In jedem Werbetext, von der Website bis zum Werbebrief, werden Sie von sich selbst sprechen. Aber welche Sprechperspektive, sprich: welche grammatische Form ist dafür die richtige? „Wir“ oder „das Unternehmen“, „ich“ oder „er“? Und wie spricht man den Kunden am besten an? Lesen Sie hier meine Empfehlungen.
Fall 1: Sie sind ein Unternehmen mit mehreren Partnern oder Mitarbeitern
Aus SEO-Sicht kann es gut sein, wenn Sie von Ihrem Unternehmen in der dritten Person sprechen, insbesondere wenn Ihre Branche im Namen enthalten ist. Also zum Beispiel: „Die Holzwerkstatt Kasupke ist ein traditionsreicher Familienbetrieb, der schon in dritter Generation …“ Dies erhöht Ihre Chancen, bei einer Google-Anfrage nach „Holzwerkstatt“ gefunden zu werden.
Aus Werbetexter-Sicht ist jedoch die Wir-Form besser, da sie die Distanz zum Leser verringert. Ein „Umschalten“ von der dritten Person in die Wir-Form ist durchaus möglich; dieses Umschalten sollte nur möglichst schnell passieren. Beispiel: „Die Holzwerkstatt Kasupke ist ein traditionsreicher Familienbetrieb. Seit drei Generationen bearbeiten wir jede Form von Holz …“
Anstatt den ganzen Text in der dritten Person zu schreiben, nur um möglichst oft den Begriff „Holzwerkstatt Kasupke“ zu verwenden, versuchen Sie Ihr Schlüsselwort lieber anderweitig unterzubringen. Beispiel: „In unserer Holzwerkstatt schreinern wir sämtliche Holzarbeiten wie …“ Die Verbindung mit „Kasupke“ ist nicht so wichtig, da derjenige, der direkt nach Ihrer Firma googelt, im Normalfall auch so auf Ihrer Seite landen wird.
Fall 2: Sie sind ein Einzelunternehmer
Viele Einzelunternehmer meinen, sie würden einen seriöseren Eindruck vermitteln, wenn Sie die Wir-Form verwenden. Das Gegenteil ist der Fall. Denn spätestens im Impressum sollte der Schwindel auffliegen. Wenn Sie Einzelunternehmer sind, stehen Sie dazu! Verwenden Sie die Ich-Form, zeigen Sie sich als Person aus Fleisch und Blut. Ihr potentieller Kunde wird es Ihnen danken: Er erfährt, mit wem er es zu tun hat, und kann Vertrauen fassen.
Ich persönlich halte auch nichts davon, von sich selbst in der dritten Person zu reden. Gerade auf den Profilseiten findet man das oft: „Achim Hunzig ist ein Profi auf ganzer Linie. Nach seiner Ausbildung als Hundetrainer schloss er sein Esoterikstudium mit der Note ‚herausragend‘ ab, um fortan die Weltherrschaft …“ Wenn Sie meinen, sich in der dritten Person leichter selbst loben zu können, ist das Augenwischerei. Sie wissen es, Ihr Leser weiß es: Den Text hat niemand anderes als Sie selbst verfasst. Was aus dem königlichen „Er“ eher ein Zeichen von Größenwahn als von Bescheidenheit macht.
Mein Rat: Schreiben Sie Ihr Profil einfach so, dass Sie es auch in einer Vorstellungsrunde vortragen könnten, ohne rot zu werden.
Die Kundenansprache
Bei der Kundenansprache gilt ebenfalls: direkt ist besser. Anstatt also zu schreiben „Für unsere Kunden kreieren wir individuelle Keksrezepte“, sprechen Sie Ihre Kunden lieber direkt an. „Ihrer Tea Party fehlt noch das gewisse Etwas? Mit unseren individuellen Keksrezepten punkten Sie sogar bei der Queen.“
In den meisten Fällen wird die Sie-Form die richtige Wahl sein. Wenn Sie ein junges Produkt bzw. eine junge Zielgruppe haben, kommt jedoch auch die Du-Form in Betracht. Der Vorteil: Während man der Sie-Form nicht ansieht, ob sie den Singular oder den Plural in sich trägt, bin mit dem „Du“ immer genau ich als Leser angesprochen. Die Distanz ist viel kleiner, die Kommunikation direkter. Eine genaue Zielgruppenanalyse ist hier aber unabdingbar, denn ungewolltes Duzen kann als unangebracht bis anbiedernd empfunden werden.
Mit dieser Übung sehen Sie klar
Um die richtige Sprechperspektive für sich zu finden, stellen Sie sich am besten vor, Sie würden sich von Angesicht zu Angesicht mit Ihrem Wunschkunden unterhalten. Genau so, wie Sie dann von sich und Ihrem Unternehmen reden würden, genau so, wie Sie Ihren Kunden ansprechen würden, so sollten Sie es auch in Ihrem Text halten.
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[…] Jede noch so emotionale Kundenansprache verpufft in ihrer Wirkung, wenn der Eigentümer der Lüge überführt wurde. Trau Dir ruhig zu als Einzelunternehmer Deine Kunden gezielt anzusprechen und die “Ich-Form” zu verwenden. Dies hebt Dich nicht nur wohltuend vom Einheitsbrei der “Wir-Formen” ab, sondern kann die Authentizität Deiner Webseite und Deiner Angebote nochmals zusätzlich verstärken. Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Formen findest Du hier. […]