Nach längerer Zeit möchte ich Sie heute wieder einmal mit einem Rechtschreibtipp beglücken (oder quälen). Es ist ein Thema, das sehr oft zu Kommafehlern führt: die Kommasetzung bei Infinitivgruppen. Falls Sie jetzt fragen, was eine Infinitivgruppe ist: Nun, das ist die Sache mit dem Wörtchen „zu“ + Verb.
Das Ganze ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man es sich mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung sehr schwer machen kann … oder ganz einfach. Manchmal ist es nämlich am besten, den bequemen Weg zu gehen. Wo dieser liegt, wissen Sie nach der Lektüre dieses Beitrags.
Komma? Hier unbedingt
Die Infinitivgruppe wird immer durch ein Komma abgetrennt, wenn sie …
… mit „als“, „anstatt“, „außer“, „ohne“, „statt“ oder „um“ eingeleitet wird
- Es gibt nichts Einfacheres, als das Produkt gleich mitzunehmen.
- Anstatt unser Produkt zu kaufen, können Sie es auch mieten.
- Wir können Ihnen nichts anbieten, außer den Betrag zu erstatten.
- Ohne unser Produkt zu kennen, sollten Sie es nicht bewerten.
- Profitieren Sie jetzt, statt lange zu warten.
- Sie brauchen keine Voranmeldung, um dieses Angebot wahrzunehmen.
… von einem Substantiv abhängt
- Unser Tipp, das Produkt auch zu Hause zu benutzen, hat großen Anklang gefunden.
- Ich gebe Ihnen den Rat, sich vorab gründlich zu informieren.
… mit einem hinweisenden Wort angekündigt oder wieder aufgenommen wird
- Tag und Nacht zu helfen, das ist unser Motto.
- Denken Sie daran, den Text auf Rechtschreibfehler zu überprüfen.
- Unser Ziel ist es, den Umsatz nächstes Jahr zu verdoppeln.
Ausnahme: einfacher Infinitiv
Bei einem einfachen Infinitiv (nur „zu“ + Verb) können Sie die Kommas weglassen, sofern kein Missverständnis entstehen kann.
- Denken Sie daran[,] zu reservieren.
- Der Rat[,] zu verkaufen[,] kam in letzter Minute.
Achtung: Sobald eine Konjunktion hinzutritt, gilt der Infinitiv nicht mehr als einfach. Es heißt also richtig:
- Es gibt nichts Schöneres, als zu schlafen.
- Ich träume, ohne zu schlafen.
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Komma? Hier auf keinen Fall
Es gibt eher wenige Fälle, in denen Sie kein Komma setzen dürfen. Anstatt die komplizierten Regeln dazu zu erklären, überlasse ich folgende Beispiele mal Ihrem gesunden Sprachgefühl:
- Sie brauchen sich wegen dieser Frage nicht zu bemühen.
- Unsere Absage wollen wir gerne zu begründen versuchen.
Sie kämen nicht ernsthaft in Versuchung, hier irgendwo ein Komma zu setzen, oder? (*Sie brauchen sich wegen dieser Frage nicht, zu bemühen? *Sie brauchen sich wegen dieser Frage, nicht zu bemühen? Nein, wirklich nicht.)
Einen Fall gibt es jedoch, der ein bisschen tricky ist. Was meinen Sie:
- Den Rechnungsbetrag bitte ich zeitnah zu überweisen oder
- Den Rechnungsbetrag bitte ich, zeitnah zu überweisen?
Antwort: kein Komma. Die Infinitivgruppe lautet hier nämlich nicht „zeitnah zu überweisen“, sondern „den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen“. „Ich bitte“ steht alleine, es ist der übergeordnete Satz. Das wiederum findet man durch Umstellung heraus:
- Ich bitte[,] den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen.
Es wäre daher falsch, den Satzteil „den Rechnungsbetrag“ zu „ich bitte“ zu setzen, was Sie durch die Kommasetzung tun würden. Ergo entfällt die Gliederung durch das Komma.
Komma? Hier ganz wie Sie wollen
In allen anderen Fällen bleibt die Kommasetzung Ihnen überlassen:
- Vergessen Sie nicht[,] zu buchen.
- Versuchen Sie immer[,] den Überblick zu behalten.
- Wir empfehlen[,] den passenden Reiniger dazuzukaufen.
Fazit: Gehen Sie den bequemen Weg
Ich bemühe mich für Sie gerne um praktische Lösungen. Daher mein Rat: Setzen Sie bei Infinitivgruppen immer ein Komma, außer es erscheint Ihnen total widernatürlich („Sie brauchen sich nicht zu bemühen“). Einzige Herausforderung wäre der eingeschlossene übergeordnete Satz (das Beispiel mit dem Rechnungsbetrag). Dieser Fall wird Ihnen jedoch nur selten begegnen – ein Risiko, das Sie eingehen können.
Ich persönlich setze außerdem kein Komma, wenn die Infinitivgruppe nur aus „zu“ + Verb besteht. So war die Regel nach alter deutscher Rechtschreibung, und ich finde es angenehmer zu lesen. Die Entscheidung bleibt aber Ihnen überlassen.
Noch Fragen? Im Kommentarfeld können Sie sie gerne stellen.
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Marie meint
Liebe Annika, lektorieren Sie auch Bücher oder Teile davon? Ich schreibe an einem Krimi und hadere manchmal mit hätte, könnte, würde und mit indirekter Rede.
Gruß Marie
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Marie,
nein, ich lektoriere nicht. 🙂
Bei Konjunktiv und indirekter Rede bin ich auch nicht sonderlich sattelfest … Vielleicht eine gute Idee für einen Beitrag, ich werde mir das mal notieren.
Viele Grüße
Annika
Nicole meint
Liebe Annika,
wann setzt man vor und ein Komma und wann nicht?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Viele Grüße
Nicole
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Nicole,
Sie meinen, generell? Das wäre sicher Stoff für einen neuen Blogartikel.
Beste Grüße
Annika Lamer
Lisa Schulz meint
Liebe Annika,
vielen Dank für deine überaus hilfreichen Artikel. Ich bin zwar Lektorin für wissenschaftliche Texte, kann aber gerade Themen wie Kommasetzung nicht oft genug nachschlagen. Es ist eine willkommene Abwechslung, diese auf humorvolle und dabei kompetente Art aufbereitet zu lesen.
