Es ist geschafft: Die größten Hürden sind genommen, Ihr Unternehmen konnte sich am Markt etablieren. Eine gute Gelegenheit, die Geschichte Ihres Unternehmens aufzuschreiben und beispielsweise auf Ihre Website zu stellen. Dem Kunden erlauben Sie damit, Sie besser kennenzulernen und Vertrauen in Sie zu fassen. Beides ist Gold wert.
Doch um diesen Effekt zu erzielen, dürfen Sie eines auf keinen Fall: langweilen. Mit einer Aufreihung von Daten und Fakten werden Sie niemanden hinterm Ofen vorlocken – die positive Wirkung verpufft. Wie aber schreibt man eine Unternehmensgeschichte, die garantiert nicht langweilt?
Die Vorbereitungen
Bevor es an die kreative Arbeit geht, machen Sie sich erst einmal ein paar Notizen. Beginnen Sie chronologisch mit den Fakten: Wann und in welcher Form haben Sie Ihr Unternehmen gegründet? Welche wichtigen Schritte gab es? (Zum Beispiel, als Sie die ersten Mitarbeiter eingestellt haben, neue Ladenräume bezogen haben, Ihr Angebot erweitert oder verändert haben etc.)
Diese Fakten gilt es als zweiten Schritt mit Leben zu füllen. Mögliche Fragen könnten so aussehen:
- Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gekommen?
- Was ist Ihnen aus der aufregenden Anfangszeit besonders im Gedächtnis geblieben?
- Welche Schwierigkeiten galt es zu überwinden?
- Welche Ereignisse haben Sie geprägt?
- Welche Gefühle und Gedanken, aber auch Zweifel haben Sie begleitet?
Wenn Sie genügend Notizen beisammen haben, wissen Sie, was Sie erzählen wollen – fehlt nur noch das Wie. Und schon sind wir mitten drin im Storytelling … Drei Ideen möchte ich Ihnen dazu vorstellen.
Idee Nr. 1: Lassen Sie sich interviewen
Anstatt alles hintereinanderweg zu erzählen, gießen Sie Ihre Unternehmensgeschichte in die Form eines Interviews. Das hat drei Vorteile: Erstens liest sich die Frage-Antwort-Struktur angenehmer als ein langer Fließtext. Zweitens gerät Ihre Geschichte automatisch lebendiger, wenn Sie sie einem Gegenüber erzählen. Drittens „legitimiert“ ein Interview Ihre Erzählung – Sie berichten ja nur, weil Sie gefragt werden.
Nach Möglichkeit sollten Sie sich auch tatsächlich fragen lassen und den Part des Interviewers nicht nur vorgaukeln. Bestimmt findet sich ein befreundeter Unternehmer, ein Mitarbeiter oder ein Ladennachbar, der diese Rolle übernimmt.
Am Ende bietet sich eine Frage an, wie Sie sich die Zukunft Ihres Unternehmens vorstellen.
Idee Nr. 2: Schreiben Sie ein Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Mitgründer/engsten Mitarbeiter o. Ä. mit
Wenn Sie kein Einzelkämpfer sind, sondern Ihr Unternehmen (mindestens) zu zweit aufgebaut haben, können Sie Ihre Geschichte in Form eines Gesprächs niederschreiben. Dabei plaudern Sie und Ihr Mitstreiter zwanglos über die Vergangenheit. Das könnte in etwa so aussehen:
„Weißt du noch, als …?“
„Vorher mussten wir aber noch …“
„Du warst ja schon immer eher der Mann fürs große Ganze …“
„Und du die Frau fürs Detail! Damals, als ich …, da hast du …“
Der große Vorteil: Diese Form wirkt noch lebendiger als ein Interview. Achten Sie jedoch auf die Struktur des Ganzen, damit Ihre Unternehmensgeschichte sich nicht in zusammenhanglosen Anekdoten erschöpft.
Idee Nr. 3: Schaffen Sie einen Erzählrahmen
Sie wollen lieber eine richtige Story erzählen? Dann ist vielleicht dieser Tipp das Richtige für Sie: Steigen Sie in medias res in eine besondere Situation ein. Das ist der Erzählrahmen. Er bildet gleichzeitig den Fast-Endpunkt Ihrer Geschichte, da Sie nicht viel weiter in die Zukunft gehen können. Wählen Sie also einen Zeitpunkt, der möglichst nah am Hier und Jetzt liegt. Gleichzeitig muss er jedoch eine Spannung beinhalten, am besten einen Konflikt. Ein Beispiel:
Es ist halb zehn Uhr morgens. In einer halben Stunde sollen die Pforten öffnen, und noch immer wurde das Catering nicht geliefert. Schweißperlen stehen mir auf der Stirn …
Dann der Rücksprung – wie kam es zu dieser Situation?
