Die Welt teilt sich in zwei Lager. Leute, die „Ich bin fein damit“ sagen – und Leute, die sich darüber aufregen.
Der Ausdruck gehört zu den Übersetzungsanglizismen – oder korrekt ausgedrückt, zu den Lehnübersetzungen. So bezeichnet man Wendungen, die eins zu eins aus einer anderen Sprache in die eigene Sprache übernommen werden. Wenig überraschend geht es dabei vor allem um Wendungen aus dem Englischen.
Die Geheimagenten unter den Anglizismen
Das Tückische daran: Sätze wie „Ich bin fein damit“ sehen auf den ersten Blick ganz deutsch aus, springen also weniger ins Auge als klassische Anglizismen. Sie laufen quasi unter dem Radar und können, böse ausgedrückt, die deutsche Sprache unbemerkt unterwandern.
Müssen wir jetzt also einmal mehr den Verfall der deutschen Sprache befürchten? Ich finde nicht. Sprache lebt, das ist etwas Gutes. Natürlich können wir noch einmal unterscheiden. Ausdrücke, die den bestehenden Wortschatz erweitern, sind weniger problematisch als solche, die korrekte grammatische Konstruktionen verdrängen. Dennoch: Cool bleiben. Bis es wirklich zur Verdrängung kommt, ist es ein weiter Weg.
Ratsam ist es, sich die Lehnübersetzungen bewusst zu machen. Dafür ist dieser Beitrag da. Wenn Sie gleich meine Liste lesen, werden Sie sicher Wendungen ausmachen, bei denen Sie entspannt an Ihrem Kaffee nippen – und solche, bei denen Sie aufpassen müssen, Ihr Getränk nicht über die Tastatur zu spucken. Viel Freude dabei!
Gängige Sprüche
Los geht es mit allerlei Sprüchen, die bereits einen festen Platz in der Alltagssprache erobert haben.
„Ich bin fein damit.“
Englisch: I’m fine with it.
Deutsch: Ich bin damit einverstanden. / Das ist für mich in Ordnung.
Fein und fine sind sich so nah, dass die Lehnübersetzung nicht verwunderlich ist. Auf dem Vormarsch ist auch das zustimmende „Fein!“ statt „Gut!“. Auch „Das ist fein mit mir“ (That’s fine with me) hört man zuweilen.
„Ich fühle dich.“
Englisch: I feel you.
Deutsch: Ich verstehe dich. / Ich kann das nachvollziehen.
„I feel you“ hat eigentlich eine schöne Dimension – man fühlt mit seinem Gegenüber mit. Die deutsche Übersetzung „Ich fühle dich“ klingt aber in meinen Ohren eher esoterisch.
„Das macht Sinn.“
Englisch: That makes sense.
Deutsch: Das ergibt Sinn. / Das ist sinnvoll.
„Sinn machen“ steht als umgangssprachlich im Duden, mit Hinweis auf den englischen Ursprung. Bei den standardsprachlichen Alternativen entscheiden Sie am besten von Fall zu Fall, was am besten passt. Sich direkt im Restaurant zu treffen, ergibt Sinn. Bei der Vorlesung mitzuschreiben, ist sinnvoll.
„Was ist falsch mit dir?“
Englisch: What’s wrong with you?
Deutsch: Was ist los mit dir?
Falsch ist an dem Gegenüber gar nichts.
„Du hast einen guten Job gemacht.“
Englisch: You did a good job.
Deutsch: Du hast gute Arbeit geleistet.
Auch die Wendung „einen guten Job machen“ ist so im Deutschen eigentlich nicht vorgesehen.
„Am Ende des Tages musst du eine Entscheidung treffen.“
Englisch: At the end of the day you have to make a decision.
Deutsch: Schlussendlich musst du eine Entscheidung treffen.
Der Duden führt „am Ende des Tages“ bereits auf – mit dem Hinweis, dass es sich um eine Lehnübersetzung aus dem Englischen handelt. Ich persönlich finde den Ausdruck schlüssig und angenehm bildhaft. Also: Gerne.