Herzliche Grüße aus Mannheim
Lisa
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Lisa,
vielen Dank für das nette Feedback!
Herzliche Grüße
Annika
Angela Kolberg meint
Darf ich um Ihre Hilfe bitten? Ist das Komma im folgenden Satz korrekt?
Aufgrund meiner Flexibilität im Hinblick auf meine Arbeitszeit, ist es mir möglich mich den Anforderungen der angebotenen Stelle anzupassen.
Ich setzte das Komma nach dem Wort „möglich“, es wurde mir korrigiert. Jetzt bin ich vollkommen verunsichert.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Kolberg,
das Komma nach „möglich“ war richtig. Wir haben hier nämlich ein hinweisendes „es“, dann ist das Komma Pflicht.
Hingegen kommt das Komma nach „Arbeitszeit“ weg. Korrekt also:
„Aufgrund meiner Flexibilität im Hinblick auf meine Arbeitszeit ist es mir möglich, mich den Anforderungen der angebotenen Stelle anzupassen.“
Viele Grüße
Annika Lamer
Lars meint
Liebe Frau Kolberg,
mich würde an dieser Stelle interessieren, wer oder was Sie korrigiert hat. In letzter Zeit stolpere ich häufiger über solche deplatzierten Kommata. Ich habe eine häufig verwendete App (auf Mobilgeräten) oder ein verbreitetes Programm (an Rechnern) in Verdacht. Das gar schreckliche Microsoft Word wäre solch ein Kandidat.
Vielen Dank und beste Grüße
Lars
Daniel meint
Hallo Annika, in Deinem Beispielsatz könnte ich aber doch prinzipiell „Den Rechnungsbetrag, bitte ich, zeitnah zu überweisen.“ schreiben, um doch noch ein Komma einsetzen zu dürfen, oder? 😉
Beste Grüße,
Daniel
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Daniel,
nein, das geht nicht, das wäre eindeutig falsch.
Viele liebe Grüße
Annika Lamer
Christina Beckmann meint
Liebe Annika,
ich hätte da auch eine Frage: sind die Kommas im folgenden Satz richtig gesetzt?
Sie machen geltend, auf die Aussagen des Herrn XY und die Zuverlässigkeit seines Büros vertraut zu haben und daher nicht in der Lage gewesen zu sein, das Unrechtmäßige ihres Handelns zu erkennen.
Über eine Antwort würe ich mich freuen!
Gruß aus Dortmund,
Christina
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Christina,
jep, stimmt.
Viele Grüße
Annika
Claudia meint
Hallo liebe Annika, ich brauche auch mal Hilfe und freue mich über eine Antwort:
„Sie baten mich, Sie anzusprechen wenn das Gras wieder wächst“
Kommt vor das „wenn“ auch noch ein Komma?
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Claudia,
ja, der Nebensatz mit „wenn“ muss durch ein Komma abgetrennt werden. Das Komma vor der Infinitivgruppe ist hingegen fakultativ.
„Sie baten mich(,) Sie anzusprechen, wenn das Gras wieder wächst.“
Ein Muss-Komma wäre es, wenn der Satz noch ein hinweisendes Wort enthalten würde:
„Sie baten mich DARUM, Sie anzusprechen, wenn das Gras wieder wächst.“
Viele Grüße
Annika
james meint
Schönen guten Abend, Annika.
Ich bin Hobby-Lektorin und komme da manchmal auch etwas in Straucheln. Einige Sachen habe ich leider nicht ganz verstehen können, doch mir hat dieser Artikel dennoch sehr geholfen. Leider bleibe ich gerade an einem Satz hängen, bei dem ich mir nicht allzu sicher bin, ob da ein Komma angebracht wäre. Vielleicht könntest du mir dabei einen Rat geben? Das wäre wirklich hilfreich.
Der Satz lautet: „Hör auf zu trauern . Das macht dich doch nur kaputt.“ Und daran hatte Sebastian auch versucht, sich zu halten.
Ich bin mir nach diesem Artikel ziemlich sicher, dass bei „Hör auf zu trauern“ kein Komma hin MUSS, also lasse ich es weg. Meine Frage bezieht sich auf den letzten Satz „Und daran hatte Sebastian auch versucht, sich zu halten“. Ich bin mir unschlüssig, ob das Komma dort wirklich richtig steht und welcher der aufgelisteten Fälle dieser Satz ist, wenn er denn dazugehört.
Vielen Dank im Voraus
Jim
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Jim,
„Hör auf zu trauern“: Richtig, ein Kann-Komma, und ich würde keins setzen.
„Und daran hatte Sebastian auch versucht sich zu halten“:
Das ist der Fall, den ich oben als tricky beschrieben habe – das Beispiel mit dem Rechnungsbetrag.
Stellen wir den Satz um, heißt er:
„Sebastian hatte versucht, sich daran zu halten.“
Das „daran“ gehört also zur Infinitivgruppe. Es rutscht nur durch die Umstellung nach vorne. Setzen Sie nun ein Komma, trennen Sie das „daran“ von der Infinitivgruppe ab – was unzulässig wäre. Deshalb: Kein Komma in Ihrem umgestellten Satz.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Barbara Kofler meint
Sehr geehrte Frau Dr. Lamer,
auch ich hätte bitte eine Frage! Wo setzt man die Beistriche richtig (!) bei der (empörten) Aussage:
…also alles, was recht ist!
Herzlichen Dank für Ihre Mühe,
Barbara Kofler
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Kofler,
das Komma nach „alles“ ist erforderlich, da sich ein Relativsatz anschließt.
„Also“ ist in diesem Fall kein Adverb, sondern ein Partikel – ein Ausruf. Daher müsste es m. E. auch durch ein Komma abgetrennt werden.
„Also, alles, was recht ist.“
Diese Kommareihung sieht aber nicht gut aus, der Satz liest sich nicht mehr flüssig. Ich würde versuchen, anders zu formulieren.
Viele Grüße
Annika Lamer
Michaela Hörmann meint
Liebe Fr. Dr. Lamer,
würden Sie mit mir übereinstimmen, dass die Kommasetzung in beiden folgenden Sätzen richtig ist?
