Mit dem Siegeszug des Internets haben auch immer mehr englische Verben in den deutschen Sprachgebrauch Einzug gehalten. So ein englisches Verb ist aber nicht immer leicht im Deutschen zu konjugieren. Nehmen wir liken und googeln. Heißt es „du likest“ oder „du likst“? „Ich google“, „ich googele“ oder „ich googel“? Irgendwie sieht das ja alles komisch aus. Aber keine Sorge: Die richtige Form ist nur eine Frage der Gewöhnung.
Ist das überhaupt richtiges Deutsch?
Gerade weil diese Formen so komisch aussehen, fragen Sie sich vielleicht, ob Sie die englischen Verben überhaupt im Deutschen benutzen, geschweige denn konjugieren sollten. Antwort: Aber ja. Jede Sprache nimmt im Laufe der Zeit Lehnwörter auf, das macht sie lebendig – und noch lange nicht kaputt, wie manche Sprachpessimisten befürchten.
Ich würde allerdings immer erst einmal prüfen, ob es nicht eine deutsche Entsprechung gibt. Im Fall von googeln und liken ist das nicht der Fall, außer man greift zu einer total umständlichen Konstruktion (liken = „den Gefällt-mir-Button bei Facebook drücken“).
Übrigens: Googeln steht bereits im Duden, liken noch nicht. Was aber nicht heißt, dass man das Wort liken nicht verwenden dürfte. Der Duden ist nie so schnell wie der Sprachgebrauch, er reagiert immer erst mit einiger Verzögerung. Und das ist auch gut so, damit nicht alle naselang Modewörter aufgenommen werden, die nach ein, zwei Jahren keiner mehr kennt.
Der Störfall: Verben auf -en
Der größte Störfall tritt bei Verben auf -en auf. „Ich like“ – ok, kein Problem. Aber: „Du likst“ oder “likest“? „Er likt“ oder „liket“?
Die Lösung: Der Duden behandelt die englischen Lehnwörter einfach wie normale deutsche Verben auf -en. Liken wird also genau wie sagen konjugiert:
- ich sage, du sagst, er/sie/es sagt, wir sagen, ihr sagt, sie sagen
- ich like, du likst, er/sie/es likt, wir liken, ihr likt, sie liken
Auch das Partizip wird regelmäßig gebildet: „ich habe gelikt“. Die verbreiteten Formen „geliked“ und „geliket“ zeigen, dass das Verb noch nicht ganz im Deutschen angekommen ist: Quasi aus Verlegenheit wird hier die englische Herkunft betont. Korrekt ist so ein Mischmasch allerdings nicht.
Genauso werden auch folgende Verben konjugiert:
- faken: ich fake, du fakst, er/sie/es fakt, wir faken, ihr fakt, sie faken; ich habe gefakt
- tunen: ich tune, du tunst, er/sie/es tunt, wir tunen, ihr tunt, sie tunen; ich habe getunt
- timen: ich time, du timst, er/sie/es timt, wir timen, ihr timt, sie timen; ich habe getimt
Bleibt die Frage, ob so ein Wort im Lesefluss noch richtig erkannt wird. Der Leser wird es höchstwahrscheinlich erst einmal deutsch aussprechen und das englische Lehnwort dahinter nicht auf Anhieb erkennen. Hier hilft nur der Textzusammenhang.
Verwenden Sie solche konjugierten Formen daher nur, wenn es nicht anders geht. Oder aber: Verwenden Sie sie viel, oft und gerne, damit ein Gewöhnungseffekt einsetzt. 🙂
Ein positives Beispiel für diesen Gewöhnungseffekt ist managen, das schon besser im deutschen Sprachgebrauch verankert ist. Konjugationen wie „er/sie/es managt“ oder „ich habe gemanagt“ werden auf Anhieb richtig gelesen, obwohl sie den Aussprachegewohnheiten eigentlich nicht weniger widersprechen.
Nur nicht durcheinanderkommen: Verben auf -eln
Und wie ist es mit Verben auf -eln? „Ich google“ oder „googel“, wo kommt da bloß das „e“ hin und wo das „l“? Die gute Nachricht: Auch dieser Fall wird genau wie ein deutsches Verb mit derselben Endung behandelt, etwa wechseln. Die schlechte Nachricht: Auch im Deutschen kann man mit „e“ und „l“ durcheinanderkommen. Immerhin gibt es in der 1. Person zwei Alternativen:
- ich wechsle/wechsele, du wechselst, er/sie/es wechselt, wir wechseln, ihr wechselt, sie wechseln; ich habe gewechselt
Auf die Art und Weise können wir auch fröhlich googeln:
- googeln: ich google/googele, du googelst, er/sie/es googelt, wir googeln, ihr googelt, sie googeln; ich habe gegoogelt
- canceln: ich cancle/cancele, du cancelst, er/sie/es cancelt, wir canceln, ihr cancelt, sie canceln; ich habe gecancelt
- recyceln: ich recycle/recycele, du recycelst, er/sie/es recycelt, wir recyceln, ihr recycelt, sie recyceln; ich habe recycelt
Wenn Sie unsicher sind, denken Sie einfach an wechseln – oder kuscheln. 🙂
Konsonantenverdopplung ja oder nein?
Der Vollständigkeit halber sei noch ein letzter Stolperstein genannt. Einige Lehnwörter erfahren im Deutschen eine Konsonantenverdopplung, zum Beispiel to shop => shoppen. Welche Verben davon betroffen sind, hängt von dem englischen Gerundium ab. Das Gerundium von to shop lautet shopping => daher das doppelte „p“ auch im Deutschen.
- shoppen: ich shoppe, er/sie/es shoppt, wir shoppen, ihr shoppt, sie shoppen; ich habe geshoppt
Weitere Beispiele sind scannen, jobben, stoppen und toppen. Immerhin: Wenn Sie wissen, wie der Infinitiv geschrieben wird, sollte die Konjugation kein Problem sein.
Fazit: Keine Angst vor googeln und liken
Die Konjugation von googeln und liken prägen Sie sich am besten gleich ein, denn Sie werden sie sicher noch öfter brauchen. Merken Sie sich ferner die Regel: Englische Lehnwörter werden genau wie deutsche Verben mit derselben Endung konjugiert. Dann kann eigentlich (fast) nichts mehr schiefgehen.
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Roman Boser meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
ist „ich wechsel“ wirklich korrekt?
Freundliche Grüße
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Boser,
berechtigter Einwand! Ich hatte mich da auf das Wiktionary verlassen (https://de.wiktionary.org/wiki/Flexion:wechseln), aber mein Duden von 2006 führt nur „ich wechs[e]le“ auf. Solange ich für die Schreibweise keine verlässliche Quelle finde, nehme ich sie raus.
Vielen Dank und beste Grüße
Annika Lamer