Falsche Freunde
Weiter geht es mit falschen Freunden, die Sie vielleicht auch schon mal gehört haben.
„Das meint Ärger.“
Englisch: That means trouble.
Deutsch: Das bedeutet Ärger.
To mean ist nicht immer meinen. In meinem Beispielsatz lautet das richtige Verb bedeuten.
„Ich habe keine Idee, wie ich dir helfen kann.“
Englisch: I have no idea how I can help you.
Deutsch: Ich habe keine Ahnung, wie ich dir helfen kann.
Idee oder Ahnung? Im Deutschen muss man da differenzieren.
„Wir sind bekannt für unsere Exzellenz in der Forschung.“
Englisch: We are known for our excellence in research.
Deutsch: Wir sind bekannt für unsere herausragenden Leistungen in der Forschung.
Die Exzellenz ist im Deutschen ein Würdenträger oder eine Würdenträgerin – nichts anderes.
„Ich bin sehr investiert in diesem Thema.“
Englisch: I am deeply invested in this topic.
Deutsch: Ich bin Expertin auf diesem Gebiet.
Für mich ein No-Go-Beispiel. Man kann im Deutschen nicht „investiert in etwas sein“.
Angriff auf die Grammatik
Neue Ausdrücke sind das eine. Wenn die deutsche Grammatik verbogen wird, kann das schon mehr wehtun. Andererseits gibt es auch hier historisch gesehen immer wieder Verschiebungen – auch das ist also ein normaler Prozess.
„Hast du den Vorfall an deine Vorgesetzte berichtet?“
Englisch: Did you report the incident to your superior?
Deutsch: Hast du deiner Vorgesetzten von dem Vorfall berichtet?
„An jemanden berichten“ führt der Duden mit der Bedeutung „jemandem unterstellt sein“ auf, mit Hinweis auf das englische to report. In meinem Beispielsatz hat die Präposition an aber nichts zu suchen.
„Ich erinnere, dass du das schon mal erzählt hast.“
Englisch: I remember you saying that before.
Deutsch: Ich erinnere mich, dass du das schon mal erzählt hast.
Die nichtreflexive Verwendung von erinnern ist eine norddeutsche Besonderheit. Dass das sich immer öfter weggelassen wird, hat sicher nichts mit dem Dialekt, sondern mit dem englischen Einfluss zu tun.
„In 2023 habe ich viel gelernt.“
Englisch: I learned a lot in 2023.
Deutsch: 2023 habe ich viel gelernt.
Anders als im Englischen verwendet man im Deutschen die Jahreszahl nicht mit der Präposition in.
Knapp daneben ist auch vorbei
Die folgenden Wendungen sind im Deutschen nicht ganz falsch, nehmen aber auffällig zu oder klingen für sensible Ohren schief. Auch hier liegt ein Einfluss des Englischen nahe.
„Hast du realisiert, dass sie sich über dich lustig macht?“
Englisch: Did you realize she is making fun of you?
Deutsch: Hast du gemerkt, dass sie sich über dich lustig macht?
Zwar kann „realisieren“ laut Duden auch im Deutschen in der Bedeutung „erkennen, einsehen, begreifen“ verwendet werden. Damit ist aber eher ein größerer Erkenntnisprozess gemeint. Die zunehmende Verwendung ist dann doch mehr dem Englischen geschuldet.
„Wir sollten dieses Problem dringend adressieren.“
Englisch: We should urgently address this problem.
Deutsch: Wir sollten dieses Problem dringend angehen.
Der Duden führt zwar auch das Beispiel „ein Problem adressieren“ auf, nennt dazu aber die Bedeutung „etwas ansprechen, zum Gesprächsgegenstand machen“. Wollen Sie das Problem hingegen tatsächlich angehen, sollten Sie das auch so sagen.
„Es braucht zwei Männer, um den Baum aufzustellen.“
Englisch: It takes two men to put up the tree.
Deutsch: Um den Baum aufzustellen, sind zwei Männer nötig.
Zwar ist „es braucht“ nicht falsch, aber die Verwendung scheint zuzunehmen – was wohl vom englischen „it takes“ herrührt.
