Wann immer Sie einen etwas längeren Text schreiben, brauchen Sie Zwischenüberschriften – auch bekannt als Sublines, Subheadlines oder Unterüberschriften. Das gilt für Websitetexte und Blogartikel genauso wie für Flyer und Broschüren. Wie Sie gute Zwischenüberschriften schreiben, verrät mein heutiger Beitrag.
Wozu Zwischenüberschriften?
Zwischenüberschriften leisten eine ganze Menge. Fünf Funktionen habe ich gezählt.
Funktion Nr. 1: Struktur reinbringen
Die erste Funktion ist die offensichtliche: Zwischenüberschriften helfen dem Leser, sich zurechtzufinden. Sie bringen Struktur in Ihren Beitrag und stützen Ihre Argumentation.
„Wo stehe ich gerade? Was erwartet mich als Nächstes?“ Diese wichtigen Informationen entnimmt der Leser den Zwischenüberschriften. Ganz besonders gilt das für 1.-2.-3.-Überschriften.
Funktion Nr. 2: Auflockern
Was noch? Zwischenüberschriften lockern den Text optisch auf. Sie schaffen Erholungspausen fürs Auge – und damit auch für den Geist.
Stellen Sie sich einen langen Websitetext vor, der zwar Leerzeilen hat, aber keine Zwischenüberschriften. Das wirkt erst mal abschreckend: Könnte anstrengend werden. Zwischenüberschriften sind da wie Sitzbänke, die zwischendurch zur Rast einladen.
Funktion Nr. 3: Scan ermöglichen
Bevor wir zu lesen beginnen, verschafft sich das Auge einen Überblick: Was erwartet mich? Lohnt sich das hier zu lesen oder nicht? Bei diesem Vorab-Scan werden besonders die Zwischenüberschriften angesteuert. Anstatt mühselig Informationen aus einem Textabsatz zu ziehen, sieht der Leser auf einen Blick, worum es geht.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Mit guten Zwischenüberschriften können Sie den Leser dazu animieren, Ihren Text auch tatsächlich zu lesen. Ein großes Potenzial, das Sie nicht verschenken sollten.
Funktion Nr. 4: Springen lassen
Nicht jeden Leser interessiert jeder Abschnitt Ihres Textes gleichermaßen. Zwischenüberschriften erlauben es dem Leser, zu springen. So kann er weniger Interessantes weglassen und andere Abschnitte gezielt ansteuern. Übrigens eine Sache, die der Text dem Video voraus hat – da geht das nämlich nicht so leicht.
Das Springen funktioniert auch im Nachhinein: Dann nämlich, wenn der Leser eine bestimmte Information später wiederfinden will.
Funktion Nr. 5: Den Text schlank halten
Hätte ich meine Funktionen hier nicht mit Zwischenüberschriften versehen, hätte ich jedes Mal schreiben müssen: „Und es gibt eine weitere Funktion.“ Dank der Zwischenüberschriften spare ich mir das. Ich kann ohne große Vermittlung mein neues Argument anführen, und der Text wird schlank gehalten.
Struktur ist alles
Sehen wir uns die Zwischenüberschriften nun genauer an. Die Faustregel lautet: Ein Absatz pro Argument, eine Zwischenüberschrift pro Argumentengruppe (Abschnitt). Jede Zwischenüberschrift fasst den folgenden Abschnitt zusammen bzw. gibt einen Hinweis darauf, was in ihm vorkommt.
Je besser Sie Ihren Text strukturieren, desto leichter werden Ihnen auch die Zwischenüberschriften fallen. Idealerweise ergeben sie sich ohne großes Nachdenken. Wenn ich zum Beispiel an einer Stelle etwas zur Groß- und Kleinschreibung erkläre, weiß ich: Hier kommt jetzt eine entsprechende Überschrift hin.
Auch umgekehrt wird ein Schuh draus: Sie können auch erst Ihre Zwischenüberschriften formulieren und sie in einem zweiten Schritt mit Text auffüllen. Das hilft Ihnen, die Argumente logisch aufeinanderfolgen zu lassen und nicht abzuschweifen.
Freiere Texte
Nun sind Ratgebertexte, wie Sie sie hier im Blog lesen, besonders logisch aufgebaut. Nicht alle Texte sind so durchstrukturiert.
Nehmen wir etwa eine Unternehmensgeschichte. Die Struktur ergibt sich hier meist durch die Chronologie. Aber die Dinge fließen mehr ineinander über. Eine solche längere Erzählung in Argumentengruppen einzuteilen und dann auch noch passende Überschriften zu finden, ist nicht einfach. Mögliche Formulierungen:
Beginn einer Karriere
Eine Entscheidung zur rechten Zeit
Als Familienunternehmen in die Zukunft
Mitunter müssen Sie sich da ganz schön kreativ das Hirn zermartern. Es lohnt sich, sich dennoch zu Zwischenüberschriften zu zwingen. Das tut nämlich auch Ihrer Textstruktur gut.
