Kommaregeln lernen, och nö – aber etwas weniger Zeichensetzungsfehler wären schon gut? Dann habe ich heute die ideale Übersicht für Sie: alles, was Sie über Kommaregeln wissen müssen, wenn Sie sich nicht mit Kommasetzung beschäftigen wollen.
Noch konzentrierter finden Sie die Regeln in meinem Überblicks-PDF, das Sie sich gerne zusätzlich vorlegen können: Merkblatt zur Kommasetzung (PDF-Download).
1. Die wichtigsten Kommaregeln zum Hauptsatz
Los geht’s mit den Hauptsätzen. Ein Hauptsatz besteht mindestens aus Subjekt und Verb – zum Beispiel: „Sie singt.“ Reihen sich zwei Hauptsätze aneinander – mit oder ohne Konjunktion –, wird ein Komma fällig.
- Sie singt, er spielt Klavier.
- Sie singt, aber schön hört es sich nicht an.
„Aber“ ist hier ein Beispiel für eine Konjunktion – genau wie denn, sondern oder außer.
Eine Sonderstellung nehmen die Konjunktionen „und“ und „oder“ ein. Hier ist lediglich ein Kann-Komma fällig:
- Sie singt[,] und er spielt dazu Klavier.
- Sie singt[,] oder sie versucht es zumindest.
Immer wenn Sie vor „und“ oder „oder“ auch einen Punkt setzen könnten – das wäre hier möglich –, steht ein Kann-Komma. Sie können das Komma setzen oder weglassen, je nachdem, was Ihnen für Satzrhythmus und Leseverständnis besser erscheint.
Achtung: Wenn auf das „und“ oder „oder“ kein weiteres Subjekt folgt, darf kein Komma gesetzt werden.
- Sie singt und spielt dazu Klavier.
- Sie singt oder versucht es zumindest.
Test: Der zweite Satzteil könnte nicht für sich alleine stehen.
2. Kommasetzung bei Aufzählungen
Damit lassen sich auch die Aufzählungen schon lösen. Einzelne Elemente werden mit Komma aufgelistet, beim „und“ entfällt das Komma dann. Das gilt auch für „oder“ und „beziehungsweise“.
- Sie spielt Trompete, Schlagzeug und Klavier.
- Sie spielt Trompete, Schlagzeug und Klavier beziehungsweise E-Piano.
3. Die wichtigsten Kommaregeln zum Nebensatz
Jetzt nehmen wir einen Nebensatz dazu. Ein Nebensatz wird immer mit einem Komma vom Hauptsatz abgetrennt.
- Sie singt, bis sie heiser ist.
- Dass die Nachbarn gegen die Wand klopfen, stört sie nicht.
Der Nebensatz zeichnet sich durch eine veränderte Verbstellung aus. Statt „sie ist heiser“ heißt es: „bis sie heiser ist“. Das Verb rückt also nach hinten. Das ist wichtig, um in komplizierteren Satzkonstruktionen unterscheiden zu können, ob es sich um einen Nebensatz handelt.
Nebensätze werden in der Regel durch ein Einleitewort angeführt. Dazu gehören:
- Konjunktionen: bis, dass, obwohl, weil, wenn, indem …
- Relativpronomen: der, die, das, denen …
- Fragewörter: wer, wo, wie, warum …
Genau wie der Hauptsatz durch ein „und“ erweitert werden kann, kann das auch bei einem Nebensatz passieren. Man setzt dann kein weiteres Komma. Schließt sich hingegen direkt eine zweite Konjunktion an – ohne „und“ –, ist ein weiteres Komma fällig.
- Mit „und“: Sie singt, sobald sie mit der Arbeit fertig ist und obwohl die Nachbarn schon sauer sind.
- Ohne „und“: Sie singt, sobald sie mit der Arbeit fertig ist, obwohl die Nachbarn schon sauer sind.
4. Kommasetzung beim eingeschobenen Nebensatz
Schließlich kann der Nebensatz auch eingeschoben sein:
- Sie singt, obwohl sie schon heiser ist, mit Inbrunst ihre Lieder.
„Sie singt mit Inbrunst ihre Lieder“ ist der Hauptsatz. „Obwohl sie schon heiser ist“ ist der eingeschobene Nebensatz. Er muss vorne und hinten durch Kommas abgetrennt werden.
Besonders aufpassen sollten Sie, wenn ein „und“ ins Spiel kommt. Geht der Nebensatz noch weiter? Oder wird er vorher beendet, und der Hauptsatz wird wieder aufgegriffen? Dann wird ein schließendes Komma fällig.
- Nebensatz geht weiter: Sie singt, obwohl sie schon heiser ist und es längst dunkel wird.
- Einschub: Sie singt, obwohl sie schon heiser ist, und spielt dazu Klavier.
Den Unterschied erkennen Sie im Zweifel an der Stellung des Verbs: Beim Nebensatz steht es hinten.
4. Die wichtigsten Kommaregeln bei Infinitivgruppen mit „zu“
Weiter geht es mit den Infinitivgruppen. „Es ist nicht schwer, korrekt zu schreiben“ – solche Konstruktionen kommen im Deutschen häufig vor. Als Infinitiv bezeichnet man die Grundform des Verbs, hier also „schreiben“. Den Infinitiv, das Wörtchen „zu“ und alles, was noch zu dem Satzabschnitt hinzutritt, bezeichnet man als Infinitivgruppe.