„Ich bitte einmal mehr um Entschuldigung.“
Englisch: I am apologizing once more.
Deutsch: Ich bitte nochmals um Entschuldigung.
Statt „einmal mehr“ sagt man im Deutschen besser „noch einmal, erneut, nochmals“.
„Wir gehen die Extrameile für Ihren Erfolg.“
We go the extra mile for your success.
Deutsch: Wir tun alles für Ihren Erfolg.
Die Extrameile empfinde ich durchaus als Bereicherung für den Wortschatz. Problematisch ist eher die Verbindung mit gehen. Mein Vorschlag wäre, das Wort lieber ohne Verb zu verwenden: „Die Extrameile für Ihren Erfolg: Wir unterstützen Sie mit …“
Anglizismus oder nicht?
Auch „Da hast du einen Punkt“ wird oft als Anglizismus empfunden. Den Ausdruck gibt es aber auch im Deutschen, er steht im Duden. Auch bei „nicht wirklich“ und „beste Grüße“ ist ein englischer Ursprung möglich. So einfach belegen lässt sich das aber nicht; es wäre tiefergehende Sprachforschung nötig. Ein wunderbares Thema für eine wissenschaftliche Arbeit, finde ich!
Tipp: Wenn Sie lernen möchten, wie man Anglizismen richtig schreibt – also Wörter, die aus dem Englischen in deutsche Texte übernommen werden –, kommen Sie in mein Online-Training zum Thema. Infos und Termine: Webinar „Anglizismen meistern“
Fazit: Wenn der Hund den Bus reitet
Wie auch immer Sie persönlich dazu stehen: In unserer globalisierten Welt sind solche Einflüsse nicht aufzuhalten. Wenn der Deutsche Schäferhund Lust hat, den London-Bus zu reiten, wird er sich wohl kaum daran hindern lassen. (Haben Sie mein Lehnübersetzungswortspiel bemerkt? „To ride the bus“ sagt man im Englischen. Auf meiner Bloggrafik reitet der Hund aber tatsächlich den Bus.)
Als Sprachbeobachterin sehe ich meine Rolle nicht darin, mich darüber aufzuregen – aber doch darauf hinzuweisen. Einen Satz wie „Ich bin fein damit“ darf man in meinen Augen verwenden, solange man sich darüber im Klaren ist, wie er einzuordnen ist. Mehr Sprachbewusstsein als Sprachregulierung also.
Wie geht es Ihnen? Welche Ausdrücke benutzen Sie selbst, welche finden Sie gruselig? Und welche haben Sie vielleicht überrascht – weil Ihnen der englische Ursprung nicht bewusst war? Auch über Ergänzungen freue ich mich. Lassen Sie also gerne einen Kommentar da.
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Simone meint
Fein oder fein gemacht geht für mich echt nur für ein Lob bei Hunden.
Jacqueline Preisig meint
Vielen Dank für diesen interessanten Text. Ich bin grundsätzlich einverstanden damit, dass man die Sprachentwicklung nicht aufhalten kann und auch nicht verteufeln sollte. Allerdings würde ich sie zuweilen schon etwas abbremsen wollen. Wenn Sie schreiben, man könne solche Anglizismen durchaus verwenden, wenn man sich ihrer bewusst sei, möchte ich dagegenhalten, dass beim Leser, bei der Leserin diese Einsicht in der Regel nicht erwartet werden kann. So werden Anglizismen mit jeder Verwendung „deutscher“. Sprachentwicklung hatces immer gegeben, das ist normal. Die Geschwindigkeit, mit der sie heute erfolgt, ist jedoch beängstigend, finde ich.
Hans meint
Das finde ich einen ganz wichtigen Kommentar, den viele (vor allem Werbe-) Texter heute nicht mehr „auf dem Schirm haben“. Wenn Sprache einen Inhalt transportieren soll, dann muss sie sich am Leser/Hörer ausrichten, Die Typografie hat das in einem jahrhundertelangen Entwicklungsprozess vorgemacht: Wie setze ich einen Text, damit er leicht lesbar ist?