Die Lehrer hatten ihre Mühe damit, den Schülern ein interessantes Programm zu bieten,
Die Lehrer hatten ihre Mühe, damit den Schülern ein interessantes Programm zu bieten,
Herzlichen Dank für eine Rückmeldung.
Freundliche Grüße und ein gutes neues Jahr!
Michaela H,
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Michaela,
ja, beide Varianten sind möglich je nach Kontext. Den Kontext könnte man zum Beispiel so ergänzen:
Die Lehrer hatten ihre Mühe mit der Aufgabe, den Schülern ein interessantes Programm zu bieten.
Die Lehrer hatten ihre Mühe, den Schülern mit der Schnitzeljagd ein interessantes Programm zu bieten.
Einmal gehört das „damit“ also zu „Mühe haben“, einmal zu „bieten“.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Tobias meint
Hallo Frau Lamer, wie wären die Kommasetzung in diesem Fall:
Das von Ihnen angebotene Praktikum stellt für mich aufgrund des anspruchsvollen und vielseitigen Aufgabengebiets im Musikmanagement eine ideale Möglichkeit zur praktischen Anwendung meiner bisher erworbenen Kenntnisse dar.
Beste Grüße & Dank
Tobias
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Tobias,
der Satz bekommt gar kein Komma, ist also so korrekt.
Viele Grüße
Annika Lamer
Holger Eichhorn meint
Liebe Annika,
ich hätte da auch noch eine Frage:
In einem Praktikum bei Ihnen sehe ich die Möglichkeit mich persönlich weiterzuentwickeln, meine Kenntnisse sowie Erfahrungen optimal erweitern zu können und einen kleinen Einblick in diese Arbeitswelt zu erhalten.
Muss nach dem Wort Möglichkeit ein Komma gesetzt werden?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen und danke schon einmal im Voraus.
Liebe Grüße
Holger
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Holger,
ja, nach „Möglichkeit“ muss ein Komma gesetzt werden – das ist der Fall „Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv ab“.
Viele Grüße
Annika
Holger Eichhorn meint
Liebe Annika,
ganz herzlichen Dank für die schnelle und gute Antwort.
Liebe Grüße
Holger
Viktor meint
Hallo, Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für diesen feinen und strukturierten Beitrag. Mich macht das Pluszeichen anstelle von „und“ („[…] die Sache mit dem Wörtchen ‚zu‘ + Verb.“) stutzig.
Darf man in Fließtexten oder freistehenden Zeilen das Pluszeichen anstelle von „und“ nutzen, ist nicht „und“ sondern „plus“ zu lesen oder darf das Pluszeichen aufgrund der Ähnlichkeit einer mathematischen Formel dort stehen?
Ich freue mich auf die Antwort, danke Ihnen für diese im Voraus und verbleibe mit sonnigen Grüßen aus Hessen
Viktor
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Viktor,
ich würde das analog zum Prozentzeichen sehen. Empfohlen wird, das Prozentzeichen in Fließtexten auszuschreiben, aber selbstverständlich darf man sich auch für das „%“ entscheiden. Das fällt – zumal hier im Blogartikel – unter künstlerische Freiheit. 😉
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Viktor meint
Hallo, Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort und das Beispiel!
Dann ist alles in Ordnung.
Zufriedene Grüße
Viktor
Renate Krieger meint
Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.
oder
Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Krieger,
das geht beides, Sie haben die Wahl.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Sascha meint
Im folgenden Beispielsatz aus Ihrem Blogartikel ist das Komma nicht obligatorisch, also wäre es doch sinnvoll, es einzuklammern:
Ich bitte[,] den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Sascha,
vielen herzlichen Dank für den Hinweis, Sie haben völlig recht.
Beste Grüße
Annika Lamer
Johanna meint
Liebe Annika,
ist dieser Satz richtig?
„Daher bittte ich Sie, die Abgabefrist bis zum XXX, zu verlängern.“
Vielen Dank im Voraus.
Liebe Grüße
Johanna
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Johanna,
das erste Komma ist optional, das zweite muss weg.
Daher bitte ich Sie, die Abgabefrist bis zum XXX zu verlängern.
Daher bitte ich Sie die Abgabefrist bis zum XXX zu verlängern.
Viele Grüße
Annika
Stefanie K. meint
Ich lese Ihren Blog sehr gern. Aufgrund der vielen Beispiele und der netten Erklärungen bleibt auch immer etwas hängen.
Eine Frage habe ich noch zu den Infinitiven mit zu. Wie verhält es sich, wenn es zweimal einen Infinitiv mit zu in einem Satz gibt.
Politiker rühmen sich gern damit, die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes ernst zu nehmen, und
deshalb die wahre Volksvertretung zu sein.
Kommt vor dem „und“ ein Komma?
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Stefanie,
nein, kein Komma vor dem „und“ – es ist eine gleichgeordnete Reihung.
Viele Grüße
Annika Lamer
Sebastian Hofer meint
Liebe Annika, aber wie ist es bei diesem Satz:
Die Gefahr, mehr zu verlieren(,) als zu bekommen.
Kann man das Komma vor „als“ weglassen? Und wenn ja, warum?
Kompliment für dein Blog, vor allem wie du die Themen strukturierst! Danke!
Viele Grüße
Sebastian
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Sebastian,
ich musste eine Weile darüber nachdenken.
Zunächst einmal: Sobald eine Konjunktion da ist, gilt der Infinitiv nicht mehr als einfach. Deshalb muss man normalerweise bei „als + zu + Verb“ ein Komma setzen.
– Es gibt nichts Schöneres, als zu schlafen.
Dennoch kommt es mir irgendwie falsch vor zu schreiben:
– Die Gefahr, mehr zu verlieren, als zu bekommen.
Vielleicht handelt sich sich um einen Vergleich zwischen zwei gleichrangigen Satzteilen? Analog zu:
– Das ist leichter gesagt als getan.
Hier dürfte man nämlich auch kein Komma setzen.
Leider bin ich mir nicht sicher. Vielleicht weiß ein*e andere*r Leser*in Rat.