Dos and Don’ts
Zwischenüberschriften sind also ein Struktur-Booster für Ihren Text. Ein paar Fallstricke gibt es dabei, die sich jedoch leicht vermeiden lassen – und zwar so:
1. Bezug auf den nächsten Abschnitt
Zwischenüberschriften sollten sich immer auf den folgenden Abschnitt beziehen, nicht etwa auf den vorherigen.
2. Versprechen auch einlösen
Was Sie in der Zwischenüberschrift ankündigen, müssen Sie auch einlösen. Schreiben Sie also „Voraussetzungen für eine Ausbildung“, müssen Sie diese Voraussetzungen auch komplett nennen (und nicht nur eine herausgreifen). Andernfalls würden Sie die Lesererwartung enttäuschen.
3. Keine Zusatzinfo
Aus ähnlichen Gründen sollte Ihre Zwischenüberschrift keine Exklusiv-Information beinhalten. Ein Beispiel wäre die Zwischenüberschrift „Tausend neue Wohnungen geplant“. Die Zahl tausend muss dann im Abschnitt noch einmal vorkommen; es reicht nicht, sie in der Zwischenüberschrift zu nennen.
4. Textbestandteil oder extra?
Muss die Zwischenüberschrift für sich stehen können oder kann ich sie auch in den Text integrieren? Am Beispiel lässt sich besser verstehen, was ich meine:
Groß oder klein weiter?
Das verrät Ihnen der folgende Test (…).
Groß oder klein weiter?
Ob es groß oder klein weitergeht, verrät Ihnen der folgende Test (…).
Bei der ersten Variante spare ich es mir, den Aspekt „groß oder klein“ noch einmal zu wiederholen. Ich schreibe quasi nahtlos weiter. Bei der zweiten Variante steige ich hingegen so in den Absatz ein, als gäbe es die Zwischenüberschrift nicht.
Ein bisschen ist das Geschmacksache. Stilistisch sauberer ist es aber, die Zwischenüberschriften separat vom Fließtext zu halten – also Variante zwei.
Die Form
Schauen wir uns jetzt noch die Form an. Wie sieht die ideale Zwischenüberschrift aus? Nun, es gibt keine. Möglich ist erst mal alles. Dazu ein paar Beispiele aus meinem Blog.
- Aufforderungssätze mit „Sie“ und Infinitivkonstruktionen:
Schreiben Sie klar und präzise
Mit Doppelpunkt betonen
- Fragen, komplett oder als Ellipse:
Was passiert bei einem Verstoß?
Groß oder klein weiter?
- Aussagesätze und Kurzsätze:
Die Mischung macht’s
Vorsicht bei der Dosis
- Doppelpunktkonstruktionen:
Ein kleiner Kniff: Nutzen Sie die FAQ
Variieren ist also erlaubt – mit einer Ausnahme. Haben Sie mehrere zusammengehörende Zwischenüberschriften, sollten Sie dieselbe Form beibehalten. Beispiel:
1. Schreiben Sie klar und präzise
2. Nutzen Sie Verben statt Substantivierungen
3. Lockern Sie die Satzbildung auf
Ungünstig wäre hier, die Nr. 2 zu „Verben statt Substantivierungen“ zu kürzen. Der Imperativ mit „Sie“ sollte beibehalten werden.
Länge und Häufigkeit
Wie lang sollte eine Zwischenüberschrift mindestens und höchstens sein? Auch da gibt es keine feste Regeln. Zwischenüberschriften sollten jedoch nach Möglichkeit:
- nicht länger als eine Zeile laufen (je nach Webdesign, bei mir manchmal schwierig)
- innerhalb eines Textes ähnlich lang sein
Generell gilt: Eine Zwischenüberschrift sollte sich mit einem Blick erfassen lassen. Kürzer ist daher besser als länger.
Wie häufig Sie sie setzen, ist (auch) eine Frage Ihres individuellen Stils. Wo endet eine Argumentengruppe, wo beginnt eine neue? Das ist nicht immer eindeutig. Sie können es kleinteilig machen oder größere Klammern setzen.
Bei einer eher kleinteiligen Behandlung bietet es sich manchmal an, eine zweite Ebene an Zwischenüberschriften zu nutzen, markiert durch eine kleinere Schriftgröße. So habe ich es auch in diesem Beitrag gehalten. Mehr als zwei Ebenen sollten es jedoch nicht werden, sonst wird es unübersichtlich.
Wichtig ist noch, dass Ihr Text in sich harmonisch erscheint. Im ersten Teil ganz viele Zwischenüberschriften zu setzen und im nächsten nur ganz wenige, wäre unausgewogen. Sorgen Sie hier für ein Gleichgewicht.
Fazit: Erfolgreiche Kommunikation dank Zwischenüberschriften
Gute Zwischenüberschriften sind Service am Leser, denn Sie erleichtern ihm damit das Lesen. Aber auch für Sie ist der Nutzen hoch – und zwar in allen Punkten des Leseprozesses. Vorm Lesen, weil die Zwischenüberschriften den Nutzer dazu animieren, Ihren Text überhaupt erst zu lesen. Beim Lesen, weil er Ihrer Argumentation leichter folgen kann. Nach dem Lesen, weil mehr hängen bleibt beim Leser.
