Es gibt viele Gründe, einen Text nicht zu schreiben. Vielleicht halten Sie sich für nicht gut genug, vielleicht kriegen Sie das Thema nicht bewältigt, vielleicht sind Sie ums Verrecken nicht zufrieden, vielleicht fangen Sie gar nicht erst an. Das Problem: Wenn Sie den Text nicht schreiben, schreibt er sich nicht von allein. Deshalb heute ein kleiner Mutmach-Beitrag von mir: Sie schaffen das!
Was tun, wenn Ihnen der Mut fehlt?
Einen Text im Internet zu veröffentlichen, erfordert Mut. Schließlich machen Sie sich angreifbar. Andere könnten kommen und Sie auf peinliche Fehler hinweisen. Der Kunde könnte Ihre Texte schlecht finden und zu dem Schluss kommen, Sie seien ein/e schlechte/r Unternehmer/in. Oder oder – man könnte so einige unangenehme Szenarien entwerfen.
Das Ding ist: Wenn Sie so denken, bremsen Sie sich selbst aus. Am Ende wird es eine self-fulfilling prophecy: Sie versteifen sich, der Text wird auch steif, voilà.
Versuchen Sie mögliche Kritiken daher auszublenden. Sie sollen nicht in den luftleeren Raum schreiben, sondern schon eine/n Leser/in vor Augen haben, eine Buyer Persona. Aber diese Buyer Persona können Sie ja wunderbar wohlwollend gestalten: Jemand, der gerne Ihren Text liest, der sich für Sie und Ihr Angebot interessiert. Sie werden sich besser fühlen!
Was tun, wenn der Bildschirm weiß bleibt?
Sie sitzen schon seit Stunden vor dem weißen Bildschirm, tippen hier und da mal was, löschen wieder – und müssen schon wieder ganz dringend Kaffee kochen gehen? Hallo, Schreibblockade!
Das beste Mittel dagegen: Einfach losschreiben. Schreiben Sie ohne den Anspruch, dass es gut werden muss. Am Ende haben Sie zumindest schon mal etwas auf dem Rechner – und den ersten Schritt geschafft.
Was tun, wenn der Perfektionismus drückt?
So ein Website-Text muss ja hochprofessionell werden. Pulitzerpreisverdächtig, mindestens. Oder? Oh je, da können Sie ja gleich einpacken.
Tief durchatmen. Von einem großen Unternehmen wird man professionelle Texte erwarten. Wenn Sie aber zum Beispiel Einzelunternehmer/in sind oder als Mitarbeiter/in für Ihren Arbeitgeber bloggen – dann brauchen Sie die Latte gar nicht soo hoch zu hängen. Ihre Texte müssen nicht perfekt sein.
Daher: Halten Sie es locker und natürlich. Und wenn es etwas holprig klingt, was soll’s? Der Kunde wird Ihnen das nicht übel nehmen. Er sieht dann, Sie sind auch nur ein Mensch – und was heißt hier „nur“ ein Mensch? Menschlichkeit ist schön, sie schafft Nähe und Vertrauen.
Was tun, wenn die anderen einfach besser sind?
Wow. Mitbewerber X hat so eine tolle Website. Und Mitbewerber Y erst! Das kriegen Sie doch eh nicht hin. Frustriert ziehen Sie sich die virtuelle Decke über den Kopf.
Die Sofortmaßnahme: Klicken Sie die Mitbewerber-Seiten jetzt gar nicht mehr an. Vergessen Sie sie. Was die anderen machen, ist egal. Überlegen Sie lieber, was Sie ausmacht.
Was tun, wenn Ihr Text zu werblich wird?
Ihr Text klingt irgendwie so nach Verkaufsveranstaltung, nach Werbe-Blabla und Vertreter-Sprache? Es ist schon mal gut, wenn Sie das selbst erkennen.
Versuchen Sie, mit weniger Bewertungen auszukommen (wie toll Ihr Angebot doch ist). Legen Sie ruhig und klar Ihre Argumente auf den Tisch. Dazu brauchen Sie keine Superlative, keine ständig nervenden Call-to-Actions, keinen künstlichen Zeitdruck („Bestellen Sie noch heute“). Ihr Angebot sollte für sich sprechen können – ohne übertrieben bejubelt zu werden.
Was tun, wenn Ihr Text hölzern klingt?
Wenn ein Text steif und langweilig klingt, liegt das oftmals daran, dass wir zu sehr im Schul- oder Wissenschaftsdeutsch verhaftet sind. Texten ist aber viel mehr. Sie sind frei! Sie können mündliche Ausdrücke reinbringen, Kurzsätze bilden, sich sprachliche Bilder ausdenken, ungewohnte Begriffe suchen.
Trauen Sie sich ein Stück weg von der Norm. Und weg mit den Floskeln! Das Schreiben wird Ihnen viel mehr Spaß machen – und diesen Spaß wird man Ihren Texten anmerken.
Was tun, wenn Sie sich verzetteln?
So viele Infos! So vieles, was der Kunde wissen sollte. Wo bringen Sie nur was unter? Sie schreiben und überarbeiten, aber je länger Sie dran rumdoktorn, desto mehr geht der rote Faden verloren.
Legen Sie das alles erst mal beiseite. Setzen Sie sich hin und überlegen Sie: Was ist die Quintessenz? Die wichtigsten Dinge, die der Kunde unbedingt wissen muss? Das schreiben Sie nieder. Alles andere klammern Sie erst mal aus. So werden Sie es schaffen, sich zu fokussieren – und am Ende wird Ihre Website vielleicht kürzer, als Sie dachten.
Was tun, wenn Sie sich im Kreis drehen?