Viele Grüße
Annika
Thomas meint
Liebe Annika
Wie ist es mit dem nachfolgenden Komma? Kann das weg, ist es zwingend oder optional?
Anbei lasse ich Ihnen meine Rechnung zukommen und bitte höflich, um deren gelegentliche Begleichung?
(Bei „…bitte höflich, diese zu begleichen“, muss wohl ein Komma gesetzt werden.)
Viele Grüsse
Thomas
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Thomas,
dort darf kein Komma stehen.
Mit Infinitivgruppe ist das Komma optional – es sei denn, man hätte noch ein hinweisendes „darum“.
Anbei lasse ich Ihnen meine Rechnung zukommen und bitte höflich um deren gelegentliche Begleichung.
Anbei lasse ich Ihnen meine Rechnung zukommen und bitte höflich(,) diese zu begleichen.
Anbei lasse ich Ihnen meine Rechnung zukommen und bitte höflich darum, diese zu begleichen.
Viele Grüße
Annika Lamer
Manue meint
Es ist zwar keine Infinitivkonstruktion, aber würden Sie im folgenden Satz ein Komma setzen? „Aber ohne die eingehende Beschäftigung mit dem Thema wäre das Ergebnis nicht möglich gewesen.“ Nach „Thema“? Ich bin verwirrt.;)
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Manuel,
in den Satz kommt kein Komma.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Manuel meint
Aber da steht doch ein „aber“..;)
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Manuel,
das kommt darauf an, ob „aber“ einen Nebensatz einleitet.
„Aber ohne die eingehende Beschäftigung mit dem Thema wäre das Ergebnis nicht möglich gewesen.“
= kein Nebensatz
„Das Ergebnis schien unsicher, aber ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt.“
= Nebensatz mit Komma
Wenn Sie sich Ihren Satz anschauen, sehen Sie, dass darin nur ein Verb vorkommt. Es kann sich also nicht um eine Hauptsatz-Nebensatz-Konstruktion handeln.
Beste Grüße
Annika Lamer
Manuel meint
Danke für Ihre Mühe!
Norbert meint
Hallo liebe Frau Lamer,
meine Freundin hat mich gebeten, ihre Email an die Geschäftsleitung Korrektur zu lesen.
Bezüglich der Kommas bin ich mir bei diesem Satz sehr unschlüssig (wollte ihne umformulieren aber sie möchte ihn gern so lassen…):
„Deshalb möchte ich Sie, Herr Schneider, bitten, das ganze noch einmal zu überdenken.“
Über Ihre Hilfe zu den 3 Kommas würde ich mich sehr freuen.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Norbert Seidl asu München
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Seidl,
korrekt wären:
– Deshalb möchte ich Sie, Herr Schneider, bitten, das Ganze noch einmal zu überdenken.
– Deshalb möchte ich Sie, Herr Schneider, bitten das Ganze noch einmal zu überdenken.
Das Komma vor der Infinitivgruppe ist also fakultativ. Für die bessere Lesbarkeit würde ich eins setzen.
Viele Grüße
Annika Lamer
Edgar meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
würden Sie im folgenden Satz ein Komma setzen?
„Ich bitte alle Hausbesitzer ihre Häuser mit den Dorffahnen zu schmücken und sich in dieser Zeit vor dem Haus aufzuhalten.“
Komma nach Hausbesitzer? Aber kein Komma vor „und“, oder?
Viele Grüße
Edgar S.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Edgar,
das Komma nach „Hausbesitzer“ ist fakultativ. Kein Komma vor „und“.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Larissa meint
„Ich versende um ehrlich zu sein lieber Sprachnachrichten(,) als zu tippen.“
Ist in diesem Satz das Komma obligatorisch?! Es folgt ja schließlich eine Infinitivgruppe. Aber andererseits könnte man auch sagen, dass es ein Vergleich ist. Schwierig…
LG
Larissa
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Larissa,
tatsächlich haben wir hier zwei durch eine Konjunktion eingeleitete Infinitivgruppen. Die Kommas sind daher Pflicht.
– Ich versende, um ehrlich zu sein, lieber Sprachnachrichten, als zu tippen.
Da der Satz so sehr zerstückelt wirkt, würde ich ihn umformulieren.
Viele Grüße
Annika Lamer
Dora meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
würden Sie im folgenden Satz ein Komma – nach „bitten“ setzen?
„Ich möchte Sie bitten Ihr Vorgehen zu überdenken.“
Herzlichen Dank für Ihre Mühe!
Grüße von Dora
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Dora,
das ist ein Kann-Komma.
Viele Grüße
Annika Lamer
Manuel meint
Hallo,
ein Filmtitel über den Tsunami von 2004 lautet: „The Impossible – Nichts ist stärker als der Wille, zu überleben“
Müsste da – wenn überhaupt – nicht ein Komma vor „als“ gesetzt werden? Das Komma vor dem „zu“ ist doch fakultativ, oder?
Viele Grüße
Manuel
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Manuel,
vor „als“ darf kein Komma stehen, es ist ein einfacher Vergleich.
Das Komma vor dem „zu“ ist fakultativ, richtig. Ich persönlich fände den Titel ohne Komma besser.
Viele Grüße
Annika Lamer
Michael meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
je nach Satzkonstellation darf bei Infinitivgruppen kein Komma gesetzt werden. Wie sieht es in folgenden Fällen aus (ich habe meine Vermutung gleich dahinter geschrieben):
1) Herr Schmidt hat versucht, Sie gestern Abend zu erreichen. –> Komma fakultativ
2) Herr Schmidt hat Sie gestern Abend zu erreichen versucht. –> kein Komma, da die Infinitivgruppe mit dem übergeordneten Satz verschränkt ist.
3) Herr Schmidt hat Sie gestern Abend versucht zu erreichen –> kein Komma, gleiche Begründung wie bei 2).
4) Herr Schmidt hat Sie versucht gestern Abend zu erreichen. –> kein Komma, gleiche Begründung wie bei 2) und 3).
Meine Erklärung wäre, dass es sich bei „Herr Schmidt hat versucht“ um den übergeordneten Satz handelt und bei „Sie gestern Abend zu erreichen“ um die erweiterte Infinitivgruppe. Da bei Satz 2) – 4) die Infinitivgruppe und der übergeordnete Satz jeweils verschränkt sind, darf hier kein Komma gesetzt werden.
