Struktur ist das, was Ihren Blogartikel im Innersten zusammenhält. Sie ist der rote Faden, der den Leser durch den Text leitet. Normalerweise werden Sie erst diesen roten Faden haben und an ihm entlang Ihren Artikel schreiben. Doch geht es auch umgekehrt? Ich meine: Ja. Und stelle Ihnen drei verschiedene Wege vor, wie Sie beim Schreiben von gut strukturierten Blogartikeln vorgehen können.
Warum Struktur so wichtig ist
Die Struktur in Ihrem Blogartikel ist wie ein Förderband, das Ihre Aussagen zum Leser transportiert. Auch ohne dieses Förderband könnten Sie Ihre Aussagen treffen, aber sie lägen dann kreuz und quer im Text verteilt und würden in den meisten Fällen gar nicht erst bis zum Leser gelangen. Ohne Struktur nützen Ihnen also die tollsten Inhalte nichts.
Für eine gute Struktur müssen Sie sich um zwei Baustellen kümmern: die Gliederung und die Binnenstruktur.
Die Gliederung: Einleitung, Hauptteil und Fazit
Jeder Blogbeitrag sollte aus Einleitung, Hauptteil und Fazit bestehen. In der Einleitung sollten Sie den Leser darauf vorbereiten, was ihn in Ihrem Artikel erwartet. Sie müssen Ihren Leser aber nicht zwingend Ihre ganze Gliederung darlegen. Manchmal ist es besser,
- Fragen aufzuwerfen
- Spannung aufzubauen,
- neugierig zu machen oder
- provokante Aussagen zu treffen,
kurz: Dinge offenzulassen. Wichtig ist: Wecken Sie niemals falsche Erwartungen, sondern lösen Sie Versprechen, die Sie in der Einleitung machen, auch ein.
Der Hauptteil muss durch Absätze und Zwischenüberschriften gegliedert werden. Gerade die Zwischenüberschriften erlauben dem Leser, Ihren Artikel zu scannen, sich also vorab einen Eindruck zu verschaffen: Lohnt sich das hier zu lesen oder nicht? Zählen Sie mehrere Punkte zu einem Aspekt auf, bietet es sich an, die Zwischenüberschriften zu nummerieren.
Beim Fazit haben Sie im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
- Sie können Ihren Artikel noch einmal zusammenfassen
- oder Sie gehen abschließend noch auf einen Punkt ein, der Ihnen besonders wichtig ist – quasi als übergeordneter Erkenntnisgewinn.
Die Binnenstruktur: Logischer Aufbau und Übergänge
Auch im Text selbst ist Struktur wichtig. Achten Sie auf den logischen Aufbau: Der Leser sollte immer wissen, wo er gerade steht, und sich in Ihrer Argumentation zurechtfinden. Warum geht der/die Autor/in gerade jetzt auf diesen Aspekt ein? Wie ist der Zusammenhang zu dem bereits Gesagten? All das sollte dem Leser immer klar sein.
Wenn Ihnen das Probleme bereitet, könnte es daran liegen, dass Ihr Thema zu umfangreich ist. Je mehr Aspekte sich ergeben, desto schwerer fällt es, sie noch in einer schlüssigen Argumentationskette unterzubringen. Prüfen Sie in dem Fall, ob Sie Ihren Artikel nicht besser in zwei getrennte Beiträge teilen.
Seien Sie dem Leser eine Stütze, indem Sie klar in Ihren Aussagen sind und nicht abschweifen. Schreiben Sie Übergänge. Solche Übergänge bestehen typischerweise aus einer Zusammenfassung und einem Ausblick:
„Aspekt X ist also besonders wichtig, wenn es um Y geht. Aber warum sollten Sie Aspekt Z berücksichtigen? Lesen Sie hier die drei wichtigsten Argumente.“
Beim Schreiben von Übergängen kommt es allerdings stark auf die Dosis an. Einerseits helfen Übergänge dem Leser, sich zurechtzufinden. Andererseits können sie den Artikel unnötig aufblähen, weil sie an sich ja nichts Neues aussagen. Übertreiben Sie es daher nicht damit.
Immer erst die Struktur?
Sie wissen jetzt also, welche Merkmale Ihr fertiger Blogartikel erfüllen sollte. Die meisten Menschen würden nun davon ausgehen, dass man eine gute Struktur vorher festlegen muss. Also: erst die Gliederung, dann der Text dazu. Aber ist das der einzig mögliche Weg?
Dazu ein kleiner Exkurs – Erinnerungen an die Unizeit. Als ich studiert habe, gab es zwei Arten von Studenten. Wenn eine Hausarbeit anstand, vertieften sich die einen zunächst in die Bücher und konstruierten dann auf Basis Ihrer Erkenntnisse eine ausgefeilte Gliederung. Das eigentliche Schreiben der Arbeit erledigten sie in wenigen Tagen – sie mussten ihre Gliederung ja „nur noch“ mit Text ausfüllen.
