Es ist Jahreswechsel – Zeit für meinen Rück- und Ausblick. 2020 hat sehr viel berufliche Veränderung für mich gebracht. So viele Jahre hatte ich vorgehabt, mehr aus meiner didaktischen Ader zu machen – und dann kann Corona und hat mich einfach mal geschubst. Wie kam es dazu, wie geht es weiter? Das lesen Sie in meinem heutigen Beitrag „in eigener Sache“.
Gamechanger Workshops
Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle geschrieben:
„Es liegt nahe, dass ich das Thema E-Learning noch mal angehe (E-Books, Online-Kurse …). Falls Sie mich schon länger begleiten, erinnern Sie sich vielleicht, dass dieses Thema in jedem Jahresrückblick erneut aufploppt, ich aber bisher immer an der Umsetzung gescheitert bin.
Analysiere ich die Gründe dafür, ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Solange ich so viel im Kundenauftrag texte, komme ich nicht dazu. Ich muss also meine Textertätigkeit weiter zurückschrauben.
Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Um einen richtigen, großen Online-Kurs zu entwickeln, müsste ich all meine verfügbare Zeit darauf verwenden. Wie ich mich kenne, schaffe ich das nicht in überschaubarer Zeit. Die Frage stellt sich, wie ich das finanzieren soll.“
So viele Jahre hatte ich das vorgehabt. 2020 war das Jahr, in dem ich den Sprung geschafft habe. Und zwar ohne ein halbes Jahr ohne Einnahmen mit der Entwicklung eines großen Kurses beschäftigt gewesen zu sein. Stattdessen ist alles ganz organisch gewachsen – und hat mir das mit Abstand beste Geschäftsjahr meiner Selbstständigkeit beschert.
Doch die Workshops waren nicht nur finanziell ein Wendepunkt. Ich fühle, dass ich da etwas mache, was mir sehr entspricht. Das ist zwar auch beim Texten der Fall – aber anderen Menschen das Texten beizubringen, gibt mir noch einmal einen ganz anderen Auftrieb. Wenn ich sehe, auf welche kreativen Lösungen die Teilnehmer*innen in den Übungen kommen und wie sehr sie das beflügelt – dann weiß ich, dass ich etwas richtig mache.
Letzte Präsenz-Workshops – und der Sprung ins Online-Wasser
Bevor im März der Lockdown kam, konnte ich noch zwei Präsenz-Workshops durchführen: einen Inhouse-Workshop in Wuppertal und einen selbst organisierten hier in Berlin, wenige Tage vor dem ersten Lockdown und schon ziemlich coronamulmig im Bauch. Arbeit mit echten Menschen! Rückblickend kommt einem das vor wie von einem anderen Stern.
Corona zwang mich dann dazu, ein Online-Format zu entwickeln – also im Grunde genau das, was ich mir viele Jahre lang nicht zugetraut hatte. Der Schritt fiel jetzt leichter, weil ich ja bereits meinen Workshop hatte, der „nur noch“ in ein Online-Format gebracht werden musste. Doch ich hielt mich für einen absoluten Präsenz-Menschen und hatte mit einigen Zweifeln zu kämpfen.
Erst einmal stand ich vor der schwierigen Frage, ob ich auf ein Kurs-Konzept umstellen sollte – heißt, Inhalte vorab aufzeichnen und bereitstellen – oder ob es ein Live-Workshop werden sollte. Einen Kurs erstellt man einmal und kann ihn beliebig oft verkaufen, er ist skalierbar. Ich entschied mich dennoch dafür, so viel wie möglich von der Präsenz-Atmosphäre rüberzuretten: also Live-Workshop, kleine Teilnehmerzahl und intensive gemeinsame Arbeit.
Das war der innere Durchbruch. Ich Präsenz-Mensch konnte weiterhin Präsenz-Arbeit leisten – nur halt online.
Sobald dieser Knoten gelöst war, schaffte ich es ohne größere Hürden, ein Online-Konzept zu entwickeln und mich in die Technik einzufuchsen. Schon im April war es so weit: Das erste Mal brachte ich Teilnehmer*innen „Lebendig schreiben“ online bei.