Natürlich gibt es heute den „einen“ Leser/Hörer nicht mehr, sondern sehr unterschiedliche Zielgruppen, darunter auch solche, die Anglizismen ausgesprochen cool finden. Also: Sich selbst über die Verwendung solcher Phrasen bewusst sein, ist nur der erste Schritt – danach kann und sollte man schauen, ob im gegebenen Fall besser darauf zu verzichten wäre.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Preisig, hallo Hans,
vielen Dank für Ihre Kommentare!
„Wenn Sie schreiben, man könne solche Anglizismen durchaus verwenden, wenn man sich ihrer bewusst sei, möchte ich dagegenhalten, dass beim Leser, bei der Leserin diese Einsicht in der Regel nicht erwartet werden kann.“
„Sich selbst über die Verwendung solcher Phrasen bewusst sein, ist nur der erste Schritt – danach kann und sollte man schauen, ob im gegebenen Fall besser darauf zu verzichten wäre.“
Da haben Sie natürlich recht. Ich als Sprachbeobachterin weise erst mal auf diese Besonderheiten hin. Von einigen Lesern und Leserinnen habe ich schon das Feedback bekommen, dass ihnen der englische Ursprung nicht bewusst war und sie in Zukunft mehr darauf achten wollen. Das ist ja schon mal gut, wenn mein Beitrag etwas Aufklärung leisten kann. Vorschriften mache ich nicht – jeder Mensch ist frei in seiner Sprache. 🙂
Viele Grüße
Annika Lamer
Carsten meint
Bereits wenige Dialoge aus GNTM zeigen, dass die Faulheit, Sprache, korrekt zu verwenden, zunimmt. Dort wird dann nicht mal mehr translated, sondern straight in Direction Pidgin-Sprache gemixt.
Ein Anglizismus mag fein sein, oft wird er aber nur als Business-Jargon genutzt, um den eigenen Value beim Stakeholder zu supporten. Ich kann das auch. Aber erstmal chillen, da geht noch was.
Beatrix Heute meint
Guten Tag, Frau Lamer,
danke, dass Sie dieses Thema aufgreifen.
„Ich bin fein damit“, das hatte ich gerade mit meiner Tochter diskutiert, für sie ist das in Ordnung, ich arbeite noch daran.
Immer häufiger finde ich in den Texten, die ich bearbeite, „supporten“ für das unmissverständliche Wort „unterstützen“; ich bin derzeit noch weit davon entfernt, diese Verwendung zu unterstützen. Dieses gerne für Ihre Sammlung.
Freundliche Grüße
Beatrix Heute
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Heute,
danke für Ihren Kommentar! „Supporten“ passt nicht in die Liste, da es ein klassischer Anglizismus ist, keine Lehnübersetzung. Zu solchen Anglizismen habe ich auch schon Beiträge geschrieben, ich habe sie unter dem Beitrag verlinkt.
Eine solche Liste würde auf jeden Fall seeeeehr lang werden. 😅
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Ernst Lomminger meint
Ich bin durchaus „fine“ damit, dass man sich nicht absichtlich bemüht altertümlich ausdrücken muss, auch wenn ich von gerade diesem Ausdruck Abstand nehme (Geschmacksfrage). Gerade da, wo nicht nur Lehnausdrücke gebraucht werden, sondern mit englischen Vokabeln nur so um sich geschmissen wird („Wir supporten Sie beim Relaunch Ihres Offerings zur Optimierung der User-Experience … blabla“) scheint es mir aber, und weiß ich in einigen Fällen auch, dass sich hier gerade diejenigen hervortun, die nur schlecht in der Lage sind, sich in deutscher Sprache präzise und nuanciert auszudrücken oder womöglich einen Nebensatz richtig an- und abzuschließen (zugegeben: hier waren es vielleicht ein paar Nebensätze und Appositionen zuviel). Das finde ich allerdings ganz schwach.