Bei den Studenten der anderen Gruppe liefen die drei Schritte – Recherche, Gliederung und Schreiben – parallel ab. Sie hatten am Anfang eine grobe Gliederung, fingen an zu schreiben, recherchierten parallel weiter, schmissen das bereits Geschriebene noch einmal um, änderten hier und dort etwas.
Am Ende gaben beide Gruppen ihre Arbeiten fristgemäß ab, und ich wage zu behaupten, dass die Arbeiten der einen Gruppe nicht schlechter oder weniger strukturiert waren als die der anderen. Nur der Weg dorthin war anders.
Sie ahnen, worauf ich hinauswill: Nicht anders ist es beim Bloggen.
Drei Wege zum strukturierten Blogartikel
Jeder Blogging-Experte wird Ihnen raten, Ihren Blogbeitrag zuerst sorgfältig zu planen und zu strukturieren, bevor Sie den ersten Satz schreiben. Und ja, stimmt, das klingt ja auch wirklich vernünftig.
Trotzdem springt an dieser Stelle die Revoluzzerin ins Bild und sagt: „Nö, ich mach‘ es trotzdem anders. Und es geht auch.“ Drei Wege führen nach Rom – welcher ist Ihrer?
1. Der systematische Weg
Dies ist, ich gebe es zu, die logischste und effizienteste Form zu bloggen. Wenn Sie es systematisch angehen möchten, legen Sie – nach entsprechender Recherche – vorab alle Aussagen Ihres Artikels genau fest. Sie entwerfen eine schriftliche Gliederung, legen Zwischenüberschriften fest und versehen sie mit Stichpunkten. Im Anschluss machen Sie sich ans Ausformulieren und schreiben Ihren Artikel von Anfang bis Ende nieder.
Das klingt, wie gesagt, wahnsinnig effizient. Aber es gibt auch ein Risiko. Wenn Sie sich zu sehr an Ihre einmal gefasste Gliederung klammern, kann Sie das auch blockieren. Denn was, wenn sich beim Schreiben auf einmal doch noch ein neuer Aspekt auftut? Oder wenn Sie merken, „hm, so gut ist das jetzt vielleicht doch nicht“?
Mein Rat: Trauen Sie sich, auch einmal etwas umzuschmeißen. Schauen Sie nach rechts und links, bleiben Sie selbstkritisch.
2. Der mentale Weg
Der zweite Weg geht so: Bevor Sie sich für Ihren Blogartikel das erste Mal an den Rechner setzen, entwerfen Sie ihn schon mal im Geiste. Sie gehen also ein paar Tage mit ihm schwanger, solange, bis der komplette Artikel in Ihrem Kopf ist, bis hin zu einzelnen Formulierungen.
Für mich klingt diese Vorgehensweise eher unwahrscheinlich. Aber ich habe sie erst letztens wieder in einer Anleitung zum Bloggen gelesen: erst im Kopf formulieren – und zwar bis aufs Wort –, dann tippen. (Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das gelesen habe. Wer es weiß, möge mir bitte einen Hinweis geben.)
Funktioniert das so bei Ihnen? Super, herzlichen Glückwunsch. Für alle anderen gilt: Lassen Sie lieber die Finger davon – das kann nur klappen, wenn man der Typ dafür ist.
3. Der flexible Weg
Wenn Sie diesen Weg beschreiten, können Sie mit dem systematischen Vorab-Strukturieren nicht so viel anfangen. Vielleicht haben Sie es versucht, aber die Lust daran verloren.
Stattdessen haben Sie beim Bloggen lediglich eine grobe Vorstellung im Kopf, was Sie sagen wollen und wo’s hingehen soll. Alles andere passiert im Schreibfluss. Viele Ideen entwickeln Sie erst während des Schreibens. Textpassagen und Zwischenüberschriften werden verschoben, gelöscht oder neu eingefügt. Anstatt linear von A bis Z entsteht Ihr Blogartikel in konzentrischen Kreisen.
Zugegeben: Es ist nicht der einfachste Weg.
Das klingt nach jeder Menge Extraarbeit – viel Zeit, die da ins Land geht. Aber mit entsprechender Übung ist es durchaus möglich, den Prozess des Nachdenkens und Strukturierens einfach nur mit ins Schreiben hineinzuholen. Die Zeit, die Sie sonst mit Planen verbringen würden, verbringen Sie eben mit Tippen.
