Mein heutiger Beitrag richtet sich an all die Teilzeit-Selbstständigen da draußen. Gehören Sie auch dazu? Dann kennen Sie es wahrscheinlich, dieses schleichende Gefühl der Unzulänglichkeit: Sie wissen, was Sie für Ihr Marketing alles tun müssten – und schaffen bestenfalls die Hälfte.
Woher aber kommen die hohen Ansprüche, die Sie an sich und Ihr Marketing stellen? Sie werden in den meisten Fällen von außen bestimmt: von all den Ratgebern, die gebetsmühlenartig vorgeben, was Sie für ein erfolgreiches Inbound-Marketing alles tun müssen. Ein- bis zweimal wöchentlich bloggen. Newsletter verschicken. Mindestens einmal, besser mehrmals täglich etwas auf Facebook, Twitter & Co. posten. Andere Blogs und Social-Media-Auftritte verfolgen und qualifizierte Kommentare hinterlassen. Und so weiter und so fort.
Doch es gibt eine Zielgruppe, die diese Ratgeber schlicht nicht im Blick haben. Genau, die Teilzeit-Selbstständigen. Fast ist es, als existierten sie nicht.
Teilzeit-Selbstständige, die unterschätzte Zielgruppe
Dabei sind wir Teilzeit-Selbstständige eine gar nicht so kleine Gruppe (Sie ahnen es, ich gehöre selbst dazu). Schließlich gibt es viele Gründe für eine Teilzeit-Selbstständigkeit:
- Sie üben Ihre Selbstständigkeit zusätzlich zu einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aus.
- Sie haben mehrere getrennte Projekte am Laufen, sind zum Beispiel neben Ihrem Online-Shop als Schriftsteller/in tätig.
- Sie haben Kinder, um die Sie sich kümmern müssen.
- Sie sind gesundheitlich eingeschränkt.
- Oder Sie verfügen aus anderen Gründen nicht über 100 Prozent Ihrer Zeit: pflegebedürftige Verwandte, Hunde, ein großes Haus …
Was auch immer Ihr Grund sein mag, er hat ganz sicher seine Berechtigung.
Eine Milchmädchenrechnung
Und jetzt die Preisfrage: Wenn ein Vollzeit-Selbstständiger 50 Wochenstunden arbeitet und davon zum Beispiel 14 Stunden ins Marketing steckt, wie viel Zeit müssen Sie dann als Teilzeit-Selbstständiger bei 25 Wochenstunden aufwenden?
Vertrauen Sie auf die Ratgeber im Internet und auf dem Buchmarkt, lautet die Antwort: Genauso viel, also 14 Stunden. Ein Unterschied wird ja nicht gemacht. Es bleiben Ihnen 11 Stunden. Wenn Sie davon noch die benötigte Zeit für Buchhaltung, Angebotserstellung, Rechnungen, Korrespondenz etc. abziehen, bleibt Ihnen zum Geldverdienen … ja, was eigentlich? Zu wenig, so viel ist klar.
Die zweite Rechenvariante: Als Teilzeit-Selbstständiger mit 25 Wochenstunden müssen Sie nur 50 Prozent des Gewinns Ihres Vollzeit-Mitbewerbers generieren. Dann müsste es reichen, halb so viel Zeit wie er ins Marketing zu stecken, in unserem Beispiel 7 Stunden. Oder?
Leider geht diese Rechnung nicht auf. Denn es gibt für jede Marketing-Maßnahme eine Art Mindestmaß, das jeder Selbstständige erfüllen muss. Bleiben Sie darunter, bleiben Sie unter der Wahrnehmungsgrenze. Alle paar Wochen etwas auf Facebook posten, alle paar Monate bloggen? Vergessen Sie’s; die Mühe können Sie sich sparen.
Die Wahrheit wird sich also irgendwo zwischen den 7 und 14 Stunden ansiedeln, sagen wir mal, bei 10 Stunden. Jetzt können Sie über den Wettbewerbsnachteil gegenüber Ihren Vollzeit-Mitbewerbern klagen. Oder aber Sie machen das Beste daraus.
8 Tipps für erfolgreiches Teilzeit-Marketing
Entscheiden Sie sich ruhig für Variante B (das Beste draus machen). Denn ja, Teilzeit-Marketing ist möglich. Wenn Sie es richtig angehen, werden Sie damit genug Erfolg haben, um Ihr Unternehmen dauerhaft zu tragen. Die folgenden acht Tipps sollen Ihnen dabei helfen.
1. Werden Sie sich Ihrer Grenzen bewusst
Nichts frustriert mehr, als sich ständig vorzuhalten, was man alles schaffen müsste – und es dann doch nicht zu schaffen. Akzeptieren Sie Ihre Situation so, wie Sie ist: Sie arbeiten weniger als Ihr Vollzeit-Mitbewerber, also starten Sie unter anderen Voraussetzungen.
