Zu den besonderen Tücken der deutschen Sprache gehört neben der Groß- und Kleinschreibung auch die Zusammen- und Getrenntschreibung. Die größte Herausforderung sind die vielen Fälle, in denen beide Schreibweisen mit jeweils unterschiedlicher Bedeutung existieren. Es reicht also nicht, sich eine Schreibweise zu merken, sondern man muss ganz genau gucken, was da im Satz gerade Sache ist.
Also los, in die Hände gespuckt und angefangen: Hier kommen ein paar typische Zweifelsfälle. Wie immer will ich Sie dabei nicht mit grammatischen Begriffen quälen, sondern es so konkret wie möglich machen.
Einmal oder ein Mal?
1. Wird „Mal“ als Substantiv verwendet, wird es groß- und getrennt geschrieben:
- das erste Mal, beim nächsten Mal, ein letztes Mal, jedes Mal, mit einem Mal, viele Male, ein für alle Mal
2. Als Adverb verwendet, wird es zusammengeschrieben:
- noch einmal, auf einmal, ein andermal, zweimal (mit Ziffer: 2-mal)
3. Es gibt jedoch auch Fälle, die je nach Betonung die Getrennt- und Zusammenschreibung erlauben:
- einmal oder ein Mal
- tausendmal oder tausend Mal
- ein paarmal oder ein paar Mal
- wievielmal oder wie viel Mal
Bei der ersten Variante liegt die Betonung vorne:
- Einmal ist keinmal.
- Ein paarmal habe ich das vergessen.
Bei der zweiten liegt sie auf beiden Wörtern:
- Wenn du das noch ein Mal machst, gibt es Ärger.
- Ein paar Mal wird das ja wohl durchgehen.
So lange oder solange?
1. „Solange“ ist eine Konjunktion, die als solches einen Nebensatz einleitet:
- Solange Sie nichts von uns hören, ist alles gut.
- Ich warte, solange ich kann.
2. Davon zu unterscheiden ist die Verbindung „so lange“.
Steht die Verbindung in der Mitte oder am Ende eines (Teil-)Satzes, kann es keine Konjunktion sein – ein sicheres Zeichen, „so lange“ getrennt zu schreiben:
- Halten Sie den Knopf so lange gedrückt, bis das Gerät anspringt.
- Ich warte so lange, bis Sie kommen.
Steht „so lange“ am Anfang, achten Sie darauf, wo der Nebensatz ist:
- So lange warte ich schon hier, dass mir fast die Füße einschlafen.
Der mit „dass“ eingeleitete Teil ist hier der Nebensatz, „so lange“ der Hauptsatz. Ergo Getrenntschreibung.
Liegenbleiben oder liegen bleiben?
1. Verbindungen aus zwei Verben werden in der Regel getrennt geschrieben:
- arbeiten gehen, singen üben, stricken lernen
2. Eine Ausnahme ist die Verbindung „kennenlernen“.
„Kennenlernen“ kann getrennt oder zusammengeschrieben werden. Der Duden empfiehlt die Zusammenschreibung.
3. Verbindungen mit „bleiben“ und „lassen“ können bei übertragener Bedeutung zusammengeschrieben werden.
Verbindungen mit „bleiben“ und „lassen“ werden in wörtlicher Bedeutung ganz normal getrennt geschrieben. In übertragener Bedeutung können Sie sie auch zusammenschreiben. Tatsächlich empfiehlt sich das sogar, um die übertragene Bedeutung zu markieren.
- Ich werde lieber sitzen bleiben (nicht aufstehen) vs. Er will nicht sitzenbleiben (die Klasse wiederholen).
- Ich werde das Spiel noch stehen lassen (nicht wegräumen) vs. Ich werde deine Kritik mal so stehenlassen (nicht weiter kommentieren).
- Ich würde gerne noch liegen bleiben (im Bett bleiben) vs. Soll die Arbeit etwa liegenbleiben (unerledigt bleiben)?
Substantivierungen mit mehreren Bestandteilen
1. Substantivierungen mit mehreren Bestandteilen schreibt man grundsätzlich groß und zusammen:
- Danke fürs Dabeisein.
- Beim Kuchenbacken hatten wir viel Spaß.
- Das Sichgehenlassen war seine Therapie.
- Die praktische Dose zum Selbstbefüllen.
- Mit dem Zuendebringen tut sie sich schwer.
- Das Außerachtlassen meiner Bitte bekümmert mich sehr.
- Das Inkrafttreten der Regel wird verschoben.
2. Sobald es unübersichtlich wird, koppelt man durch.
Lange Substantivierungen wie „das Aufdielangebankschieben“ sind irgendwann nicht mehr gut lesbar. In diesen Fällen setzt man Bindestriche:
- Das ständige Auf-die-lange-Bank-Schieben ist sein größtes Problem.
- Dieses Von-der-Hand-in-den-Mund-Leben war schon immer ihre Philosophie.
Beim Koppeln werden das erste Wort, der substantivierte Infinitiv („Schieben“, „Leben“) sowie natürlich alle Substantive großgeschrieben.