Vor drei Monaten hatte ich mir noch nicht träumen lassen, überhaupt hier zu stehen. Ich war von einer Bekannten angesprochen worden …
Hier erzählen Sie Ihre Unternehmensgeschichte. Um dann wieder zum Erzählrahmen und der Gegenwartsform zurückzukehren:
Plötzlich – ein Hupen. Draußen steht der Caterer. Im Nu ist alles aufgebaut. Um Punkt zehn öffne ich die Ladentür und begrüße mit einem erleichterten Lächeln meine ersten Kunden.
Vielleicht schaffen Sie es, noch einen Rückverweis auf die Binnenerzählung einzubauen. Nehmen wir zum Beispiel an, der Mitbewerber Heinz hatte Ihnen das Leben schwer gemacht:
Auch mein ärgster Konkurrent Heinz ist unter den Gästen. Verlegen drückt er mir eine Flasche Wein in die Hand. „Glückwunsch“, murmelt er. „Sieht so aus, als hättest du es geschafft.“
Damit haben Sie eine literarisch runde Geschichte erzählt.
Was Sie sonst noch beachten sollten
Zuletzt noch zwei wichtige Tipps:
- Vermeiden Sie übertriebene Selbstbeweihräucherung. Erzählen Sie nicht nur von Ihren wahnsinnigen Erfolgen oder was für ein geborener Unternehmer Sie sind. Natürlich sollten Sie Ihr Licht auch nicht unter den Scheffel stellen. Gut ist es, auch über Fehler und Zweifel zu berichten. Dann können Sie nämlich im nächsten Absatz viel leichter von Ihren Erfolgen erzählen.
- Übertreiben Sie auch in der Länge nicht. Niemand möchte Ihre komplette Biographie lesen (außer Sie heißen Steve Jobs).
Storytelling: Nur etwas für Mutige?
Wie immer gilt: Die gewählte Form muss zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passen. Aber warum nicht mit verschiedenen Ideen spielen? Es gibt viel mehr Möglichkeiten unter der Sonne als die nüchtern-klassische Chronologie, um Ihre Unternehmensgeschichte zu präsentieren. Wenn Sie unsicher sind, legen Sie Ihre Version vor der Veröffentlichung einigen Testpersonen vor. Das (hoffentlich ehrliche) Feedback wird Ihnen helfen einzuschätzen, wie Ihre Geschichte ankommt.
Haben Sie auch eine ungewöhnliche Unternehmensgeschichte veröffentlicht? Dann freue ich mich über Ihren Link im Kommentarfeld.
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Sonja Marcovic meint
Ich bin auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere Firmenwebseite ansprechender zu gestalten- und dabei auf Sie gestoßen. Und muss sagen, Ihre Tipps haben mir bislang am meisten weitergeholfen – vielen Dank dafür! Endlich mal praktische Beispiele statt theoretischem BlaBla 🙂
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Frau Marcovic,
vielen Dank für die Blumen, das freut mich! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Website.
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Karolin meint
Hallo Annika,
ich bin selbst Texterin und bleib einfach mal beim DU – Ich bin Karolin – Hallo 🙂
Ich gehe meine Texte, die ich für Kunden schreibe auch immer sehr intuitiv und einfach mal anders an, als man es vielleicht erwartet. Aber diesmal ging es um einen Unternehmenstext für eine Firma – von der ich gar nicht so viel Greifbares oder Emotionales in der Hand hatte. Und ich habe mich echt schwer getan. Aber mit Deinem Artikel bin ich dann auf die richtige Idee und den richtigen Weg gekommen … Danke 🙂 ….. Hach, manchmal braucht man eben einen kleinen Anstups.
Viele Grüße von Kollegin zu Kollegin …auf die Freiberuflichkeit und einen schönen Tag.
VG Karo
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Karo,
das freut mich. 🙂 Anders ist immer gut!
Liebe Grüße
Annika