflich vernachlässigt habe. Magere 9 Beiträge sind es geworden, wenn ich großzügig den Beitrag vom 1. Januar mitzähle. Zu meinen besten Zeiten waren es 25.
Ich bemerke bei mir da auch eine gewisse Bequemlichkeit. Der Mikro-Content in den sozialen Netzwerken ist vergleichsweise schnell erstellt und bringt schnell Likes und Aufmerksamkeit, vergeht aber auch wieder schnell. Wenn ich die Folien für meine Workshops vorbereite, verfasse ich ebenfalls Mikro-Content. Das Ausholen und Erklären mache ich da ja mündlich (was mich übrigens rhetorisch sicher vorangebracht hat).
Ja: Kurz und knackig zu formulieren, ist auch eine Kunst. Dennoch freue ich mich darauf, im Blog auch mal wieder meine Long-Copy-Skills zu üben. Struktur in einen langen Beitrag zu bringen, einem roten Faden zu folgen, klare, logisch aufeinander aufbauende Sätze zu formulieren, dabei noch Humor und Leichtigkeit reinzubringen – das fordert auch mir noch mal eine ganze andere Konzentration ab.
Blog-Pläne
Um wieder mehr Blogbeiträge zu veröffentlichen, will ich das Themenspektrum etwas erweitern. Bisher hatte ich sehr stark den Fokus auf Nützlichkeit: Welche Tipps kann ich geben, damit Marketing-Angestellte und Unternehmer*innen bessere Unternehmenstexte schreiben?
Dabei war mein Ansatz jedoch nie: Wie schreibe ich Texte, die maximal converten? (Ohne Marketingsprech: verkaufen.) Sondern: Wie schreibe ich Texte, die meinen Leserinnen und Lesern Freude bereiten? Das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal meines Blogs, und ich möchte da in Zukunft noch mutiger werden. Mutiger, indem ich auch Themen aufgreife, die vielleicht keinen direkten beruflichen Nutzen haben, dafür aber die Lust an der Sprache fördern. Darin liegt letzten Endes auch wieder der Nutzen, davon bin ich überzeugt.
Eine weitere Überlegung war: Sollte ich noch persönlicher bloggen? Persönlichkeitsmarketing ist gerade in. Da geht es um Content-Ideen wie: Momente in meiner Kindheit und Jugend, die mich geprägt haben. Mein Warum. Meine Learnings. So verbringe ich meine Freizeit. 10 Fakten, die Sie über mich noch nicht wussten. Und so weiter …
Meine Entscheidung: Nö. Brauche ich in diesem Blog nicht. Ist ja nicht so, dass ich unpersönlich schreiben würde. Aber der Fokus soll weiterhin auf dem Schreiben liegen und nicht auf mir.
Jetzt fehlt noch eine konkrete Zahl, wie oft ich bloggen will. Sie lautet: alle drei Wochen ein neuer Beitrag. Grmpf, jetzt ist es raus, das sollte mich disziplinieren.
Workshop-Pläne
Neue Workshop-Pläne gibt es jetzt noch nicht – denn, wie gesagt, ich will meine Kraft erst mal ins Content-Marketing stecken.
Die Schreibworkshops Lebendig schreiben und Origineller posten laufen weiter; neu hinzugekommen ist der Kurzworkshop Headlines texten. Zu meinem Kommatraining gesellt sich seit Kurzem auch ein Rechtschreibtraining. Der Rechtschreib-Workshop ist richtig prima geworden und ich bedaure es immer, dass er deutlich weniger nachgefragt wird als mein Kommatraining. Was lese ich daraus? Der größte Schmerz sitzt in den Kommas.
Meine zweite Säule sind die Unternehmensworkshops. Das Angebot dafür habe ich vor ein paar Wochen noch mal geschärft. Auf einer Übersichtsseite sehen Unternehmen, auf welche Themen ich mich spezialisiert habe.
Meine Leitwörter
Zum Schluss noch ein Blick auf meine Leitwörter, die ich mir für 2022 gegeben hatte: „Fokus“ und „Planung“.
Den Fokus habe ich erfüllt, sonst hätte ich nicht in so kurzer Zeit ein 350 Seiten starkes Buch schreiben können.