Sehe ich das so richtig?
Vielen Dank schon einmal im Voraus!
Liebe Grüße
Michael
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Michael,
ja, das ist korrekt. Variante 4) empfinde ich allerdings als komisches Deutsch, die Satzstellung würde ich nicht empfehlen.
Vielen Dank für das Beispiel! Es gehört zu der Fallgruppe „Den Rechnungsbetrag bitte ich zeitnah zu überweisen“.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Michael meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für die schnelle Antwort und Ihre Mühe!
Liebe Grüße
Michael
Tobias meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
ich hätte eine kurze Frage zum Beitrag von Michael:
Er behauptet, „Herr Schmidt hat versucht“ sei der übergeordnete Satz und „Sie gestern Abend zu erreichen“ die Infinitivgruppe.
Bei 3) entsteht also durch die Verschiebung der Wortgruppe „Sie gestern Abend“ eine Verschränkung und bei 4) durch die Verschiebung des Wortes „Sie“. Deshalb darf kein Komma gesetzt werden, soweit ist mir das klar.
Wenn der Satz nun lautet:
Herr Schmidt hat gestern Abend versucht, Sie zu erreichen.
Hier läge ja nach der Definition Michaels ebenfalls eine Verschränkung vor, da die Wortgruppe „Sie gestern Abend zu erreichen“ nicht mehr zusammensteht. Also dürfte laut Michael auch hier kein Komma gesetzt werden. Allerdings finde ich, dass auch hier ein Komma gesetzt werden darf, da die Wortgruppe „gestern Abend“ nicht eindeutig der Infinitivgruppe oder dem übergeordneten Satz zugeordnet werden kann.
Es kann also auch gelten:
Übergeordneter Satz: Herr Schmidt hat gestern Abend versucht
Infinitivgruppe: Sie zu erreichen
Ähnlich würde das ja bei folgenden Sätzen aussehen:
1) Er begann, sich langsam aufzurichten.
2) Er begann langsam, sich aufzurichten.
3) Er fing an, bitterlich zu weinen.
4) Er fing bitterlich an, zu weinen.
Laut Michael läge ja bei Satz 2) und 4) wieder eine Verschränkung vor, weshalb kein Komma gesetzt werden dürfte. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass auch bei Satz 2) und 4) ein Komma gesetzt werden darf.
Oder würden Sie einfach empfehlen, bei einfachen und erweiterten Infinitivgruppen mit „beginnen, anfangen, versuchen etc.“ allgemein kein Komma zu setzen, solange diese von keinem Substantiv, Korrelat oder Verweiswort abhängen und die Kommasetzung somit sowieso fakultativ ist. Denn dann würde man ja der Gefahr des „verschränkten bzw. integrierten Satzes“ ausweichen.
Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine, und ich entschuldige mich für die lange Frage.
Vielen Dank und viele Grüße
Tobias
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Tobias,
ich würde Ihnen zustimmen, dass man „gestern Abend“ und „langsam“ sowohl dem einen als auch dem anderen zuordnen kann. Wichtig ist, ob es eine Verschränkung von „Herr Schmidt hat versucht“ und „Sie zu erreichen“ gibt.
Eine solche Verschränkung gibt es in Ihrem Aufrichten-Beispiel nicht. Wohl aber in folgendem von mir ergänzten dritten Fall:
1) Er begann[,] sich langsam aufzurichten.
2) Er begann langsam[,] sich aufzurichten.
3) Ich sah, dass er sich langsam aufzurichten begann.
4) Aber: Ich sah, dass er langsam begann[,] sich aufzurichten.
Im Fall Nummer drei darf die Infinitivgruppe nicht durch ein Komma abgetrennt werden.
Wie ist es nun mit dem „bitterlich“? Kann man bitterlich anfangen? Mir scheint es doch eindeutig zu „weinen“ zu gehören. Daher würde ich sagen:
1) Er fing an[,] bitterlich zu weinen.
2) Er fing bitterlich an zu weinen.
3) Er fing bitterlich zu weinen an.
In Satz 2 würde ich kein Komma setzen, da das „bitterlich“ sonst dem falschen Satzteil zugeordnet wird. In Satz drei darf sowieso keins stehen.
Spannende Fragen auf jeden Fall. 😉
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Tobias meint
Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort!
Viele Grüße
Tobias
Michael meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
ich hätte noch eine kurze Frage zu den „einfachen Infinitivgruppen“. Hier ist das Komma ja fakultativ. Sie nennen folgende Beispiele:
1) Denken Sie daran[,]zu reservieren.
2) Der Rat[,] zu verkaufen[,] kam in letzter Minute.
Nun hängt der einfache Infinitiv ja in beiden Fällen von einem Verweiswort (daran) bzw. einem Substantiv (Rat) ab. Wenn also eine erweiterte Infinitivgruppe vorliegen würde, wäre das Komma verpflichtend.
Wie sieht es aber in folgenden Fällen aus:
3) Er plant[,] zu verreisen.
4) Er versucht[,] zu gewinnen.
5) Er glaubt[,] zu verlieren.
In diesen Fällen wäre das Komma ja selbst bei einer erweiterten Infinitivgruppe fakultativ, da die Infinitivgruppe weder von einem Korrelat noch von einem Verweiswort oder Substantiv abhängt. Darf man bei den Sätzen 3) -5) dann trotzdem ein Komma setzen, wenn nur ein einfacher Infinitiv vorliegt?
Vielen Dank und liebe Grüße
Michael
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Michael,
diesen Fall habe ich unter „Komma? Hier ganz wie Sie wollen“ aufgenommen:
****
In allen anderen Fällen bleibt die Kommasetzung Ihnen überlassen:
Vergessen Sie nicht[,] zu buchen.
****
Also: Richtig, bei einem einfachen Infinitiv dürfen Sie trotzdem ein Komma setzen. Viele haben das anders in Erinnerung aufgrund der alten Rechtschreibung.
Viele Grüße
Annika
Michael meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für die Antwort!
Liebe Grüße
Michael
Sylvia Kling meint
Liebe Frau Dr. Lamer,
mit großem Interesse lese ich Ihre Beiträge.