Glücklich als Online-Trainerin
Die Entscheidung zum Live-Workshop war goldrichtig. Ich schätze einfach den Kontakt zu den Teilnehmer*innen sehr. Auch die Teilnehmer*innen profitieren sehr von den Gruppenarbeiten, haben Spaß miteinander, befruchten sich gegenseitig. Das wird mir immer wieder in den Feedbacks gespiegelt.
Der Workshop lief so gut, dass noch viele weitere folgten. Insgesamt habe ich seit April zwölf selbstorganisierte Online-Workshops durchgeführt, plus einen für den Bund der Übersetzer und drei Inhouse-Workshops (ebenfalls online).
Mit dem Online-Format bin ich absolut happy, was ich vorher nie gedacht hätte. Der große Vorteil – außer dass niemand reisen muss – ist, dass ich meine Workshops auf drei Vormittage aufteilen kann, anstatt einen langen Acht-Stunden-Tag gestalten zu müssen. Das finde ich einen immensen Vorteil für die Konzentration und den kreativen Schwung.
Für zwei Unternehmenskunden führte ich 2020 außerdem Online-Schreibcoachings durch, bei denen wir gemeinsam an den Texten des Kunden feilten.
Solche Schreibcoachings bedeuten für mich, mich selbst zu fordern und weiterzuentwickeln. Normalerweise entwickle ich meine Ideen und Formulierungen im Schreibprozess – im stillen Kämmerlein also. Hier muss ich das mündlich schaffen. Spontan auf den Kunden reagieren, ad hoc „abliefern“ – eine ganz neue Herausforderung.
Workshop-Pläne für 2021
2021 werde ich meine drei etablierten Workshopformate weiter anbieten: Lebendig schreiben, Kreatives Texten und das Kommatraining.
Neu hinzu kommt meine Storytelling-Werkstatt. Das Besondere: Hier bringen die Teilnehmer*innen ihr eigenes Projekt mit und bearbeiten es mit meiner Unterstützung. Ein ähnliches Konzept habe ich bereits für einen Unternehmenskunden durchgeführt und es hat prima funktioniert.
Nachteil für mich ist, dass so eine Werkstatt nur mit einer stark begrenzten Zahl an Teilnehmer*innen funktioniert. Schließlich muss für jeden Text genug Zeit zum Besprechen sein. Wie sehr kann ich das auf den Teilnahmebeitrag umlegen? Was ist so ein Schreibcoaching den Teilnehmer*innen wert? Da muss ich mich jetzt erst mal rantasten.
Locker plane ich außerdem mindestens einen weiteren Rechtschreibkurs nach dem Vorbild meines Kommatrainings. Wie schnell er kommt, kann ich aktuell noch nicht sagen. Zwar macht mir die Workshop-Entwicklung viel Freude, doch erfordert sie auch viel Kraft und Zeit.
Auch die Schreibcoachings für Unternehmen werde ich noch etwas expliziter in mein Angebot aufnehmen.
Bleibt wichtig: Der Blog
Die Workshops kann ich nur füllen, weil ich so eine gute Sichtbarkeit habe. Die habe ich meinem Blog zu verdanken. Er bleibt daher Dreh- und Angelpunkt meiner Selbstständigkeit.
Für 2020 hatte ich 15 Beiträge geplant. 13 sind es geworden, was vor allem an dem vielen Konzeptionsaufwand für die Workshops lag. 2021 möchte ich an meiner vorgesehenen Blogfrequenz festhalten: drei und vier Wochen im Wechsel. Halte ich das ein, komme ich auf 15 Beiträge.
Als nächste Themen habe ich einen Beitrag zur Mündlichkeit im Kopf und einen Rechtschreibbeitrag. Neu hinzugekommen ist die Herausforderung, dass ich Blogbeiträge genügend von meinen Workshopinhalten abgrenzen muss. Aber ich denke, das unterschiedliche Format wird es möglich machen.
Unten finden Sie wie immer eine Übersicht über die im letzten Jahr erschienenen Beiträge.
Eine Statistik über meine Zugriffszahlen führe ich nicht, doch sehe ich an der Ausschüttungsauskunft der VG Wort, dass meine Beiträge gut frequentiert werden.
Der Newsletter wuchs nicht ganz so stark: Es kamen 600 Abonnent*innen dazu, im Vergleich zu 726 im Vorjahr. Da ich mich bei den Zahlen aber auf einem hohen Niveau bewege (Stand Ende 2020: 4472 Abonnent*innen), macht mir das wenig Sorgen. Den Grund würde ich darin vermuten, dass ich 2020 weniger Beiträge veröffentlicht habe: nur 13 statt 17 im Vorjahr.
Andere Formate: Video-Trainings und E-Books
Im Januar bin ich noch einmal nach Graz gereist, um die nächsten Videokurse für LinkedIn Learning aufzuzeichnen: einen Kurs zum kreativen Texten und eine neue Rechtschreib-Staffel. Für den Mai war eine weitere Aufzeichnung geplant, die dann Corona zum Opfer fiel.
Werde ich meine Tätigkeit für LinkedIn Learning wieder aufnehmen, wenn die Corona-Lage es erlaubt? Es ist für mich lukrativer, eigene Formate zu entwickeln. Andererseits bin ich immer sehr gerne nach Graz gereist. Ich stelle die Frage einfach mal zurück, bis es überhaupt wieder in Frage kommt.
Außerdem hatte ich für 2020 geplant, ein oder zwei E-Books zu schreiben. Doch das Verhältnis von Aufwand und Nutzen ist bei E-Books sehr schlecht. Ich hatte das nur geplant, weil die Hürde für mich geringer war, als mich ins Online-Kurs-Geschäft zu werfen. Jetzt brauche ich diesen Zwischenschritt nicht mehr. Ich kann mein Wissen deutlich gewinnbringender in den Workshops vermitteln.
Marketing: Keine neuen Fotos, dafür ein neues Logo
Eigentlich hatte ich dieses Jahr neue Fotos für mein Marketing geplant. Doch der Shooting-Termin mit meiner Lieblingsfotografin ist zweimal geplatzt. Beim zweiten Mal zeichnete sich schon der zweite Lockdown ab, sodass ich auf die Bremse trat.
Mit der Fotografin und der Visagistin auf engstem Raum, Corona immer im Hinterkopf – ich glaube, ich wäre einfach nicht entspannt genug. Und was ist wichtiger auf den Fotos, als Lockerheit und Leichtigkeit auszustrahlen? Das Shooting muss daher warten, bis die Coronalage sich entspannt hat.
Dafür bin ich das Thema Logo angegangen. Ich habe bisher nie eins professionell machen lassen, das wollte ich nun ändern.
Es war eine interessante Erfahrung für mich, einmal auf der Seite der Auftraggeberin zu stehen. Für welche Dienstleisterin sollte ich mich entscheiden?
Im Laufe der Recherche ist mir mal wieder deutlich geworden, was ich nicht mag: das Laute, Bunte, Amerikanische. „Hey, ich bin XY und gemeinsam werden wir dich und deine Marke zum Strahlen bringen!“ Ich fühle mich auch unwohl, wenn ich einem Auftritt den Salesfunnel dahinter ansehe – wenn ich also merke, diese und jene Formulierung soll mich dazu bringen, Schritt 2 zu tun und dann greift Phase 3 etc.
Dadurch ist mir auch einmal mehr deutlich geworden, was mein eigener Stil ist. Dass ich bewusst auf effiziente Salesfunnel verzichte, auf durchorganisierte Marketingstrategien. Dass ich lieber ruhig und unaufgeregt auftrete, ohne übertrieben große Versprechen.
Ich habe mich also für eine Designerin entschieden, die ebenfalls ruhig und unaufgeregt auftritt: Alejandra Teixeira. Mein neues Logo werde ich in Kürze hier auf dem Blog vorstellen (wie aufregend!). Dann erzähle ich auch mehr dazu.