Die Planung ist definitiv meine Achillesferse. Ich habe zu Jahresbeginn 2022 zwar gut angefangen mit einem Social-Media-und-Content-Plan … aber dann irgendwann doch wieder spontan gepostet. Ich ticke einfach so. Da fallen mir Sachen auf oder rollen mir vor die Füße und schwupps mache ich daraus einen Post. Niemals könnte ich das planen. Ich weiß aber, dass ich mich dennoch mehr bemühen muss, Dinge auch fest einzuplanen.
Meine Leitwörter für 2023: „Content“ und „Sprachliebe“.
Content bedeutet: Starker Fokus aufs Bloggen und Posten.
Sprachliebe heißt: Dem noch mehr Raum geben, was unsere Sprache schön und spannend macht.
Und Sie?
An dieser Stelle ein Dankeschön an alle, die im vergangenen Jahr kommentiert haben, hier oder in den Social Media, und mir Mails geschrieben haben. Dass Sie sich die Zeit dafür nehmen, empfinde ich als großes Geschenk. Von daher: Lassen Sie mir gerne ein paar Zeilen da.
Blogbeiträge 2022
Zum Schluss, ganz wie es die Tradition verlangt, eine Übersicht über die 2022 erschienenen Beiträge. Haben Sie etwas verpasst? Schauen Sie gerne noch mal rein.
Besser texten
Wie Sie trotz Einschränkungen kreativ texten können und Einwände entkräften
Besser texten: Warum Sie mit Adjektiven sparsam sein sollten
So bringen Sie Abwechslung in Ihren Textfluss – auch ohne Wildwasser-Rafting
Storytelling in den Social Media: So posten Sie lebendige Unternehmensnews
Rechtschreibung
Rechtschreibung – wer will das noch? Eine Fürsprache
Q&A Rechtschreibung: Was Leser und Leserinnen wissen wollen
Groß oder klein? Die richtige Schreibweise von Zahlwörtern
In eigener Sache
Mein Jahr 2022: Rückschau und Ausblick, Teil 1
Vom kreativen Texten bis zur Rechtschreibung: Mein Blog wird 10
Christian Holzer meint
Annika,
eigentlich lese ich nie Blogs, und eigentlich schreibe ich nie Kommentare, und die meisten Newsletter bestelle ich sowieso ab – aber wie du siehst, hier mache ich eine Ausnahme. Habe diesen Blog-Beitrag aufmerksam gelesen und finde ihn interessant, nützlich; und natürlich gut geschrieben, wie sollte es anders sein 🙂
Ich möchte dich gerne bestärken in dem was du schreibst, halte das niedrige Level vom Person-Marketing, behalte Fokus und Planung.
Ich bin gespannt, was du in einem Jahr zu deinem Instagram-Konto schreibst. Ich habe gerade beschlossen, meines auslaufen zu lassen: nach ca 2 Jahren habe ich 700 Follower, als ich jetzt mit einem neuen Buch herauskam und meinen Followern einen Early Bird-Rabatt einräumte, haben gerade mal 2% ein Buch bestellt (und ich hatte eine ähnliche Aktion vor einem Jahr bei einer anderen Neuerscheinung, da waren es 3%).
Also man muss schon ganz schön viele Follower haben, damit sich das kommerziell lohnt. Die vielen likes sind zwar nett, aber letztlich wertlos, das ist eine Fake-Welt. Und man soll nicht die Zeit unterschätzen, auch wenn das immer nur Mikro-Einheiten sind, sind es am Jahresende dann doch 10 Stunden (120 Posts x 5 min).
Meine Erfahrung ist, dass Mails, insbesondere natürlich an befindliche Kunden, nach wie vor bessere Resultate bringen. Man bekommt zwar keine likes, aber man verkauft 🙂
So ein paar Gedanken am Rande, alles Gute für das Jahr 2023 und überhaupt!
Mit herzlichem Gruß,
Christian
Basebo förlag
Christian Holzer
Basebo 3
577 93 Vena
tel mobil: +46-73-039 58 13
mail: info@baseboforlag.se
hem: http://www.baseboforlag.se
https://www.instagram.com/baseboforlag
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Christian,
vielen Dank für dein nettes Feedback und deine Gedanken!
5 Minuten pro Post wären ja großartig – nein, ich brauche deutlich länger. Hinzu kommt das Beantworten der Kommentare.
Der Weg ist bei mir auch nicht, direkt über Social Media zu verkaufen. Sondern Menschen auf mich aufmerksam zu machen, die dann idealerweise irgendwann den Newsletter abonnieren. Erst dann sind es „richtige“ Kontakte, da gebe ich dir völlig recht.