Bei meinem aktuellen Korrektorat finde ich diesen Satz:
„Wie sie schien auch er nach Worten zu suchen.“
Ich tendiere hier zu einem Komma nach „sie“ – bin mir jedoch unsicher (obwohl mir die Sprechpause eindeutig zustimmt).
Können Sie mir auf die Sprünge helfen?
Herzliche Grüße aus Meißen
Sylvia Kling
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Kling,
nein, hier wird kein Komma gesetzt, da es sich nicht um einen Nebensatz, sondern nur um ein einfaches Satzteil handelt.
Vergleiche:
Er sucht nach Worten wie sie.
Er ist stumm wie sie.
Viele Grüße
Annika Lamer
Elisabeth meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
ich hätte eine allgemeine Frage zu fakultativen Kommas (egal, ob jetzt bei Infinitivgruppen oder zum Beispiel 2 mit „und“ verbundenen Hauptsätzen):
Würden Sie empfehlen, sich stets für eine Variante (Komma oder kein Komma) zu entscheiden und diese innerhalb eines Textes dann auch ausschließlich zu benutzen? Oder würden Sie das Setzen des Kommas bei jedem Satz individuell betrachten?
Mir wurde einerseits gesagt, es wirke sprachlich „hochwertiger“, wenn man sich innerhalb eines Textes stets für eine Variante entscheidet. Andererseits bin ich der Meinung, dass fakultative Kommas teilweise notwendig sind, um zum Beispiel Missverständnisse zu vermeiden oder den Satz übersichtlicher zu gestalten. Andererseits kann ein fakultatives Komma aber auch eher den Redefluss stören. Das würde ja dafür sprechen, dass man die Kommasatzung bei fakultativen Kommas bei jedem Satz individuell betrachtet und sich nicht stur für „Variante A“ oder „Variante B“ entscheidet.
Wie ist Ihre Meinung hierzu?
Vielen lieben Dank und liebe Grüße
Elisabeth
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Elisabeth,
ich bin bei Ihnen und finde eine Entscheidung von Fall zu Fall besser. Wie Sie richtig anmerken: Dem Stil ist am meisten geholfen, wenn sich jeder Satz flüssig und verständlich liest. Wenn ich die Möglichkeit habe, mithilfe von Kann-Kommas Verständlichkeit und Textfluss zu verbessern, sollte ich das auch nutzen. Da ergäbe es für mich wenig Sinn, stur ein Schema durchzuziehen.
Viele Grüße
Annika Lamer
Robert meint
Sehr geehrte Frau Dr. Lamer,
meine Schulzeit liegt schon eine ganze Weile zurück und irgendwann habe ich es aufgegeben, die ständigen Rechtschreibereformen weiter zu verfolgen. Gelegentlich erlebe ich jedoch Situationen, in denen ich es genauer wissen möchte – wie hierbei:
„Ich kann es kaum erwarten (,)? euch alle bald kennenzulernen.“
Darf ich um Ihre werte Einschätzung als anerkannte „Komma-Spezialistin“ bitten?
Erweiterer Infinitiv mit zu und Komma vor euch oder ohne? PS: ausserdem bin ich mir in o.g. Zusammenhang unsicher, ob „euch“ groß oder klein geschrieben wird?
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Robert,
das von Ihnen zitierte Beispiel gehört zur Fallgruppe „mit einem hinweisenden Wort angekündigt“. Oben im Beitrag nenne ich dazu das Beispiel: „Unser Ziel ist ES, den Umsatz nächstes Jahr zu verdoppeln.“ Aufgrund des hinweisenden „es“ ist das Komma ein Muss-Komma.
In Briefen, E-Mails und SMS dürfen Sie „du“ und „euch“ großschreiben; klein geht aber auch.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Robert meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für Ihre schnelle und erklärende Antwort!
Florian meint
„Bis dahin bitte ich von Fragen abzusehen.“
Komma nach „ich“? Bin mir unsicher.
LG
Florian
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Florian,
ohne Komma oder Kann-Komma, je nachdem, wie man den Satz versteht:
Ich bitte, bis dahin von Fragen abzusehen. => Bis dahin bitte ich von Fragen abzusehen.
ODER
Ich bitte bis dahin, von Fragen abzusehen. => Bis dahin bitte ich[,] von Fragen abzusehen.
(Die Erklärung dazu finden Sie im Beitrag unter dem Beispiel „Den Rechnungsbetrag bitte ich zeitnah zu überweisen.“)
Da es in beiden Fällen ohne Komma geht, würde ich mich fürs Weglassen entscheiden.
Viele Grüße
Annika Lamer
Manuel meint
„Am Freitag habe ich nicht die Möglichkeit mich im Internet einzuloggen.“
Stellt man den Satz um, wäre die Infinitivgruppe: „Ich habe nicht die Möglichkeit, MICH AM FREITAG IM INTERNET EINZULOGGEN.“
Deshalb kein Komma?! Um den Freitag nicht abzutrennen?
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Manuel,
hier greift die Regel mit dem hinweisenden Wort, in dem Fall „Möglichkeit“. Das Komma ist obligatorisch.
Den Freitag könnten Sie sowohl der Infinitivgruppe als auch dem Hauptsatz zuordnen:
– Ich habe nicht die Möglichkeit, mich am Freitag im Internet einzuloggen.
– Ich habe am Freitag nicht die Möglichkeit, mich im Internet einzuloggen.
Der Freitag ist daher für das Komma irrelevant und es heißt korrekt:
– Am Freitag habe ich nicht die Möglichkeit, mich im Internet einzuloggen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Michael meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
„Ich stimme ihm, ohne zu zögern, zu.“
„Ich stimme ihm ohne zu zögern zu.“
Was ist hier richtig? Einerseits wird eine Infinitivgruppe, die mit „ohne“ eingeleitet wird, ja immer mit Komma(s) abgetrennt. Andererseits erscheint es mir hier irgendwie komisch, Kommas zu setzen.