2. Überlegen Sie: Welche Maßnahmen sind für Sie sinnvoll?
Als Teilzeit-Selbstständiger müssen Sie genauer als Ihr Mitbewerber analysieren, worauf Sie Ihre Kräfte konzentrieren sollten. Pauschalrezepte gibt es dabei nicht; gehen Sie immer von Ihrer konkreten Branche und Ihrem konkreten Fall aus.
3. Beachten Sie das Mindestmaß
Wichtig ist nicht nur die Frage, welche Maßnahmen sinnvoll sind, sondern auch, wie viel Zeit Sie dafür aufwenden müssen. Was wäre das Mindestmaß an Zeit, das Sie in eine bestimmte Maßnahme investieren müssen?
Stellen Sie fest, dass Sie diese Zeit nicht aufwenden können, bleiben Ihnen nur zwei Möglichkeiten – delegieren oder streichen. Entweder Sie lagern einzelne Aufgaben aus, oder aber Sie müssen sich schweren Herzens von der geplanten Maßnahme verabschieden. Und dafür eine andere wählen, die Sie besser gewuppt kriegen.
4. Sieben Sie aus
Das Gesetz vom Mindestmaß bedeutet, dass Sie auf jeden Fall aussieben müssen. Statt beispielsweise Profile auf Facebook, Google+, Twitter, Pinterest, Xing, Instagram und Youtube anzulegen, sollten Sie sich lieber auf zwei, drei Profile beschränken. Wenn Sie nur ab und zu mal posten, wird Sie kaum jemand wahrnehmen, und Sie können sich den Aufwand sparen. Besser wenige Dinge richtig tun als viele halbherzig.
5. Behalten Sie das große Ganze im Blick
Doch Vorsicht: Es wird nicht reichen, jede Maßnahme für sich zu betrachten und über hopp oder top zu entscheiden. Behalten Sie immer die Gesamtheit Ihrer Marketing-Maßnahmen im Blick. Um wirken zu können, müssen sie ineinandergreifen.
Ein Beispiel: Angenommen, Sie rechnen sich aus, dass Sie einen Blogpost pro Woche schaffen. An die Blogvermarktung haben Sie dabei leider nicht gedacht. Für diese bleibt keine Zeit mehr, und Sie schreiben Ihre Artikel quasi umsonst. Besser: Seltener posten, dafür genug Zeit für die Vermarktung einplanen.
6. Seien Sie sorgfältig
Husch-husch, zwei dahingeworfene Blogartikel pro Woche? Wahllos ein paar Likes verteilen? Langfristig wird Ihnen das keinen Erfolg einbringen. Machen Sie lieber das, was Sie machen, vernünftig. Überlassen Sie es Ihrem Vollzeit-Mitbewerber, auf Masse zu gehen – überzeugen Sie lieber mit Qualität.
7. Seien Sie nicht zu sorgfältig
Zu wenig Zeit reinstecken ist nicht gut – aber zu viel Zeit auch nicht. Meist reicht es, ein Ergebnis von 80 Prozent zu erzielen. Für die verbleibenden 20 Prozent müssten Sie sehr viel mehr Energie investieren. Seien Sie also nicht zu perfektionistisch, sondern machen Sie auch mal – vertretbare – Abstriche.
8. Hören Sie auf zu vergleichen und seien Sie stolz auf das Erreichte
Mitbewerber X leistet so viel mehr als Sie? Machen Sie nicht den Fehler, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Konzentrieren Sie sich lieber auf das, was Sie in der verfügbaren Zeit schaffen können, und messen Sie Ihre Erfolge allein daran. Teilzeit-Selbstständige können es sich nicht leisten, zu viel Zeit zu vertrödeln; oft arbeiten sie daher deutlich effektiver als ihre Vollzeit-Mitbewerber. Darauf können Sie stolz sein.
Fazit: Schluss mit dem schlechten Gewissen
Der wichtigste Rat: Lassen Sie sich von den üblichen Marketing-Ratgebern nicht verunsichern. Diese Ratgeber rechnen den Faktor Zeit kaum ein, weil sie in der Regel von einer 50-Stunden-Woche ausgehen. Für Sie als Teilzeit-Selbstständiger ist aber genau der Faktor Zeit das höchste Gut, über das Sie verfügen. Wenn Sie mit diesem Gut überlegt umgehen und Ihre Marketing-Maßnahmen sinnvoll planen, werden Sie auch als Teilzeit-Selbstständiger Erfolg haben.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Teilzeit-Selbstständigkeit gemacht? Ich freue mich über Ihren Kommentar.
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