Aber, ja: Der Aufwand ist enorm.
Liebe Grüße
Annika
Christian Holzer meint
… ja, 5 Minuten sind optimistisch, aber man bekommt Routine. Ein guter Tipp ist auch, einfach ein paar Posts auf Vorrat zu produzieren (am PC) und dann jeden zweiten Tag einen veröffentlichen.
Wie gesagt, bin gespannt auf dein Resümee zum Ende des Jahres!
Liebe Grüße
Christian
http://www.baseboforlag.se
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Christian,
das kommt doch auch auf den Inhalt des Posts an. 😉
Auf Facebook und LinkedIn bin ich auch schon lange aktiv, nur Instagram ist neu.
Danke auf jeden Fall für deinen Zuspruch!
Liebe Grüße
Annika
Sofie Anton meint
Liebe Annika, auch wenn du zukünftig nicht mehr Persönliches als bisher im Blog preisgeben willst, von mir aus darf es gern regelmäßig etwas Cat-Content sein, so wie heute. 😉
Ich freue mich auf weitere erhellende Newsletter und Blogbeiträge von dir und werde sicher auch mal bei Instagram vorbeischauen. Dein Buch zu lesen, habe ich in diesem Jahr ebenfalls noch vor mir und bin schon gespannt. Vielleicht sehen wir uns auch bald wieder in einem deiner Workshops, noch kenne ich nicht alle. 🙂
Alles Gute und viel Spaß und Erfolg bei deinem Tun!
PS: Dein kurzweiliges Weihnachtsrechtschreibseminar war eines meiner Highlights letztes Jahr.
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Sofie,
vielen Dank für deine netten Worte! Freue mich.
Das Weihnachtsrechtschreibwebinar habe ich im Beitrag gar nicht erwähnt, fällt mir auf. Ich konnte nicht alles unterbringen, sonst wäre es (in meinem Empfinden) zu lang geworden. 😅
Dir auch alles Gute und vielleicht bis bald!
Liebe Grüße
Annika
Ansgar meint
Also ich sehe das so: Wie Sie Ihren Blog schreiben ist so lustig, und gekonnt, dass Sie daraus ein Buch machen sollten.
Ansgar
Dr. Annika Lamer meint
Vielen Dank für das tolle Kompliment, lieber Ansgar!
Tina S. meint
Liebe Annika,
ich habe deinen Blog erst letzte Woche gefunden, freue mich aber schon unheimlich, dir auch auf Instagram zu folgen, und von dir ganz viel zu lernen!
Ich wohne seit 15 Jahren in den USA und arbeite als Übersetzerin/SEO-Spezialistin für ein globales Tech-Unternehmen. Ich habe mein Deutsch leider einige Jahre vernachlässigt, und versuche seit einiger Zeit, mich mehr der Grammatik, Rechtschreibung und anderen Themen dieser wundervollen Sprache zu widmen, um wieder wie eine “normale Deutsche“ sprechen und schreiben zu können!
Bin so froh, dass ich dich entdeckt habe, und werde dir in Zukunft sehr aufmerksam folgen! Vielen Dank und liebe Grüße!
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Tina,
schön, von deinem Enthusiasmus zu lesen! Das motiviert mich auch.
Liebe Grüße
Annika
A.K. meint
Liebe Annika,
ich weiß gar nicht mehr, wie ich mal auf Dich und Deine Arbeit stieß. Ich weiß aber, dass ich seit – hm, seit wann? – langem total angetan bin von allem, worüber und was Du schreibst. Beim kostenlosen Rechtschreibseminar vor Weihnachten habe ich Dich live erlebt – das war wirklich wundervoll; die Übungen waren kreativ und witzig am Beispiel Weihnachten orientiert 🙂
Will schreiben: Mach weiter so!
Sprachliebe? Diese Art von Liebe teile ich beruflich und privat … 🙂
Küre ich hiermit zum heutigen Lieblingswort.
Herzliche Grüße aus Meerbusch von Astrid
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Astrid,
so viele nette Worte, lieben Dank! Freut mich, dass dir das Weihnachtswebinar gefallen hat. 😊
Liebe Grüße
Annika