Infinitivgruppen können Muss- und Kann-Kommas mit sich bringen. Da ich es in diesem Beitrag einfach halten möchte, verzichte ich darauf, die Kann-Kommas zu erklären. Der einfachste Weg ist es, die Infinitivgruppe immer durch ein Komma abzutrennen:
- Es ist nicht schwer, korrekt zu schreiben.
- Um korrekt zu schreiben, muss ich die Regeln lernen.
Die Infinitivgruppe kann auch einen Einschub bilden:
- Sie singt, ohne die Augen zu öffnen, mit Inbrunst ihre Lieder.
Oder sie kann nach dem ersten „zu“ gleichgeordnet weitergehen:
- Sie singt, ohne die Augen zu öffnen oder sich besonders Mühe zu geben.
Es gibt allerdings Ausnahmen. Bei einigen Konstruktionen ist es nicht möglich, die Infinitivgruppe durch ein Komma abzutrennen. Das ist etwa bei scheinen und nicht brauchen der Fall:
- Sie scheint kein Problem damit zu haben.
- Sie braucht sich um ihr Publikum nicht zu kümmern.
Außerdem gibt es Fälle, in denen die Infinitivgruppe mit dem Hauptsatz verschränkt ist. Hier dürfen Sie ebenfalls kein Komma setzen.
- Den Rechnungsbetrag bitte ich zeitnah zu überweisen.
Wo beginnt und endet hier die Infinitivgruppe? Immer wenn das schwer zu sagen ist, spricht das für eine Verschränkung, und das Komma entfällt.
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6. Kommasetzung bei Partizipgruppen
„Ehrlich gesagt sind die Kommaregeln gar nicht so schwer.“ Noch so eine Kopfnuss: Was passiert nach „ehrlich gesagt“?
Es handelt sich hier um eine sogenannte Partizipgruppe. Ein Partizip wird ausgehend von einem Verb gebildet und hat dabei gleichzeitig auch Eigenschaften eines Adjektivs. Im Satzgefüge können solche Partizipien mit anderen Wörtern eine Gruppe bilden. Beispiele wären ehrlich gesagt und lautstark fluchend.
In zwei Fällen ist das Komma Pflicht. Fall eins: Die Partizipgruppe folgt direkt auf ein Substantiv.
- Wir senden herzliche Grüße, verbunden mit den besten Wünschen fürs neue Jahr.
Fall zwei: Die Partizipgruppe wird angekündigt oder wieder aufgenommen, erkennbar etwa an dem Wörtchen „so“.
- Gut gelaunt und scherzend, so kennen wir ihn.
In allen anderen Fällen ist das Komma optional. Entweder Sie setzen das Komma trotzdem:
- Ehrlich gesagt, sind die Kommaregeln gar nicht so schwer.
- Die Kommaregeln sind, ehrlich gesagt, gar nicht so schwer.
Oder – und das halte ich hier für angenehmer – Sie lassen es weg:
- Ehrlich gesagt sind die Kommaregeln gar nicht so schwer.
- Die Kommaregeln sind ehrlich gesagt gar nicht so schwer.
7. Kommaregeln für „als“ und „wie“
Auch die Wörter „als“ und „wie“ sind eine häufige Quelle von Kommafehlern. In den folgenden Sätzen leiten sie lediglich eine einfache Ergänzung ein, es darf kein Komma stehen.
- Ich bin heute besser gelaunt als an den meisten anderen Tagen.
- Wie ich scheinst auch du gute Laune zu haben.
Nur wenn ein Nebensatz folgt – erkennbar an dem Verb –, wird ein Komma fällig:
- Ich bin heute besser gelaunt, als es normalerweise der Fall ist.
- Wie ich es verstanden habe, scheinst auch du gute Laune zu haben.
Prüfen Sie also immer, ob „als“ und „wie“ einen vollständigen Nebensatz einleiten – nur dann greifen Sie bitte zum Komma.
8. Einfache Ergänzung oder Zusatz?
Es gilt der Leitsatz: Kein Komma ohne Grund. So dürfen Sie nach den folgenden einfachen Ergänzungen kein Komma setzen:
- Zur Wahrung der Privatsphäre halten Sie bitte 2 Meter Abstand.
- Anders als letztes Jahr hatten wir im Urlaub nur Sonnenschein.
- Trotz aller Pflege sind die Pflanzen vertrocknet.
- Im Gegensatz zu dir bevorzuge ich die Bahn.
Tragen Sie das Element hingegen am Satzende nach, lässt es sich als Zusatz begreifen – und wird dann mit einem Komma abgetrennt.
- Die Pflanzen sind vertrocknet, trotz aller Pflege.
- Ich bevorzuge die Bahn, im Gegensatz zu dir.
Und wenn das Element in der Satzmitte steht? In dem Fall haben Sie oft die Wahl:
- Die Pflanzen sind[,] trotz aller Pflege[,] vertrocknet.
- Ich bevorzuge[,] im Gegensatz zu dir[,] die Bahn.
Setzen Sie solche Kommas jedoch nur, wenn Ihnen die besondere Betonung wichtig erscheint.
Fazit: Kommasetzung leicht gemacht
Auf einem guten Weg sind Sie, wenn Sie Nebensätze von Hauptsätzen unterscheiden und auch ein Auge auf Infinitiv- und Partizipgruppen haben. Auf die Art und Weise vermeiden Sie schon viele der typischen Kommafehler. Wenn Sie tiefer eintauchen möchten, empfehle ich Ihnen mein Komma-Seminar.
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