Jens HOFMANN meint
Sehr geehrte Frau Dr. Lamer,
Ihren zum Teil kritischen Einordnungen bezüglich der Lehnübersetzungen kann ich nur zustimmen. Zwar ist Sprache lebendig, entwickelt sich ständig weiter. Trotzdem meine ich, dass dieser Prozess regelkonform stattfinden sollte. Dazu gehören Eins-zu-eins-Übersetzungen. Ich traue der deutschen Sprache zu, bestimmte Sachverhalte ausdrücken zu können, ohne sich der Übersetzung vom Englischen ins Deutsche zu bedienen. Ich möchte Ihre Liste um weitere Beispiele, die m. E. jeweils im falschen Kontext verwendet werden, erweitern.
– share: z. B. einen Kommentar teilen
Normalerweise teilt man die Meinung anderer. Mit „teilen“ wird heutzutage eher das Verbreiten z. B. von Kommentaren verwendet.
– Please find …: In der Anlage/im Anhang finden Sie weitere Informationen.
Besser: In der Anlage erhalten Sie weitere Informationen.
– I think …: Ich denke, es bleiben noch einige Fragen unbeantwortet.
Besser: Ich glaube, dass noch einige Fragen unbeantwortet bleiben.
– I call you back: Ich rufe dich zurück.
Besser: Ich rufe dich an.
Herzliche Grüße
Jens Hofmann
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Hofmann,
vielen Dank für die interessanten Vorschläge!
Teile ich einen Beitrag, so ist das ein neuer Sachverhalt, den es vor dem Social-Media-Zeitalter noch nicht gab. Man braucht dann ein Verb, um diesen neuen Sachverhalt auszudrücken, und da finde ich es völlig in Ordnung, dass die Wahl auf „teilen“ gefallen ist.
Bei den anderen Beispielen liegt der Fall zwar anders, aber auch sie finde ich nicht schlimm. Es ist immer die Frage, wie streng man das sehen möchte.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Jörg Walesch meint
Oh mein Gott, endlich mal eine vernünftige meinungsbildende Stimme zu dieser Entwicklung in unserer Sprache (zum Schandelwandel)!
Ich gehe immer erst einmal davon aus, dass es für all die gruseligen Lehnübersetzungen aus dem Englischen auch Möglichkeiten gibt, sie in unserer eigenen Sprache auszudrücken.
Aber ich stelle fest, dass der Kraftaufwand, mich der schulterzuckenden Akzeptanz von blödsinnigen Falschsprachlichkeiten in unserer Gesellschaft entgegenzustemmen, immer höher wird.
Ach, was sage ich – die Blödheit selbst greift immer mehr um sich.
Nicht alles, was möglich ist, ist automatisch gut.
Und das nicht nur in der Sprache!
Wie kriegen wir das nur in die Köpfe?
Verena meint
Auch wenn ich mit dem einen oder anderen Anglizismus „fein bin“ (mit diesem Ausdruck allerdings eher nicht :)), tut es mir in den Ohren weh, wenn ich diese denglischen Mix-Sätze zumeist junger Menschen höre (GNTM wurde ja auch schon zitiert). Aber auch die von Annika erwähnte Extrameile, die für den Erfolg gegangen wird, finde ich sehr gruselig.
Meine Tochter (20) und Lehramtsstudentin für das Fach Deutsch moniert immer wieder, das etwas Sinn „macht“. Seit ich darauf achte, „ergibt“ etwas bei mir Sinn (oder auch mal nicht).
Wir haben bei unseren Kampagnen auch immer wieder die Diskussion, ob oder welche englischen Begriffe wir in den Werbetexten verwenden sollen/dürfen, und es gibt dazu oft unterschiedliche Ansichten. Ich bin der Meinung, dass man das am besten auf die jeweilige Zielgruppe abstimmen sollte.
Heidi Frank meint
Vielen Dank für diesen erhellenden Artikel. – „Ich bin fein damit“ geht für mich gar nicht. Da rollen sich mir die Ohrläppchen auf. Zum Glück habe ich das hier in München so auch noch nicht gehört. 🙂
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Frank,
hehe, bestimmt nur eine Frage der Zeit.