Manchmal ist alles verfahren. Nichts klappt mehr, Sie sind nur noch am verschlimmbessern. Dann müssen Sie raus aus der Spirale. Entweder durch einen Spaziergang an der frischen Luft, den Kopf einmal ordentlich durchpusten.
Oder – wenn das Problem länger anhält: Reden hilft. Suchen Sie sich eine/n Vertraute/n und sprechen Sie mit ihm oder ihr über den Text. Sie müssen gar nicht konkret am Text arbeiten, sondern einfach einmal verbalisieren, was Sie eigentlich ausdrücken wollten und was gerade Ihr Problem ist. Mit etwas Glück löst sich der Knoten, und Sie können sich mit neuem Schwung ans Werk machen.
Fazit: Es gibt immer einen Weg
Sicher gibt es noch mehr Gründe, einen Text nicht zu schreiben. Der größte Schritt ist getan, wenn Sie erkennen, was Ihr Grund ist. Dann können Sie nämlich daran arbeiten. Es gibt immer einen Weg – Sie müssen ihn nur freimachen.
Was ist Ihr persönlicher Bremsklotz beim Texte-Schreiben? Verraten Sie es mir gern unten im Kommentarfeld.
Lesen Sie auch:
7 Mindsets für mehr Selbstbewusstsein beim Schreiben
Hilfe, mein Text ist krank: Erste Hilfe für Texte
Zweischneidige Konkurrenzanalyse: Warum Sie nicht zu viel auf andere schielen sollten
Karolina Kulik meint
Hallo Annika,
vielen herzlichen Dank für deine Tipps. Seit ein paar Monaten lese ich gespannt mit und konnte schon sehr viel lernen. Auch dein heutiger Beitrag hilft mit sehr, meine Schreib- Sorgen zu überwinden. Toll 🙂
Mein Bremsklotz beim Schreiben: interessiert mein Text überhaupt irgendjemanden?
Oft bekomme ich kein Feedback und die Abonnenten muss ich mir auch noch erarbeiten, da kommen mir schon mal Zweifel…
Beflügelt durch deinen Beitrag sage ich nun ganz selbstbewusst: wem es trotz aller meiner Mühen nicht gefällt, kann einfach weiterklicken 🙂
Schöne Grüße,
Karolina Kulik
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Karolina,
danke für dein nettes Feedback!
„Interessiert mein Text überhaupt irgendjemanden?“ ist eine große Schreibhürde, stimmt. Vielleicht hilft der Blick auf den idealtypischen Leser: Ein Mensch, der sich über jeden deiner Beiträge freut. Auch wenn er sich nicht mit Feedback meldet, denn er ist zurückhaltend. 😀
Dass es einen frustriert, wenn die Leserzahlen noch gering sind, kann ich verstehen. Letzten Endes kommt es aber nicht auf die Masse an Lesern an, sondern auf die Qualität dieser Leser. Wenn du mit deinem Blog einige wenige Interessenten überzeugst, die dich deshalb beauftragen, ist das mehr wert als eine große Leserschaft.
Viel Erfolg weiterhin und bleib dran,
liebe Grüße
Annika
Norbert Link meint
Sehr geehrte Frau Dr. Lamer,
heute habe ich den neuesten Newsletter von Ihnen erhalten, der als Anhang u.a. auch die Übersicht „Ungewöhnliche Pluralformen“ enthält.
Diese haben mich ganz besonders amüsiert, und mir sind beim Lesen Spontan ein paar „Jugendsünden“ wie z.B. die Bestellung von 3 „Cappuccinos“ beim Italiener oder in der Vorweihnachtszeit die Sichtung mehrerer „Nikoläuse“ auf der Straße eingefallen sind.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Link,
freut mich, dass Sie das Thema „weiterspinnen“ konnten. 🙂
Viele Grüße
Annika Lamer
Maik meint
Hallo Annika,
vielen Dank für den Newsletter und diesen tollen Blogbeitrag. Insbesondere das „einfach drauf losschreiben“ hat mich sehr angesprochen.
Zur aktuellen Frage: Perfektion steht mir im Weg. Oder das, was ich darunter verstehe, was bei allen Menschen verschieden ist. Gerne möchte ich mir Raum für ein sensibles Thema geben, eine URL und viele Themenideen habe ich schon. Meine Sorge ist, dass ich in wenigen aufnahmefähigen Worten nicht das an Information und Gefühl transportieren kann, was ich eigentlich möchte. Weiterhin gibt es einen Generationenkonflikt, so dass ich viele ältere Betroffene evtl. vor den Kopf stoße, diese sich aber stur gegen alles Neue wehren und dennoch wundern warum neue Generationen sich nicht angesprochen fühlen.
Nehme mir streng vor öfters auf Deinen Blog zu schauen und mich zu beteiligen. Dir wünsche ich einen schönen Mai.
Gruß,
Maik
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Maik,
vielen Dank für deinen netten Kommentar.
Zum Thema „vor den Kopf stoßen“: Kennst du meinen Beitrag https://www.annika-lamer.de/7-mindsets-fuer-mehr-selbstbewusstsein-beim-schreiben/? Darin gehe ich auch darauf ein, dass man nicht allen gefallen muss.
Was deine Sorge betrifft, nicht alles transportieren zu können … Hm, ja. Deswegen ist Texten manchmal so schwer. Man weiß, was man eigentlich ausdrücken möchte, aber die richtigen Worte dafür zu finden, ist nicht leicht. Ich würde an deiner Stelle überlegen, was das Aller-, Allerwichtigste ist. Daran würde ich feilen.
Viel Erfolg!
Liebe Grüße
Annika