Letzten Endes geht es darum, Ihre Botschaft zu transportieren – und dabei können Ihre Zwischenüberschriften Ihnen ganz wunderbar helfen.
Lesen Sie auch:
So bekommen Sie Struktur in Ihre Blogartikel
So finden Sie Ihre eigenen Stil – Teil 1: Rhythmus
Wie Sie Informationen auf Ihrer Website richtig ordnen und gewichten
Rafael Buglowski meint
Hallo Frau Dr. Lamer,
danke für die immer spannenden Newsletter und nun den interessanten Blogbeitrag zu Zwischenüberschriften. Ein Thema, das mich seit einiger Zeit umtreibt.
Die Vorgabe, Argumentgruppen mit Sublines zu versehen, leuchtet mir ein. Auch verstehe ich, dass die Frage nach der Häufigkeit individuell beantwortet werden muss. Doch frage ich mich, ohne zu einem Schluss zu kommen, ob ich in einem Text, bestehend aus Überschrift, Einleitungsatz und Absatz 1 mit Kerninformation sowie Absatz 2 mit Hintergrundinformation, eine Zwischenüberschrift nutzen sollte. Der Text hat insgesamt etwa 1.000 Zeichen, ist folglich nicht besonders lang.
Argumente für und wider die Subline
Im oben beschrieben Fall schmeichelt die Zwischenüberschrift dem Auge und serviert leichtverdauliche Häppchen, indem der Text durch die Trennung der Absätze kürzer erscheint. Aber gleichzeitig vermittelt mir die Zwischenüberschrift das Gefühl, dass der Gesamttext eigentlich hätte länger sein sollen. Beide Beobachtungen scheinen mir wichtig, ich bleibe dank zweier guten Argumente unentschieden.
Bemerkenswertes Wort
Zum Einlösen des in der Zwischenüberschrift gemachten Versprechens will ich noch beschreiben, was ich an anderer Stelle gelernt und für gut befunden habe. 🙂 Bei längeren Texten kann die Subline doppelt als „Boost“ funktionieren, indem ich jeweils zwei Absätze in einer Überschrift zusammenfasse und die Einlösung des Versprechens erst im zweiten Absatz folgt. So hangelt sich der Leser von Zwischenüberschrift zu Zwischenüberschrift, von Cliffhanger zu Cliffhanger.
Schließlich finde ich in Ihrem Blogbeitrag ein Wort bemerkenswert, weil es mich stolpern ließ und mir so bewusst machte, dass ich dieses zwar kenne, aber noch nie geschrieben gesehen habe: das „Vorm“. Somit habe ich nicht nur zum Thema Zwischenüberschriften etwas mitnehmen können.
Vielen Dank und beste Grüße
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Herr Buglowski,
vielen Dank für Ihren wertvollen Kommentar.
Ihren kleinen Problemfall haben Sie sehr gut analysiert. Ist es legitim, nur eine einzige Zwischenüberschrift zu setzen, oder erwartet der Leser dann mehr? Ich würde sie in dem Fall wohl lieber weglassen. Aber es kommt natürlich auch auf den Text an (wie lang, welchen Mehrwert bietet die Zwischenüberschrift etc.).
Herzliche Grüße
Annika Lamer
Carola siebert meint
Liebe Frau Dr. Lamer, lieber Herr Buglowski,
lustig, ich bin auch über das Wort „vorm“ gestolpert und würde es nie in einem offiziellen Text schreiben. Es klingt in meinen Ohren zu umgangssprachlich. Aber vielleicht bin ich zu altmodisch?
Ansonsten möchte auch ich ein Kompliment aussprechen. Tolle Beiträge, ich lese sie immer gerne.
Lieben Gruß
Dr. Annika Lamer meint
Liebe Frau Siebert,
Umgangssprache hat ja etwas mit Mündlichkeit zu tun und deshalb ist das – nach meinem Verständnis – im Blog erlaubt und erwünscht. In einem „offiziellen“ Text, wie Sie es nennen, würde ich „vor dem“ schreiben. 😉
Danke für Ihr Lob!
Herzliche Grüße
Annika Lamer
AdPoint GmbH meint
Liebe Frau Dr. Lamer,
danke für diesen tollen Beitrag. Überschriften und Unterüberschriften sind für guten Content entscheidend und sehr wichtig. Natürlich helfen sie auch, wie sie geschrieben haben, dass sie sehr hilfreich für den Leser sind. Toller Artikel!
Liebe Grüße
Karin meint
Ein hilfreicher Artikel, bei dem auch ich als Texterin noch etwas lernen konnte. Ich habe ihn deshalb in meinem Blogbeitrag verlinkt.
Dr. Annika Lamer meint
Hallo Karin,
vielen Dank fürs Verlinken. 🙂
Liebe Grüße
Annika