Montagmorgen, montags morgens
1. Verbindungen aus Wochentag und Tageszeitangabe werden in der Regel zusammengeschrieben:
- am Montagmorgen
- jeden Dienstagmorgen
2. Tritt ein „s“ dazu, gibt es zwei Alternativen:
- montagmorgens oder
- montags morgens
Danke schön oder Dankeschön?
1. Die Verbindung von „danke“ und „schön“ wird klein- und getrennt geschrieben:
- Liebe Oma, danke schön für die nette Karte.
2. … es sei denn, es handelt sich um eine Substantivierung:
- Hiermit übersenden wir Ihnen ein herzliches Dankeschön.
Infolgedessen oder infolge dessen?
1. „Infolgedessen“ im Sinne von „deshalb“ schreibt man zusammen:
- Ich habe mich am Fuß verletzt, infolgedessen kann ich heute leider nicht mitkommen.
2. Davon zu unterscheiden ist die Verbindung mit dem Demonstrativpronomen „dessen“:
- Ich ärgere mich über meinen Unfall, infolge dessen ich heute nicht mitkommen kann.
Setzen Sie hier „deshalb“ ein, macht der Satz keinen Sinn (das sollte also im Zweifel Ihr Test sein).
Jederzeit oder jeder Zeit?
1. „Jederzeit“ im Sinne von „immer“ schreibt man zusammen:
- Ich bin jederzeit für Sie da.
2. Die Wendung „zu jeder Zeit“ schreibt man hingegen getrennt:
- Sie können mich zu jeder Zeit anrufen (= zu jeder Tages- und Nachtzeit).
Noch mehr gefällig?
Man schreibt die folgenden Verbindungen getrennt:
- aufgrund dessen
- darüber hinaus
- des Weiteren
- wie viel
Folgende Verbindungen schreibt man zusammen:
- inwieweit, inwiefern
- irgendein, irgendwelche etc.
- derselbe, dieselbe, dasselbe
Fazit: Übung macht den Meister
Ich weiß, einfach ist das nicht. Nicht immer steckt eine klare Logik hinter der Regeln. So schreibt man zum Beispiel „zusammenschreiben“ zusammen, „getrennt schreiben“ hingegen getrennt. Nun ja, besser als umgekehrt, oder? Haben Sie nicht den Anspruch, sich alles auf einmal zu merken. Am Ende gilt: Übung macht den Meister.
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Elke Blankenstein meint
Gleich am Anfang „Groß- und Kleinschreibung“ sehe ich auch so, aber bei dieser Zeile
„Wird „Mal“ als Substantiv verwendet, wird es groß- und getrennt geschrieben“ würde ich „groß“ und „getrennt“ hier als Aufzählung verstehen und eher schreiben: „wird es groß und getrennt geschrieben“
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Blankenstein,
ich habe auch schon darüber nachgedacht, dass das ungünstig aussieht. Aber „großschreiben“ schreibt man nun einmal zusammen, deshalb kann man auf den Bindestrich nicht einfach verzichten. („’Mal‘ wird groß geschrieben“ würde heißen, dass ich besonders große Buchstaben aufs Papier male.)
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Hans Joachim Stürmer meint
Bei Ihrem Satz „Beim Koppeln werden …“ schreiben Sie „groß geschrieben“ getrennt. Das dürfte doch wohl in diesem Zusammenhang nicht richtig sein.
Ich bitte um eine Erläuterung.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Joachim Stürmer
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Stürmer,
nur ein Vertipper – danke für den Hinweis. 😉
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Peter C meint
Guten Tag Frau Dr. Lamer!
In Bezug auf Kopplungen in Verbindung mit Schräg- und Bindestrichen habe ich eine Frage:
Ist es denkbar, so etwas wie „Fuß/Nasen/(-spitze)“ zu schreiben, wenn man sowohl Fußspitzen als auch Nasenspitzen meint (ich hoffe, dass ich in der richtigen Kategorie schreibe)?
Viele Grüße
Peter C
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Peter,
hm, nein, „Fuß/Nasen/(-spitze)“ ergäbe keinen Sinn. Eingeklammert wird, was man weglassen kann, Spitze kann man aber ja nicht weglassen.
Ich würde schreiben: „Fuß- oder Nasenspitze“ oder „Fuß- und Nasenspitzen“. Wobei das Beispiel etwas merkwürdig ist – ich nehme an, es ging eigentlich um etwas anderes. 😉
Viele Grüße
Annika
Elektra meint
Liebe Frau Dr. Lamer
Es geht um folgenden Satz: „Ich möchte reiten gehen.“
Kann man ‚reiten‘ auch gross schreiben im Sinn von „zum Reiten“ gehen?
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir hier weiterhelfen könnten.
Viele Grüsse aus dem Land ohne sz
Elektra
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Elektra,
nein, richtig ist nur die Kleinschreibung:
Ich möchte reiten gehen.
Oder Sie müssten das „zum“ mit hinschreiben:
Ich möchte zum Reiten gehen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer