Die meisten Menschen lassen sich in zwei Schreibtypen einteilen. Auf der einen Seite ist da der Perfektionist. Er kann stundenlang an einer Formulierung feilen; es fällt ihm schwer, einen Text abzuschließen. Der Schludrian hingegen schreibt den Text locker runter; schwammige Formulierungen und ungeschickte Satzkonstruktionen stören ihn nicht weiter. Finden Sie sich in einer der beiden Gruppen wieder und würden Ihre Gewohnheiten gerne etwas aufbrechen? Diese vier Mantras können Ihnen helfen.
Was Perfektionist und Schludrian voneinander lernen können
Ich selbst gehöre zur ersten Spezies, das muss ich als Texterin auch. Problematisch wird es, wenn ich unnötig viel Zeit auf etwas verwende, was eigentlich längst hätte abgeschlossen sein sollen – zum Beispiel weil das Honorar nicht mehr hergibt. Ein Quäntchen Lockerheit wäre also manchmal nicht schlecht.
Warum auch der Schludrian an sich arbeiten sollte, brauche ich sicher nicht extra zu erklären. Ein gewisses Maß an Sorgfalt hat schließlich jeder Text verdient.
Mantra Nr. 1: „Es geht immer besser.“
Für den Perfektionisten: Während ich an meiner Dissertation geschrieben habe, hatte ich folgenden Spruch an meinem Monitor kleben: „A work of art is never completed, only abandoned.“ (Zuschreibung unklar.) Sprich: Besser geht’s immer, aber gerade weil es immer besser geht, muss man irgendwann einfach zum Ende kommen.
Für den Schludrian: Gehen Sie nicht davon aus, dass der erste Wurf gleich das Nonplusultra ist. Lassen Sie Ihren Text zur Not ein, zwei Tage liegen; spätestens dann wird Ihnen sicher das eine oder andere auffallen.
Mantra Nr. 2: „Man muss Prioritäten setzen.“
Für den Perfektionisten: Überlegen Sie, von welcher Dauer und Bedeutung Ihr Text ist. An einem Facebook-Posting genauso lange zu feilen wie an einem Broschürentext, wäre mehr als ineffektiv.
Für den Schludrian: Sie müssen nicht gleich jeden Text zu einer perfekten Abhandlung machen. Konzentrieren Sie sich zu Anfang auf die Texte, die eine gesteigerte Sorgfalt erfordern – weil sie gedruckt werden sollen oder weil sie in besonderem Maße Ihr Unternehmen repräsentieren.
Mantra Nr. 3: „Internettexte sind nicht zwangsläufig für die Ewigkeit.“
Für den Perfektionisten: Texte auf Ihrer eigenen Homepage, Ihrem Blog etc. lassen sich später noch ändern. Nehmen Sie also den Druck raus, indem Sie sich sagen: Das scheint jetzt gut genug zu sein, ich stelle es ins Netz, und wenn mir irgendwann etwas auffallen sollte, kann ich es immer noch ändern.
Für den Schludrian: Ein Freund weist Sie auf einen Fehler auf Ihrer Internetseite hin? Sie bemerken, dass ein bestimmtes Wort anders geschrieben wird, als Sie immer dachten? Dann nutzen Sie die Chance, den Fehler dort zu verbessern, wo das möglich ist.
Mantra Nr. 4: „Was man markiert, braucht man nicht im Kopf zu behalten.“
Für den Perfektionisten: Markieren Sie die Formulierungen, die Sie stören – auch wenn Sie noch keine Lösung dafür haben. Später können Sie diese Stellen nacheinander abarbeiten, ohne jedes Mal den kompletten Text durchlesen zu müssen.
Für den Schludrian: Auch Sie sollten alle Formulierungen anstreichen, die Ihnen irgendwie komisch vorkommen. Setzen Sie sich intensiv mit diesen Stellen auseinander. Wie könnte man es besser sagen? Die Markierung soll Sie ermahnen, nicht so schnell aufzugeben.
Fazit: Hinterfragen Sie immer wieder Ihre Arbeitsweise
Bedenklich werden Perfektionismus und Schludrigkeit spätestens dann, wenn Sie vor lauter Textfeilerei eine Deadline nicht einhalten können oder wenn Ihnen durch Ihre Nachlässigkeit wichtige Aufträge durch die Lappen gehen. Natürlich wird aus einem Schludrian nie ein Perfektionist werden und aus einem Perfektionisten nie ein Schludrian. Aber sich ein bisschen selbst zu disziplinieren – das geht schon.
Haben Sie auch noch ein Mantra, das Ihnen beim Arbeiten hilft? Dann freue ich mich über Ihren Kommentar.
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Kirsten meint
Hallo!
Bei Mantra Nr. 3 „Für den Schludrian: Eine Freund …“ müsste es „Ein Freund“ heißen.
Bin ich froh, dass Sie auch Fehler machen. 😉
Ansonsten vielen Dank für Ihre Texte. Ich muss in meiner Firma oft Korrektur lesen und Sie haben mir doch noch ein paar Sachen wieder näher gebracht.
Gruß
Kirsten
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Kirsten,
vielen Dank für das nette Feedback und den Hinweis auf den Fehlerteufel. Ja, auch eine Perfektionistin ist vor Fehlern nicht gefeit! 🙂
Herzliche Grüße
Annika Lamer