Viele Grüße
Annika Lamer
Sandra Pöetzl meint
Liebe Annika,
ich bin heute erst dazu gekommen, deinen tollen Beitrag zu lesen, denn das wollte ich gerne in Ruhe machen. Es ist schon interessant, wie manche Formulierungen ganz selbstverständlich übernommen werden und die ursprüngliche Ausdrucksweise überlagern. „Sinn machen“ geht uns so leicht von Lippen, dass ich mich dabei oft genug selbst ertappe, es würde aber wohl niemand auf den Gedanken kommen, dass jemand (Hund oder Mensch) ein Fahrzeug reitet. Eigentlich kurios, oder?
Ich stimme dir voll und ganz zu, dass ein empathisches „I feel you“ eine wirklich schöne Aussage ist, die ich übrigens auch selbst gelegentlich gern benutze. Gegen ein „ich fühle mit dir“ spricht ja aber auch nichts, es muss ja nicht gleich das (durchaus esoterisch angehauchte) „ich fühle dich“ sein.
Da ich für meinen Chef gelegentlich Texte von Englisch auf Deutsch übersetze (Mails, kleine Reden etc.) oder seine eigene deutsche Übersetzung Korrektur lese, stolpern wir öfter belustigt über solche Lehnübersetzungen. Die funktionieren natürlich nicht immer, manches sagt man einfach wirklich nicht. Lustig ist es aber dennoch meistens 🙂
Sollten wir übrigens das „sich“ bei „erinnern“ wirklich verlieren, wäre ich untröstlich, ich zucke jedes Mal zusammen, wenn jemand sagt oder schreibt „ich erinnere, dass…“ – puh!
Wieder mal ein sehr, sehr interessanter (und unterhaltsamer) Beitrag, vielen Dank, liebe Annika!
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Sandra,
ha, auf „ich fühle mit dir“ bin ich witzigerweise gar nicht gekommen. Vielleicht weil ich das eher in einem ernsten Kontext verorte (wenn etwas Schlimmes passiert ist).
Zu deiner Schilderung eurer lustigen Übersetzungssessions: Zu meinem LinkedIn-Posting brachte jemand das Beispiel von wörtlich übersetzten Redewendungen. „Man kann kein Omelette machen, ohne Eier zu zerbrechen“ und „den falschen Baum anbellen“. Ich finde das super! So lange man sensibel für die Sprachen und ihre Unterschiede bleibt (so ist es im Deutschen, so im Englischen), können Lehnübersetzungen – oder das Nachdenken darüber – auch sehr befruchtend wirken.
Danke auch für dein liebes Feedback! Da geht mir das Herz auf.
Liebe Grüße
Annika
anja Neuber meint
Liebe Frau Lamer,
vielen Dank für den wunderbaren Artikel! Mir fehlt in der Liste noch das „episch“, das meinem Empfinden nach im Moment im Sinne von „eindrucksvoll, beeindruckend“ verwendet wird, z.B. „die Party war echt episch“. Gibt es da einen Zusammenhang mit engl. ‚epic‘ in der Bedeutung „monumental“?
Viele Grüße
Anja Neuber
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Neuber,
danke für das Beispiel! „Epic“ wird im Englischen umgangssprachlich für „geil“ verwendet. Ich denke, daher ist das auch ins Deutsche rübergeschwappt. Passt also gut in die Liste.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Manuela Kiske meint
Liebe Frau Lamer,
was mir auffällt: „Früher“ gab es mal Kult-Filme, Kult-Sänger, Kult-Frisuren u.ä.
Heute sind all diese Dinge / Personen „ikonisch“.
Wenn man sich einmal zu viel auf sein Standard-Übersetzungs-Tool verläßt…
Der Wegfall von Präpositionen mag zu Zeiten in Ordnung gewesen sein, in denen man hier und da mit Zeichengrenzen konfrontiert war. Diese sind gefallen, die Präpositionen bleiben indes verschollen. Wer diskutiert schon noch *über* etwas oder einigt sich *auf* etwas?
Ansonsten: Danke für Ihre Ausführungen.
Viele Grüße
M. Kiske