Vielen Dank und liebe Grüße
Michael
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Michael,
das sieht wirklich sehr unschön aus, doch leider sehe ich nicht, dass hier eine Ausnahme greifen könnte. Wenn möglich, würde ich umformulieren, etwa: „Ich stimme ihm zu, ohne auch nur einen Moment zu zögern.“
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Jens dietzel meint
Liebe Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für Ihre hilfreiche Zusammenfassung. Ich knoble ein wenig über der Kommasetzung zu folgendem Satz, den einer meiner Schüler verfasst hat:
„Er sagte ihnen, dass sie die Kraft der Traube nur um die Dämonen zu besiegen benutzen durften.“
Abgesehen vom etwas zweifelhaften Stil, denke ich nicht, dass hier der Infinitivsatz mit um…zu noch irgendwie mit einem Komma abgetrennt werden sollte, aber eigentlich widerspricht dies ja der Regel, wonach Infinitivsätze mit um…zu immer mit Komma abgetrennt werden sollte. Oder täusche ich mich? Haben Sie eine Erklärung?
Danke und herzliche Grüße
Jens Dietzel
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Dietzel,
doch doch, das Komma ist erforderlich:
Er sagte ihnen, dass sie die Kraft der Traube nur, um die Dämonen zu besiegen, benutzen durften.
Besser: Er sagte ihnen, dass sie die Kraft der Traube nur benutzen durften, um die Dämonen zu besiegen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Manu meint
Deutsche Behörden versuchen daher seit Monaten die Firma dazu zu bringen sich an deutsche Gesetze zu halten. Quelle: süddeutsche.de
Da fehlen doch aber zwei Kommas, oder?!
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Manu,
das erste ist ein Kann-Komma, das zweite tatsächlich ein Muss-Komma:
Deutsche Behörden versuchen daher seit Monaten(,) die Firma dazu zu bringen, sich an deutsche Gesetze zu halten.
Muss-Komma wegen des hinweisenden Wortes „dazu“.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Stella Birken meint
Liebe Frau Lamer,
vielen Dank für Ihre verständlichen Erklärungen zum Infinitiv. Ich habe mich bemüht, auch aus Ihren Antworten auf die Kommentare zu lernen. Dennoch habe ich noch eine Frage zum Thema Komma
bei zwei Infinitiven im Satz:
Ich möchte eigentlich immer ein Komma setzen, auch in Fällen, in denen die neue RS das nicht mehr vorschreibt.
Zum Beispiel:
Sie war nun sicher, niemals die Erlaubnis zu erhalten, diesen Beruf zu ergreifen.
Es gelang ihm im Laufe der Jahre, das Recht zu erwirken, Kamele zu züchten.
Ich hatte mich auch an Ihrer Antwort an Christina B. vom 7.8. orientiert. Deshalb denke ich, dass ich die Kommas richtig gesetzt habe. (?) (Zumal die Infinitive in diesen beiden Sätzen ja nicht gleichgeordnet sind).
Für eine Antwort danke ich Ihnen herzlich.
Stella Birken
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Birken,
die Kommas sind richtig.
Sie war nun sicher(,) niemals die Erlaubnis zu erhalten, diesen Beruf zu ergreifen.
1. Kann-Komma, 2. Muss-Komma wegen des hinweisenden Wortes „Erlaubnis“.
Es gelang ihm im Laufe der Jahre, das Recht zu erwirken, Kamele zu züchten.
2. Muss-Komma wegen des hinweisenden Wortes „es“, 2. Muss-Komma wegen des hinweisenden Wortes „Recht“.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Stella Birken meint
Liebe Frau Lamer,
ganz, ganz lieben Dank für Ihre schnelle Antwort.
Schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Stella Birken
Maria Regina meint
Liebe Frau Lamer,
ich bin sehr dankbar für Ihre Beiträge! Darf ich bitte etwas zur Kommasetzung fragen? Ich hätte diese zwei Sätze:
1. Ich bin Lehrer geworden, nicht so sehr um Geld zu verdienen, als vielmehr
um für die Schüler da zu sein.
Braucht es nach „nicht so sehr“ und „als vielmehr“ jeweils ein Komma?
2. Vorerst begann der 20-Jährige 2002 in Fribourg Medizin zu studieren.
Braucht es hier ein Komma? Oder ist das Komma nach „beginnen“ immer fakultativ, egal ob einfacher oder erweiterter Infinitiv folgt?
Herzlichen Dank
Maria Regina
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Regina (oder ist es Ihr zweiter Vorname?),
besonders die erste Frage hat es in sich, vielen Dank.
Wir haben hier eine Infinitivgruppe, gebildet aus zwei Teilen – zweimal „um“. Ich könnte schreiben:
Ich bin Lehrer geworden, um Geld zu verdienen und (um) für die Schüler da zu sein.
Hier dürfte man kein Komma setzen, weil die Infinitivgruppe gleichrangig weitergeht.
So, und jetzt habe ich noch ein „als“ dort drin. Das schreibt man nur dann mit Komma, wenn es einen Nebensatz einleitet, nicht jedoch bei einem einfachen Vergleich.
Du bist schlauer als er.
Du bist schlauer, als er jemals sein wird.
In Ihrem Beispielsatz leitet das „als“ keinen neuen Nebensatz ein, sondern es steckt ja in der Um-Konstruktion drin. Deshalb ohne Komma:
Ich bin Lehrer geworden, nicht so sehr um Geld zu verdienen als vielmehr (um) für die Schüler da zu sein.
Mit „sondern“ sähe es anders aus:
Ich bin Lehrer geworden, nicht so sehr um Geld zu verdienen, sondern um für die Schüler da zu sein.
Ist das klar geworden?
Satz 2 hat ein Kann-Komma:
Vorerst begann der 20-Jährige 2002(,) in Fribourg Medizin zu studieren.
Das hat mit dem Verb „beginnen“ nichts zu tun, sondern die Frage ist einzig, ob wir ein hinweisendes Wort haben. Das könnte hier „damit“ sein – dann wäre es ein Muss-Komma.
Vorerst begann der 20-Jährige damit, Medizin zu studieren.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Maria Regina meint
Herzlichen Dank, liebe Frau Lamer! Sie haben mir sehr geholfen! Danke für Ihre kompetenten Beiträge!