Das Logo und später die Fotos sind ein wichtiger Schritt, um die Marke „Annika Lamer“ weiter zu stärken. Ob ich mich auch an einen Relaunch wage, muss ich mir noch überlegen. Er könnte notwendig werden, um mein Webdesign besser auf das Workshop-Angebot auszurichten.
Und das Texten?
Auch 2020 hatte ich natürlich Text-Kund*innen. Doch wie ich es in meinem letzten Jahresrückblick schon reflektiert hatte: Ich muss das Texten zwangsweise zurückschrauben, um als Trainerin voranzukommen.
Für 2021 habe ich bereits einen Großauftrag abgesagt, der mich das ganze Jahr beschäftigt hätte. Ich hätte es neben meinen Workshops schlicht nicht bewältigen können. Die Zeit, die mir verbleibt, möchte ich für ausgewählte Text-Projekte aufwenden.
Das Texten ganz an den Nagel zu hängen, kann ich mir aktuell noch nicht vorstellen. Die Praxis ist mir wichtig, der Kontakt zu den Kund*innen, die Beschäftigung mit unterschiedlichen Themenfeldern. Das habe ich allerdings auch, wenn ich Inhouse-Workshops und -Schreibcoachings gebe.
Und dann ist es einfach so, dass das Nebeneinander von Textaufträgen, Workshopvorbereitung und Blog oft sehr kräftezehrend ist. Ich bin 2020 oft über die Grenzen der Belastbarkeit gegangen, mit sehr viel Wochenend-Arbeit, Abendarbeit, ständiger Arbeit – und das mit zwei Schulkindern. Gerade mit Blick auf die erneute Homeschooling-Phase will ich versuchen, mit meinen Kräften 2021 besser zu haushalten.
Übersicht 2020: Blogbeiträge auf annika-lamer.de
Wie immer können Sie hier noch einmal nachlesen, welche Blogbeiträge im letzten Jahr erschienen sind.
Tipps für den Unternehmensauftritt
- Weihnachtsgrüße 2020: Was schreibt man im Coronajahr?
- In 10 Schritten zum eigenen Sachbuch: Rezension von Daniela Puchers „Zur Sache, Experten!“
- Duzen oder siezen? Antworten auf eine schwierige Frage
Stil
- Tschüss, Floskeln: So werden Sie abgedroschene Phrasen los
- Besser texten: Kurzsätze, Fragen und Ausrufe
- „Kaufe jetzt“: Imperative in der Werbung – und wie es besser geht
- So bringen Sie Humor in Ihre Texte
- Origineller schreiben: Kurze Formulierungen zum kreativen Befüllen
Rechtschreibung
- Richtig schreiben: Substantivierte Verben
- Von „etc.“ bis „usw.“: Rechtschreibung und Stil bei Aufzählungen
Sprachbetrachtung
In eigener Sache
- Mein Jahr 2020 – Rückschau und Ausblick
- Mein Jahr 2019 – Rückschau und Ausblick
Fazit: Meine neuen Leitwörter für 2021
„Mut und Disziplin“ hatte ich als Leitwörter für 2020 festgelegt. Wie viel Mut mich der Sprung ins Online-Kurs-Geschäft gekostet hat, habe ich bis zum Schreiben dieses Beitrags schon fast wieder verdrängt. Im Nachhinein kommt einem alles gar nicht mehr so wild vor. Aber doch, das war es. Es war ein großer Schritt.
Als neue Leitwörter für 2021 denke ich an:
- Markenstärkung: Ich möchte meine Bekanntheit steigern und mir noch mehr einen Namen machen. Ich sprach es oben schon an: Eine feste Marketingstrategie wird es dafür nicht geben. Ich bin mir sicher, dass ich mein Ziel auch organisch erreichen kann, mit einzelnen Maßnahmen wie zum Beispiel dem neuen Logo.
- Balance: Freie Wochenenden – das wäre ein schönes Ziel.
Was sind Ihre Leitwörter für 2021? Schreiben Sie es mir in die Kommentare. Danke, dass Sie mich als Leser*in begleitet haben. Auf ein Neues! Ich wünsche Ihnen einen guten Start in ein besseres, helleres neues Jahr.
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