Trotzdem ist der flexible Weg nicht für jeden geeignet: Die Gefahr, sich zu verzetteln, ist groß. Bei allem kleinteiligen Herumgeschreibsel müssen Sie immer den Blick für das große Ganze bewahren. Nur dann werden Sie Schwächen in Ihrer Struktur und Ihrer Argumentation erkennen. Egal wie impulsiv Sie starten – am Ende muss trotzdem eine niet- und nagelfeste Struktur stehen.
Wenn Ihnen das auf diese Weise gelingt, können Sie zufrieden sein. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, nur weil Sie nicht so systematisch vorgehen, wie die Ratgeber es fordern. Am Ende zählt allein das Ergebnis.
Warum ich beim Bloggen den flexiblen Weg gehe
Sie haben es sich wahrscheinlich schon gedacht – ich persönlich bin keine Kandidatin für den systematischen Weg, sondern entwickle meine Blogposts zu einem großen Teil erst beim Schreiben. Das hat durchaus auch Vorteile.
Grund 1: Ich kann am besten denken, wenn ich schreibe.
Auf dem Papier kommen mir die besten Ideen. Das war schon immer so. So sage ich meinen Kunden oft am Telefon, dass ich mir über eine bestimmte Frage gerne schriftlich Gedanken machen möchte. (Ich wäre deshalb keine geeignete Kandidatin für Kreativmeetings. Allein am Rechner oder mit Notizbuch kann ich am besten denken.)
Grund 2: Ich schätze es, beim Schreiben kreativ sein zu dürfen.
Manchmal weiß ich am Anfang noch nicht, wohin mich der Text tragen wird. Das zuzulassen, hat für mich etwas mit Freiheit und Kreativität zu tun. Während ich bei Texter-Aufträgen doch sehr viel strukturierter vorgehe, genieße ich es, beim Bloggen auch einfach mal die Worte fließen zu lassen.
Grund 3: Das Hinterfragen gehört für mich zum Schreibprozess.
Ich empfinde es nicht als störend, meinen Text wieder und wieder zu überarbeiten. Das gehört für mich dazu. Ich merke genau, wenn etwas noch nicht hundert Prozent sitzt, und feile dann so lange daran herum, wie es nötig ist. Würde ich einen Text einfach nur von A bis Z abarbeiten, würde ich vielleicht nicht so streng mit ihm ins Gericht gehen.
Das soll aber keine Einladung sein, es mir gleich zu tun. Sie müssen einfach der Typ für die flexible Methode sein. Für alle anderen ist der systematische Weg die bessere Entscheidung.
Mischformen
Selbstverständlich sind auch Mischformen möglich.
Sie können Ihren Blogartikel durchaus im Kopf entwerfen, dann eine Struktur auf dem Papier erarbeiten und zum Schluss den Text niederschreiben. Oder eine Struktur festlegen und sie beim Schreiben noch mal ändern. Oder zwischendurch den Rechner ausschalten und Ihre Vorstellungskraft nutzen. Finden Sie heraus, welcher Weg für Sie der richtige ist.
Fazit: Hauptsache Struktur
Um dem Leser Ihre Inhalte zu vermitteln, braucht Ihr Blogbeitrag also eine gute Struktur. Er muss klar gegliedert sein und eine schlüssige Argumentation aufweisen.
In der Regel wird es Ihnen helfen, diese Struktur vor dem Schreiben zu planen. Ebenso ist es jedoch möglich, erst einmal draufloszuschreiben und die Struktur während des Schreibens zu erarbeiten. Hier müssen Sie jedoch besonders kritisch mit sich sein. Wichtig ist, dass am Ende eine 1-a-Struktur steht, in der der Leser sich ohne Mühe zurechtfindet.
Lesen Sie auch:
Schreibdiktate beim Bloggen: Welche Tipps Sie besser über Bord werfen
Kontinuität für Ihren Unternehmensauftritt: Warum Sie ein Script-Girl brauchen
5 Gründe, warum Sie keine Angst davor haben sollten, Ihr Wissen zu teilen
Alexandra meint
Liebe Annika,
vielen Dank für diesen Artikel! Er gibt mir das Gefühl, dass ich nicht alleine bin 😉 Ich bin auch der flexible Typ. Vor dem Schreiben habe ich üblicherweise eine Grobstruktur mit Stichpunkten am Papier. Beim Schreiben verhalten sich manche Artikel wie ein glitschiger Fisch, der mir permanent entgleitet und aus der Struktur rausspringen will. Es braucht oft unzählige Überarbeitungen, bis der Artikel eine runde Sache ist und ich zufrieden bin!
Alexandra
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Alexandra,
danke für deinen Kommentar. Das mit dem glitschigen Fisch hast du super beschrieben – genauso ist es. 😀
Gute Nerven und rutschfeste Handschuhe wünscht dir
Annika