Franziska Riedel meint
Liebe Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für diesen tollen Artikel! Ich bin als freie Lektorin tätig und setze meine Kommata genau wie Sie bzw. korrigiere ich die Texte meiner Kundschaft auch dementsprechend. Doch dieser bei Rückfragen zu erklären, warum genau da jetzt ein Komma stehen muss und es dort falsch ist oder stört, ist in manchen Fällen eine echte Herausforderung, und mit reinem ‚Sprachgefühl‘ kann man schlecht argumentieren. Daher finde ich es super, die Regeln dazu hier so leicht verständlich erklärt und mit einfachen Beispielen aufgelistet zu bekommen. Generell ein toller Blog, hier werde ich ab jetzt sicherlich öfter stöbern! 🙂
Herzliche Grüße
Franziska Riedel
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Riedel,
vielen Dank für das nette Feedback! Von einer Lektorin natürlich eine besondere Ehre. 🙂
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Mario Czerny meint
„Genau die Kraft, die gefehlt
hat, um einen Sieg zu erringen
braucht man, um eine
Niederlage zu verkraften.“
Kommt nach dem „erringen“ ein Komma?
Gruß Mario
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Mario,
ja, das Komma muss sein, weil die eingeschobene Infinitivgruppe („um einen Sieg zu erringen“) dort endet.
Viele Grüße
Annika
Klaus meint
„Wie lange gedenkst du denn noch in Berlin zu bleiben?“ oder „Wie lange gedenkst du denn noch, in Berlin zu bleiben“?
Geht hier beides!?
LG Klaus
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Klaus,
meine Vermutung geht in Richtung „verschränkte Infinitivgruppe“. Das „wie lange“ gehört nämlich nicht zu dem Verb „gedenken“, sondern zu „in Berlin bleiben“. Deshalb würde ich kein Komma setzen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Tordis kazzer meint
Hallo Frau Lamer,
in ihrer Antwort an Herrn Meint vom 21. Mai 2020 erklären Sie das Komma vor „aber“ wie folgt:
„Das Ergebnis schien unsicher, aber ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt.“
= Nebensatz mit Komma
Ich muss Ihnen widersprechen. Das „aber“ verbindet zwei Hauptsätze mit entgegensetzender Konjunktion, weshalb ein Komma gesetzt werden muss. Dies ist der gleiche Fall wie bei „sondern“, „doch“, „jedoch“, „dennoch“ etc.
Dass es sich bei „…, aber ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt.“ um einen Hauptsatz handelt, erkennt man auch daran, dass das finite Verb „habe“ an 2. Satzgliedstelle steht und nicht, wie beim Nebensatz erforderlich, an letzter Stelle.
Freundliche Grüße
(Frau) Tordis Kazzer
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Kazzer,
Sie haben recht. Danke für die Richtigstellung!
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Uwe meint
Sehr geehrte Frau Lamer,
ich habe auch eine Frage zur Kommasetzung: Wie sieht es bei diesem Satz mit insoweit aus: „Insoweit die Fahrbahnen parallel verlaufen, verbleiben sie in ihrer Lage.“ ? Muss hier zwingend nach dem Wort „verlaufen“ ein Komma gesetzt werden?
Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen,
Uwe Hansen
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Hansen,
ja, das Komma ist ein Muss-Komma. „Insoweit“ leitet hier als Konjunktion einen Nebensatz ein.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Tassilo Schweiger meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
leider bin ich mir nicht ganz sicher, wie die Komma-Regelung im folgenden Satz aussieht, ob hier das Komma obligatorisch oder ein „Kann-Komma“ ist. Dass ein Komma zumindest stehen kann, wenn nicht sogar muss, davon bin ich überzeugt:
Ich bitte Sie [,] dies zu berücksichtigen.
Im Internet ist es etwa die Hälfte, die diesen Satz mit einem Komma schreibt, die andere Hälfte schreibt ihn ohne. Es ist kein hier kein Substantiv, das den Infinitiv erweitert. Aber ist ein Infinitiv auch, wie hier, mit einem Pronomen erweiterbar, das ein Komma obligatorisch macht?
Freundliche Grüße
Tassilo Schweiger
Dr. Annika Lamer meint
Lieber Herr Schweiger,
es handelt sich um ein Kann-Komma.
Mit dem von Ihnen angesprochenen Substantiv, das ein Muss-Komma mit sich führt, kann man die Infinitivgruppe immer erfragen. „Mich erreichte die Bitte, dies zu berücksichtigen.“ => Was ist die Bitte? Dies zu berücksichtigen. Eine solche Frage kann man für das Pronomen „Sie“ nicht formulieren.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Theresia Pantzer meint
Liebe Frau Lamer,
hier geht es um einen Aufsatztitel: „Von der Kunst, Musik zu unterrichten“. Vom Gefühl her würde ich ein Komma setzen, da die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt und mehr als einen einfachen Infinitiv enthält. Ist es korrekt und tatsächlich zwingend oder könnte man das Komma eventuell auch weglassen?
Liebe Grüße,
Theresia Pantzer
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Pantzer,
Ihre Erklärung ist richtig, es ist ein Muss-Komma.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Christian meint
Sehr geehrte Frau Dr. Lamer,
vielen Dank für Ihre Geduld mit den vielen Anfragen.
Folgendes habe ich nicht geklärt gefunden im Netz und mit den Änderungen
seit 1.7.24 erfährt es neues Gewicht:
Es ist wichtig, zu beachten, dass ….
Ist der Infinitiv ein einfacher, oder ist er durch den Nebensatz mit
dass erweitert?
Auch wegen den Sprechpausen würde ich für zwei Kommas plädieren. M. E.
ist das sowieso erlaubt, aber auch zwingend?
Viele Grüße
Christian
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Christian,
Sie sehen das ganz richtig: Vor den Regeländerungen wäre es ein optionales Komma gewesen, die neuen Regeln machen es zu einem Muss-Komma. Schuld ist die Nebensatz-Konstruktion, genau. Wobei der Duden hier etwas weicher formuliert und schreibt, das Komma „empfiehlt sich“. Ich würde der „Empfehlung“ aber folgen.
Ich werde den gesamten Blogbeitrag noch aktualisieren. Wenn Sie das interessiert, lassen Sie sich gerne über den Newsletter darüber benachrichtigen.
Herzliche Grüße
Annika Lamer